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Frage Nr. 39312 von 15.01.2025

Death-Grip-Syndrome, Masturbieren ohne Gleitgel, Samenerguss ungewohnt, sehr langer Pornokonsum

Hallo, Ich bin männlich, 22 und habe (wahrscheinlich) (weil ich noch kein Sex hatte) eine auf Dauer schädliche Art der Selbstbefriedigung. Weiß aber nicht so recht wie ich es schaffe mein Selbstbefriedigungsverhalten nachhaltig zu verbessern.

Ich masturbiere trocken ohne Gleitgel, weil es sich erregender anfühlt, wenn meine Hand die Haut meines Penis' "festhält" bzw. die Penishaut durch die auf und ab Bewegung meiner Hand über den Penis reibt anstatt, dass sie nur darüber gleitet.

Außerdem ist mein Griff um den Penis immer fester geworden (und ich benutze mal die eine mal die andere Hand, oft beide, mal eine am Hodensack etc.), um mehr Erregung zu haben und meine Vorhaut ist stets über meiner Eichel, weil diese zu empfindlich ist.

Beim Orgasmus drücke ich dann immer meine Vorhaut an der Öffnung zusammen, um mein Samenerguss aufzufangen, weil mir das Sperma unvertraut/unangenehm ist und ich dann nichts sauber machen muss sondern einfach mein Sperma unter der Vorhaut in der Toilette runterspülen kann beim Pinkeln danach. (ich wasche meinen Penis danach aber gründlich unter der Vorhaut)

Ich kriege mein Leben zwar gut auf die Reihe (also keine richtige Sucht), aber mein Pornokonsum wurde immer mehr/länger. In dem Sinne, dass ich immer länger die verschiedensten Tabs aufmache und quasi eine endlose Suche/Vorbereitung habe, um dann danach fürs Masturbieren die vermeintlich "perfekte/neue Höhe an Kick" an noch mehr/noch besseren Pornografischen Inhalten zu haben. (Dadurch habe ich auch nur ca. 5mal die Woche Zeit dafür, weil es zwischen 30min.-3 Stunden dauern kann.)

Das Suchen und endlos viele Tabs öffnen, bei dem ich auch schon masturbiere, ist mittlerweile aber viel erfüllender, weil die Vorstellung vom neuen Hoch nach dem Suchen so viel mehr Dopamin ausschüttet als wenn ich das Suchen/Vorbereiten beende. Außerdem bekomme ich bei diesem Suchen meistens mehr oder weniger ausversehen meinen Orgasmus bei vermeintlichen Inhalten die garnicht mein Favorit war und habe dann doch nicht die "perfekte Erfahrung", die ich mir erhofft/vorgestellt habe.

Vor genau einem Monat war ich dann selbst über mich schockiert welche Inhalte ich durchforstet habe, wozu ich onaniert habe und habe mich sehr schlecht gefühlt weswegen ich beschlossen habe erstmal einen Schlussstrich für mich zu ziehen.

Seit dem habe ich nichts konsumiert und mich auch nicht selbst ohne Pornos befriedigt. Das fiehl mir nicht schwer, weil ich nur 1mal morgens im Bett erregt war. Ansonsten gehe ich nämlich sonst eher aus Langeweile auf diese Seiten und werde dadurch erregt. Bei dem Gedanken auf eine Seite zu gehen habe ich mir dann immer gesagt ob das wirklich notwendig ist und ob ich es nicht auf morgen verschieben kann. Mir geht es soweit eigentlich ganz gut damit aber ich weiß nicht wie gesund ein kompletter Verzicht von Selbstbefriedigung ist auch auf Dinge wie ein erhöhtes Prostatakrebsrisiko bezogen bei seltener SB.

Wenn ich sonst versucht habe meine Selbstbefriedigung zu verändern (Gleitgel, weniger Druck und Geschwindigkeit, statt Pornos Fantasien oder nur auf Empfindungen konzentrieren, wegen Gleitgel gezwungen irgendwohin zu spritzen beim Orgasmus) ist mir das immer nur kurze Zeit gelungen, weil es eben nicht so befriedigend wie mein gewohntes Verhalten und viel aufwendiger ist mit sauber machen von Sperma und Gleitgel.

Ich bin heute auf eure Internetseite gestoßen und habe mir schon sehr viele Artikel durchgelesen, sexuelles Lernen, Thema bewegung (ich spanne wahrscheinlich auch einfach nur an beim Pornogucken), wie man selbstbefriedigungsverhalten umlernt und noch viele viele weitere Themen. Aber ich habe nichts zu meinen SB-Verhaltensweisen gefunden (auch nicht bei den Fragen) und wie ich diese Konkret angehen kann bzw. weiß nicht wie ich das Wissen darauf anwenden kann.

Ich habe Sorge durch meine Verhaltensweisen Probleme beim Sex zu bekommen durch u. A. meine Desensibilisierung.

Entschuldigt meinen ewig langen Text und schonmal vielen Dank für die Antwort und Hilfe!

Unsere Antwort

Schön, dass du dich bei uns schon schlau gemacht hast. Deine Art der Selbstbefriedigung ist nicht unüblich. Du verwendest viel Druck und Muskelspannung. Ich denke, dieser Text über Muskelspannung, den du ja wahrscheinlich schon gelesen hast, beschreibt vieles gut, was du erlebst. Oder vor allem auch, was du nicht erlebst. Ich mag den Begriff Death Grip Syndrome nicht, denn das klingt so krank. Dabei geht es einfach um Stimulation mit hohem Druck und hoher Muskelspannung. Und da ist die Wahrnehmung reduziert.

Die Pornos bieten dir da einen viel intensiveren Kick, als dein Penis das kann, der in der hohen Anspannung fast taub werden kann. Zudem kommt, dass du dich durch den Zustand der immobilen Anspannung in den sogenannten Kampf-Flucht-Modus versetzt, der eigentlich ein Zustand ist, in dem unser Organismus sich in Gefahr wähnt. Die Inhalte der Pornos, die dich erregen, könnten auch auf diesen Zustand hindeuten.

Wichtig für dich zu wissen ist: Das ist alles normal. Du richtest nicht eigentlich Schaden an. Aber es stimmt schon, dass du eher Probleme beim Sex bekommen könntest. Einfach weil deine Form der Erregung nicht besonders kompatibel für die Paarsexualität ist. Für die Paarsexualität – vor allem wenn Vaginalverkehr ein Thema ist – braucht es mehr Wahrnehmung im Penis, weil die Stimulation in der Vagina nicht so intensiv ist. Es braucht mehr Bewegung, damit die Durchblutung besser ist.

Du hast sehr gut gelernt, dich mit Pornos zu erregen. Logisch, dass das ohne Pornos erst mal nicht so gut gelingt und nicht so befriedigend ist. Das ist, wie wenn du ständig Englisch geübt hättest und jetzt Französisch sprechen möchtest. Da brauchts Geduld, neues dazu zu lernen. Eine "Durststrecke", wo du erst mal nicht so viel erlebst. Statt Lust hast du allenfalls Neugier. Neugier auf das, was ist. Und wenn das noch so lau ist. Aus lau wird mit viel Übung heiss. Lass dir also Zeit. Viele Wochen Zeit. Auch wenn du mehrmals in der Woche übst (ich empfehle mindestens dreimal), brauchst du diese Zeit.

In unserem Text über das Üben schreiben wir, wie du Altes mit Neuem verbinden kannst. Du hast völlig mit den Pornos aufgehört und trockene Reibung durch feuchte ersetzt. Das sind viele Schritte auf einmal. Es ist erstaunlich – und zeigt, dass du sexuell viele Fähigkeiten hast –, dass du so überhaupt eine Erektion hast und dich bis zu einer Entladung erregen kannst. Du kannst dir das Leben einfacher machen und das Gleitmittel auch erst mal zur Seite legen, oder zumindest zwischendurch ohne Gleitmittel stimulieren.

Und nun zum Sperma: Weisst du, warum du da so eine schwierige Beziehung zu deinem Sperma hast? Dein Sperma ist ein Zeichen deiner Männlichkeit und deiner Potenz. Es ist alles andere als dreckig. Hättest du Lust darauf, so richtig Spass an deinem Sperma zu bekommen? So richtig Spass an deiner Fähigkeit, zu spritzen? Vielleicht könntest du das auch üben. Möglicherweise fällt dir das erst mal unter der Dusche einfacher?

Wenn ich dein Schreiben lese, dann fällt mir der Begriff "zurückgehaltene Männlichkeit" ein. Ich kenne dich und deine Geschichte nicht. Aber es wäre schön, wenn du ausprobieren und üben könntest, deiner Männlichkeit mehr Raum zu lassen. Die Beckenschaukel ist eine Bewegung, die das männliche Geschlecht aus dem ganzen Körper raus belebt und bewegt. Ich würde dir anraten, sie zu üben. Und dann empfehle ich dir unsere Tipps zur Selbstbefriedigung. Eigentlich geht es darum, dass du deinen Penis und deine Sexualiät ein bisschen neu erkundest und entdeckst.

Ich empfehle dir auch das Buch Klappt's von Michael Sztenc. Es ist ein gutes Übungsbuch, und es unterstützt die spannende Auseinandersetzung mit dem Mannsein.

Schau mal, wie du so weiterkommst. Du kannst uns gern wieder schreiben. Gib dann bitte die Nummer dieser Frage an.

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