Frage Nr. 38786 von 14.09.2024
Guten Morgen -
Prinzipiell habe ich keinen Zugang zu meinen Gefühlen (Alexithymie). Stamme aus einem puritanische. Elternhaus in der es keine körperlichen Berührungen gab.
Das nervt mich jetzt extrem: ich empfinde körperliche Nähe und Berührungen zunehmend unangenehm - nicht nur fremde sondern auch eigene (also mich selbst zu berühren) ich bin zwar in Therapie, komme aber nicht weiter - es wird eher schlimmer.
Was tun?
Unsere Antwort
Es tut mir leid, dass du damit zu kämpfen hast. Es klingt so, als hättest du in deiner Kindheit nicht das bekommen, was du brauchtest. Wahrscheinlich hängt das auch mit deinem heutigen Erleben zusammen.
Ich weiß aber viel zu wenig über dich, um dir da wirklich weiterhelfen zu können. Hast du denn in deiner Therapie schon darüber gesprochen, dass das ein Problem für dich ist? Es würde Sinn machen, mal gemeinsam mit deiner Therapeutin oder deinem Therapeuten genau zu besprechen, welche Berührungen das sind und was daran unangenehm ist. Und dann könntet ihr eventuell weitere Schritte überlegen. Ich weiß nicht, was für eine Art Therapie du machst, aber eventuell könnte auch eine zusätzliche Körpertherapie sinnvoll sein.
Vielleicht möchtest du auch mal einige unserer Texte lesen, zum Beispiel:
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Frage Nr. 38785 von 13.09.2024
Ich habe ein YouTube Video vom Kanal [...] zum Thema Hypergamie und Red Pill gesehen. Und ja manche Punkte in der Red Pill machen Sinn. Das Frauen vorsichtiger sind wenn sie sich auf Sex mit Männern einlassen aus Angst vor übergriffen und Schwangerschaft erscheint mir nachvollziehbar. Andere Thesen wie das Männer jüngere Frauen attraktiv finden weil sie eine höhere Fruchtbarkeit haben erscheinen zum Teil auch sinnvoll. Hypergamie aber nur zum Teil eine Frau mit Kinderwunsch wird eher einen Mann mit Job und Wohnung wählen als einen Mann der obdachlos ist. Aber es gibt halt auch Paare wo Mann und Frau arbeitslos sind und die denoch Kinder haben. [Auch diese Tabelle wo der 38 jährige Mann und die 23 jährige Frau auf der selben Höhe sind, das es auf anderen Red Pill Kanälen gibt sehe ich nicht. Es vermittelt Männern wenn du ein Mann mittleren Alters mit viel Geld bist steht dir eine junge hübsche Frau zu, bekommst du. Und das kann nach hinten losgehen. Einer hübschen jungen Frau steht ja auch kein reicher Mann zu. Das ist ja nichts worauf man Anspruch erheben kann.] Die Theorie das es die Natur von Männern ist ihren Samen zu verteilen, mit vielen Frauen Kinder zu zeugen und Sex mit vielen Frauen etwas worauf Mann stolz sein kann. Frauen hingegen wollen den besten Mann um eine Familie zu gründen, weil die Schwangerschaft sie verletzlich macht. Niemand weiß was jetzt natürlich und was kulturell ist. Bonobosweibchen haben Nachwuchs mit unterschiedlichen Männchen, die sich nicht um den Nachwuchs kümmern. Und auch eine Frau kann 3 Kinder nacheinander mit einem Mann, oder mit 3 Männern bekommen. Ich denke Menschen haben schon immer versucht Regeln für das menschliche zusammenleben zu finden. Und je nach Epoche zu unterschiedlichen Ergebnissen moralisch Vorstellungen und Gesetzen gelangt sind. Der Tausch Sexualität gegen Sicherheit. Vaterschaftssicherheit und Jungfräulichkeit gegen Versorgung und Status sind nur zwei Möglichkeiten. Dinge wie Hypergamie könnten mit der Zeit verschwinden weil Frauen ihr eigenes Geld und Status haben. Biologische Unterschiede wie das Frauen schneller einen Mann ins Bett bekommen, weil er vor einer körperlich kleineren Frau keine Angst hat und nicht schwanger wird ändern sich höchstens über Jahrtausende, wenn überhaupt. Es bringt Männern nichts neidisch zu sein, weil Frauen
können nichts dafür. Das Männer jüngere Frauen attraktiv finden und einige mit ihnen auch eine Familie gründen, weil Frauen eine Menopause ist etwas das sich, vielleicht über einige Millionen Jahre ändert, vielleicht auch nie. Es bringt Frauen nichts Neid darauf zu empfinden, weil Männer können nichts dafür. Kulturelle Dinge wie Frauen als Schlampig zu nennen und Männer toller Held sind änderbar. So gesehen haben sowohl Männer als auch Frauen in der Sexualität Vorteile und Nachteile.
Unsere Antwort
Ich merke, dass du dir sehr viele Gedanken über das Video gemacht hast. Du hast erkannt, dass in Red-Pill-Videos oft eine bestimmte Strategie genutzt wird, um Menschen von bestimmten Ideen überzeugen. Teilweise werden Dinge gesagt, die wahr sind, aber dann verallgemeinert werden. Zum Beispiel, dass Frauen bei der Partnerwahl vorsichtiger seien. Das mag auf manche Frauen zutreffen, aber nicht auf alle.
Gleichzeitig gibt es in der Red-Pill-Bewegung viele Aussagen, die nicht stimmen und keine wissenschaftliche Grundlage haben. Ein Beispiel dafür ist die Tabelle, die du in anderen Red-Pill-Inhalten gesehen hast. Sie sieht vielleicht logisch und wissenschaftlich aus, ist es aber nicht. Hier ist es wichtig, vorsichtig zu sein und nicht alles zu glauben. Red-Pill-Theorien verallgemeinern oft und verbreiten falsche Informationen, und es kann schwierig sein, zu erkennen, was wahr ist und was nicht.
Manche Männer lassen sich zum Beispiel davon überzeugen, dass sie ein Recht auf jüngere Frauen hätten oder dass sie für Frauen nur interessant sind, wenn sie viel Geld und einen hohen Status haben. Aber, wie du richtig bemerkt hast, stimmt das nicht.
Hilfreichere Meinungen über Männer, Frauen und Sex kannst du in den beiden Texten «Männergruppen und ihre Meinungen über Männlichkeit» und «Hilfreiche Meinungen über Männer, Frauen und Sex» nachlesen.
Ich empfehle dir ausserdem auch unsere Texte « Vorsicht vor Pick-up Artists: Tipps für Männer», «Vorsicht vor der Männerrechtsbewegung» und «Incel: Hab ich gar keine Chancen bei Frauen?».
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Frage Nr. 38780 von 12.09.2024
Ich hatte Euch die Frage 38749 gestellt. Gibt es einen Grund, warum ihr noch nicht darauf geantwortet habt?
Ich wäre sehr dankbar über eure Meinung zu Laif. Da ich eine Alternative zu Antidepressiva suche.
Unsere Antwort
Wende dich mit deiner Frage bitte an deine behandelnden Psychiater. Wir können aus der Ferne nicht beurteilen, ob laif eine Alternative für dich sein kann.
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Frage Nr. 38775 von 11.09.2024
Hallo!
Ich würde gerne wissen wie ich besser mit negativen Gedanken umgehen kann. Ich mache mir sehr viele Sorgen seit einiger Zeit. Besonders habe ich Angst- dass mein Partner erkranken könnte- und sich dadurch unser Leben ändern könnte. Ich habe einige enge Personen meiner Familie durch Krankheiten verloren - die ich auch mitgepflegt habe und da sehr viele Gefühle reingesteckt. Irgendwie habe ich jetzt das empfinden - dass ich sowas nicht nochmal durchstehen kann oder möchte. Dementsprechend habe ich richtig Probleme, dass mein Partner es immer noch nciht geschafft hat komplett mit dem Rauchen aufzuhören- und wenn Check ups anstehen habe ich im Vorfeld schon die schlimmsten Befürchtungen: wie lerne ich gelassener damit umzugehen? Ich habe mich auch schon um eine Therapie bemüht- allerdings sind die Wartelisten lang. Wie lerne ich wieder positiver an alles ranzugehen? Danke euch!
Unsere Antwort
Es ist schön, dass du dich mit deiner Angst beschäftigen möchtest.
Das weisst du ja bestimmt auch selber, aber manchmal ist es gut nochmal darüber nachzudenken: egal ob du Angst hast (dir Sorgen machst) oder nicht, hat das überhaupt keinen Einfluss auf die Zukunft. Ich will damit folgendes sagen: 1. du hast Angst: dein Partner kann krank werden oder er bleibt gesund. 2. du hast keine Angst: dein Partner kann krank werden oder er bleibt gesund. Es gibt keinerlei Zusammenhang.
Du versuchst deine Angst zu minimieren, indem du versuchst Kontrolle auszuüben. In deinem Beispiel über das Rauchen deines Partners und die CheckUps. Es gelingt dir aber trotzdem nicht, denn Angst lässt sich nicht kontrollieren.
Bis du einen Therapieplatz hast, würde ich dir empfehlen folgendermassen vorzugehen:
Versuche deine Angst und deine Gedanken zu trennen, beziehungsweise einzeln zu identifizieren. Angst ist ein Gefühl, das du körperlich spüren kannst. Wo spürst du sie? Wie genau ist ihre Ausdehnung? Wie ist ihre Qualität: ein Stechen, ein Zittern, ein Abschnüren, ein Druck oder was ist es bei dir. Dann bleibe bei dem was du im Körper fühlst und gib dem Platz, vielleicht kannst du es in andere Körperregionen ausdehnen, vielleicht kann es zirkulieren im Körper. Probiere es aus und mache es mehrmals täglich oder immer dann wenn die Angst auftaucht. Die Gedanken sind oft blitzschnell, aber sie kommen an zweiter Stelle. Deine Gedanken sind vermutlich in etwa immer die selben und drehen sich im Kreis und/oder sie werden mit der Zeit noch ausgeklügelter und geben mehr Details dazu. Versuche sie mal wie von aussen zu betrachten, vielleicht so als würdest du aus einem sich drehenden Rad aussteigen und die wirbeln da weiter. Diese Gedanken hätten kein Gewicht, wenn sie sich nicht mit der Emotion Angst verkettet hätten. Oder du kannst auch versuchen sie vorbeiziehen zu lassen, wie andere Gedanken auch. Zum Beispiel wenn du denkst: ich brauche noch Tomaten. Dann wird das kurz aufblitzen, aber dieser Gedanke wird sich wahrscheinlich nicht permanent wiederholen. Du hängst nicht an ihm fest und lässt ihn weiterziehen. Wenn du denkst: wenn mein Partner krank wird, werden wir nur noch ein kurzes, sehr anstrengendes, gemeinsames Leben haben (oder was immer du in der Richtung oft denkst). Dann wirst du in dem Moment auch körperlich was fühlen. Dann achte auf deine körperlichen Empfindungen, wo spürst du etwas und wie genau. Fokkussiere dich darauf. Lass es grösser und stärker werden. Die Gedanken sind erstmal Nebensache. Der Fokus bleibt auf dem körperlichem Empfinden und wenn er wieder wegrutscht in Richtung Gedanken, dann holst du ihn wieder zurück. Das ist zunächst sehr anstrengend, weil es ungewohnt ist und es kann auch erstmal etwas frustrierend sein, da die Aufmerksamkeit oft verrutschen wird. Das ist normal. Je mehr du dir erlaubst körperlich zu spüren und das nicht einfach "weghaben" willst, desto besser wird es auch mit den Gedanken.
Was du zusätzlich machen kannst: gib den Gedanken, die die Angst begleiten, mal eine Stunde am Stück Zeit. Das heisst, du setzt dich hin und lässt die Gedanken mal eine Stunde über ihre schlimmsten Befürchtungen plaudern. Du hörst einfach nur zu und versuchst "ihnen" nichts auszureden. Du schaust sozusagen mit der Angst zusammen ihr Fotoalbum an und zwar das der Vergangenheit und der Zukunft. Diese Gedanken werden alles schwarz sehen und malen, das liegt in ihrem "Charakter". Danach schaust du dir mal dein inneres Fotoalbum an: schöne Momente der Vergangenheit und schöne Wünsche an die Zukunft.
Was auch sehr hilfreich sein kann, um die Angst wirklich zuzulassen, damit sie wieder "beweglicher" wird und du damit innerlich auch: etwas zu machen was dich interessiert, aber wovor du grosse Angst hast oder Horrorfilme zu schauen. Und bei beidem geht es dann darum den Fokus auf dem körperlichen Empfinden zu halten.
Wenn du nicht genau verstehst was ich meine oder wie du vorgehen sollst oder weitere Fragen hast, dann melde dich gerne wieder unter Angabe der Fragenummer.
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Frage Nr. 38763 von 08.09.2024
Hallo liebes Lilli-Team,
Ich (m, 33) merke, dass ich bisweilen sehr gewalttätige Fantasien habe. Aber jetzt nicht im sexuellen Sinne, sondern "einfach so". Manche davon kann ich mir noch erklären, andere nicht. Zwei Beispiele von heute:
a) Ich habe mich daran erinnert, wie ich in der Grundschule von einem Mitschüler gemobbt wurde. Als ich mich damals gewehrt habe, wurde das von der anwesenden Lehrerin als Aggression meinerseits ausgelegt (weil sie das Mobbing vorher ja nicht mitbekommen hatte). In meiner Fantasie habe ich mir nun vorgestellt, diesen Mitschüler später auf dem Heimweg zu überfallen und zu töten [...] Diese Fantasie kann ich mir noch erklären, weil dadurch ja das emotionale Bedürfnis nach Rache und dem Ende einer Demütigung befriedigt wird. Ich frage mich bloß, warum mich das nach so vielen Jahren immer noch beschäftigt; ich dachte, darüber wäre ich schon lange hinweg.
Anschließend hat ein gedanklicher Teil von mir derartige Aktionen (Mord, s.o.) in einer Art Selbstgespräch gerechtfertigt. Das Argument war "wenn du schon Gewalt anwendest, dann so stark und entschieden, dass der andere garantiert keine Möglichkeit hat, zurückzuschlagen, sonst gefährdest du dch nur selbst." Das hat mich dann zu Fantasie Nummer zwei gebracht:
b) In dieser Fantasie war ich Präsident der USA, die kur vor einem Krieg mit dem Iran standen. In der Fantasie habe ich dann damit gedroht, das ganze Land vollständig mit Atombomben zu zerstören. Und das verstehe ich jetzt endgültig nicht mehr. Was geht da vor in meinem Kopf? Ich bin normalerweise ein äußerst friedlicher und rücksichtsvoller Mensch und daran interessiert Konflikte friedlich zu lösen. Diese Seite von mir verabscheue ich. Und sie macht mir ehrlich gesagt auch Angst, denn ich befürchte, dass ich eines Tages tatsächlich mal extrem gewalttätig werden könnte.
Was als Kontext sicherlich wichtig ist, ist, dass ich unter Depressionen leide (schon lange, ca. seit 15 Jahren). Ich war zwei mal in Therapie und nehme seit 2015 Citalopram. Seit Beginn meiner ersten Therapie hat sich mein Leben stark verbessert. Ich habe Erfolgserlebnisse gehabt und viel über mich selbst gelernt. Ich habe allerdings den Eindruck, dass sich der ganze Fortschritt eher auf der "psychischen Oberfläche" eingestellt hat, und ich mich emotional (mir fällt gerade kein besseres Wort dafür ein) immer noch nicht wirklich besser fühle.
Also nochmal kurz zusammengefasst: Was geht da in meinem Kopf vor? Warum habe ich diese extrem gewalttätige Seite an mir? Und wir kann ich mit ihr umgehen, so dass ich diesen Teil weder auslebe noch verabscheue? Und wie verhindere ich, dass ich nicht doch eines Tages mal jemanden angreife?
Vielen Dank für eure Hilfe. Ich wünsche euch eine schöne Woche. :)
Unsere Antwort
Du machst sehr interessante Beobachtungen über dich selbst. Und ich erlebe dich in deinen Beschreibungen als rücksichtsvollen Menschen, der in der Lage ist einzuschätzen, wie sein Verhalten auf andere Menschen wirkt und welches Verhalten angemessen ist. So wie du schreibst, hast du keine Wutausbrüche. Die Wut spielt sich einzig und allein in deinem Kopf ab. Dein Verhalten ist betont friedlich und rücksichtsvoll.
Nun zu deinen Fantasien. Erstmal sind sie ein wunderbares Werkzeug, um dich machtvoll statt hilflos zu fühlen. Viele Menschen kennen gewalttätige Fantasien. Unsere Fantasie eröffnet uns ganz neue Welten und Möglichkeiten. Es ist ein Geschenk, dass du so eine Fantasie zur Verfügung hast.
Ich frage mich, ob du einen spielerischen Umgang mit deinen Fantasien finden kannst. Wie wäre es, wenn du mit deinen Fantasien lachst? Etwa so: haha, da habe ich mir ausgemalt, dass ich die Macht habe, ein Land vollständig zu zerstören. Das Lachen mit deinen Fantasien schafft erstmal einen Abstand zwischen dir und den Fantasieinhalten. So machen sie dir weniger Angst.
Du kannst noch viele weitere kreative Umgangsformen mit deinen Fantasien finden. Du könntest zum Beispiel beobachten, was du in deinem Körper spürst, während du diese Fantasien hast. Bist du eher angespannt oder locker? Wo spannst du an? Wie ist die Atmung? Und mit all diesen Dingen kannst du spielen. Du könntest, wenn eine Fantasie aufkommt, deinen Kopf locker bewegen oder auf der Stelle hüpfen oder dein Becken kreisen, ganz schnell oder besonders tief atmen. Schau einfach mal, was passiert, wenn du das tust.
Und dann wäre es noch interessant, zu schauen, was es mit deinem Umgang mit Wut auf sich hat. Dazu empfehle ich dir sehr unseren Text Ich komme mit meinen Gefühlen nicht klar – was tun? Schau mal, was dich darin anspricht.
Ich kann gut nachvollziehen, dass sich dein Fortschritt oberflächlich anfühlt. Es kann gut sein, dass du dich nun nach einer Zeit der Stabilisierung bereit fühlst für einen tieferen Prozess.
Depression und andere Diagnosen sind Namen für Notfallprogramme. Wir empfehlen dir, dass du sie als Lösungsversuche ansiehst, mit dir und dem Leben klarzukommen. Das heisst: Hinter deiner Störung liegt eine Logik. Wenn du dich dafür interessierst, hast du den ersten Schritt zur „Heilung“ getan. Es ist sinnvoll, wenn du das mit psychotherapeutischer Unterstützung machst.
Wenn du eine Depression hast, sinkt dein Selbstvertrauen, du fühlst dich antriebslos, du kannst dich schlecht für was entscheiden, du kannst dich schlecht konzentrieren und verlierst den Spass am Leben. Vielleicht vergeht dir der Appetit, vielleicht isst du zu viel. Vielleicht kommst du nicht aus dem Bett, vielleicht kannst du nur schlecht schlafen. Vielleicht fühlst du dich leer und teilnahmslos, vielleicht ängstlich und angespannt. Depression unterscheidet sich klar von Traurigkeit: Bei Traurigkeit, kannst du weinen und weisst warum. Die Depression unterscheidet sich von Traurigkeit dadurch, dass Menschen mit Depression sich kaum freuen und manchmal auch nicht weinen können. Du kannst die Depression als eine Art Bremsmanöver, als ein Aussteigen vom Machen, Erleben und Spüren ansehen. Das ist eine Art, mit Überforderung umzugehen.
Was hast du denn in der Therapie bisher über dich herausgefunden? Hast du eine Idee, woher die depressiven Symptome kommen? Wobei haben die depressiven Symptome dich damals unterstützt? Schau dazu doch mal in unseren Text Wie hängen meine Probleme mit meiner Kindheit zusammen?
Kannst du versuchen, genauer zu beschreiben, was es bedeutet, dass du dich "emotional noch nicht wirklich besser fühlst"? Vielleicht hilft dir der Abschnitt oben dabei. Emotionen fühlen wir im Körper. Fühlst du deinen Körper? Fühlst du deinen Körper als etwas, was sich in alle Richtungen ausbreitet: oben-unten, rechts-links, vorne-hinten? Oder erlebst du dich eher flach und klein? Kannst du damit spielen? Dein emotionales Erleben hat viel damit zu tun, wie du deinen Körper einsetzt. Du kannst so noch viele Gefühlsqualitäten entdecken.
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Frage Nr. 38748 von 06.09.2024
Hallo, ich befinde mich in einer Traumatherapie (bei komplexer PTBS) und eigentlich läuft diese ganz gut. Außer wenn wir folgende Übung machen... dabei soll ich mit meinen inneren Anteilen ins Gespräch kommen, dazu steht dann ein leerer Stuhl mit im Raum und ich soll mir vorstellen das dort ein bestimmter innerer Anteil sitzt und meine Therapeutin spricht dann auch ganz normal mit dem Anteil und ich soll dann stellvertretend für den Anteil antworten.
Ich komme mir bei der Übung immer ziemlich albern vor und bin dann immer sehr gehemmt und kann teilweise nicht reden und werde dann wütend auf mich selbst, weil ich die Übung nicht hinkriege.
Habt ihr einen Tipp, wie ich meine Scham gegenüber der Übung überwinden kann? Wie ich es weniger albern finde?
Ich verstehe den Sinn hinter der Übung und glaube auch, dass sie etwas bewirken kann. Aber trotzdem fällt es mir mega schwer dabei mitzumachen. Beste Grüße
Unsere Antwort
Deine Therapeutin arbeitet wohl mit gestalttherapeutischen Interventionen oder nach der Egostate-Therapie. Dabei geht es darum, die eigene Innenwelt in all ihren Aspekten zu entdecken und die Motive der verschiedenen Aspekte zu erfahren. Dadurch soll bewusst werden, wie die verschiedenen Motive inneren Spannungen und vielleicht auch Ängste auslösen. Ziel ist immer, mit sich selbst Frieden zu schliessen und die eigenen Fähigkeiten wert zu schätzen.
Dir nützt es im Moment gar nichts, wenn deine Therapeutin ganz normal mit deinen Aspekten/Teilen reden kann. Zunächst brauchst du mal Unterstützung. Sonst passiert genau das, was du beschreibst. Du schämst dich, weil du eigentlich gar nicht weisst, wie du mit einem Innenteil reden könntest. Dann wirst du wütend weil du das nicht kannst. Dann wahrscheinlich auch auf deine Therapeutin. Oder du findest dich selbst einfach unfähig, was dann deinem Selbstwertgefühl schadet. Zum Schutz deines Selbstwertgefühls findest du den ganzen Kram dann albern und kannst gar nicht mehr ‚mitspielen‘. Bevor solche Übungen klappen, muss man erst mal lernen, neugierig auf sich selbst zu werden. Dazu könnte gehören, dass du deiner Therapeutin sagst, wie albern du das findest. Sie sollte dann nicht beleidigt sein, sondern dich verstehen. Mit einem leeren Stuhl zu sprechen ist albern! Kein Mensch macht so was ohne Grund. Überleg mal, wie du Selbstgespräche führst. Redest du dich mit Namen oder mit Du an? Schimpfst du mit dir? Predigst du und hältst dir deine Missetaten vor? Stellst du dir Fragen? Hörst du dann deinen Antworten zu? Mehr als Selbstgespräche sind diese Leere-Stuhl-Übungen nämlich nicht. Du hast da z.B. die Chance, deine Wut von gestern zu fragen, welchen Grund sie hatte, so heftig auszubrechen. Du hast sie nicht verstanden und dich darum furchtbar geschämt. Wollte sie, dass du dich schämst und schlecht fühlst? Nein! Das wollte sie wohl nicht. Meistens haben auch sehr schwierige Gefühle einen guten Grund und wollen das ‚Beste‘ für dich. Oft verhalten sie sich aber nicht angemessen. Das nennt man dysfunktional. Wenn das alles mal klar ist, kannst du zusammen mit deiner Therapeutin neue Gefühls- und Verhaltensformen suchen.
Unser Tipp: Versuche es nicht deiner Therapeutin recht zu machen! Nimm deine Entwicklung selbst in die Hand. Mach die Übung erst, wenn du bereit bist, dir selbst Fragen zu stellen und den Antworten zuzuhören.
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Frage Nr. 38737 von 04.09.2024
Ich habe in den letzten Wochen häufig das Gefühl gehabt, dass belastende Erinnerungen nicht ein Teil meiner Biografie sind. Ich fühlte mich teilweise auch abgetrennt von der Umgebung und in meiner eigenen Welt "gefangen", was sich belastend anfühlte. Wie kann ich mit solchen Zuständen umgehen? Gibt es eine Möglichkeit diese zu reduzieren?
Unsere Antwort
Du kannst zunächst mal verstehen, dass du dich aus deinem Gefängnis entlassen müsstest, wenn sich was ändern soll. Dazu gehört das Studium deiner Gefühle. Wenn die belastenden Erinnerungen Teil deiner Biografie wären, hast du vielleicht Erfahrungen gemacht, die andere nicht gemacht haben. Dann wäre das Gefühl, von der Umgebung abgetrennt zu sein, eigentlich eine logische Folge. Wenn du dich dauernd hinterfragst, kann es auch zu Entfremdungs-Gefühlen kommen. Wenn du denkst, dein Innenleben denkt sich die belastenden Erinnerungen aus, um dich zu schädigen, wirst du dich auch von den Anderen getrennt fühlen. Du wirst denken, dass niemand so fühlt wie du. Alle Menschen, die ähnliche Gedanken haben, werden sich entfremdet fühlen. Wenn du akzeptierst, dass du fühlst wie ein Mensch, ist vielleicht die erste Gefängnistür schon offen?
Wenn die belastenden Erinnerungen schon weit zurück liegen, ist es vielleicht gar nicht mehr so wichtig, herauszufinden, was daran wahr ist und was nicht? Viel wichtiger könnte sein, dich um dein heutiges Wohlbefinden zu kümmern. Falls dich die Erinnerungen immer wieder als Geister verfolgen und bedrohlich sind, könntest du lernen, dass keine aktuelle Gefahr besteht. Hilf dir, dich zu beruhigen. Es ist anstrengend und herausfordernd genug, immer wieder mit Erinnerungsgeistern umzugehen. Wenn du Früher von Heute unterscheiden lernst, wirst du dich hoffentlich nicht mehr so gefangen fühlen.
Vielleicht hast du jetzt das Prinzip verstanden. Das, was du erinnerst, darf nicht mit aller Kraft weggedrückt werden. Sonst kommt es durch die Hintertür wieder rein. Wenn du dich trotz belastender Erinnerungen handlungsfähig hältst, bleibst du beweglicher. Am besten gelingt dir eine solche Arbeit in einer ermutigenden Psychotherapie, in der du hoffentlich schon bist.
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Frage Nr. 38735 von 04.09.2024
Vielen Dank für die Antwort zu Frage Nr. 38688 von 27.08.2024!
Ich habe mir euren Rat zu Herzen genommen und meinen Sohn gefragt. Er zuckte nur mit den Schultern und konnte mir den genauen Grund nicht nennen. Ich bin etwas verunsichert, wie ich weiterfahren kann. Hättet ihr einen Tipp, neben der Elternberatung? Kann es sein, dass er klaut, um mit einer Belastung oder mit einer vorgängigen Vernachlässigung umzugehen? Ich habe einen Artikel gelesen, dass Klauen eine Art Bewältigungsstrategie ist.
Danke für eure Hilfe!
Unsere Antwort
Ja, sehr wahrscheinlich ist das Klauen eine Bewältigungsstrategie für irgendeine Art seelischen Stress. Was das genau ist, kann ich aber natürlich nicht wissen. Es kann sehr vielfältig sein. Es könnte auch sozialer Druck dahinter stehen.
Du könntest versuchen, das Gespräch darüber noch mehrmals zu suchen, mit einer behutsamen, offenen und neugierigen Haltung. Vielleicht kann auch er es noch nicht so ganz in Worte fassen, wieso er das gemacht hat. Du könntest ihm anbieten, gemeinsam zu versuchen, das herauszufinden. Ihr könntet dafür zum Beispiel darüber sprechen, wie es ihm in letzter Zeit ging, was ihn auf die Idee gebracht hat, wie er sich dabei gefühlt hat, und so weiter.
All das wäre, wie gesagt, auch in einer Familien- oder Erziehungsberatungsstelle sehr gut aufgehoben. Die Berater*innnen können bei solchen Gesprächen sehr hilfreich sein, da sie viel Übung und Wissen in diesem Feld haben.
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Frage Nr. 38719 von 02.09.2024
Wieso sprechen mich alte Männer um die 40 an? Ich meine haben die mal in den Spiegel geschaut? Denken die ich würde was mit denen anfangen? Das wäre mir ja peinlich so einen alten Mann zu haben der schon graue Haare und tiefe Falten im Gesicht hat. Gibt es wirklich junge Frauen die so alte Männer attraktiv finden. Die wollen doch nur Geld. Ich würde mich ekeln vor so einem alten Mann. (W26)
Unsere Antwort
Deine Frage nach dem Grund ist verständlich, denn so wie du beschreibst, hast du kein Interesse an solchen Männern. Und das ist dein gutes Recht und du darfst da auch darauf bestehen. Wenn dich Männer ansprechen und du merkst, dass du sie nicht anziehend findest, dann darfst du ihnen das sagen. Ich weiss nicht, wie du das bisher machst. Was beschäftigt dich genau daran? Ist es die reine Tatsache, dass du angesprochen wirst? Fällt es dir schwer ihnen "nein" zu sagen? Grundsätzlich stellt sich die Frage, was du machen kannst, damit du mit dem Thema einen guten Umgang findest und du für dich einstehen kannst. Falls du dir Unterstützung wünschst beim Abweisen von unerwünschtem Interesse, schreib uns einfach wieder. Gib dazu bitte die Nummer dieser Frage an. Denn die Tatsache, dass du angesprochen wirst, kannst du in diesem System nicht ändern. Das hat verschiedene Gründe.
Mehrere Studien sprechen dafür, dass gerade Männer Frauen Anfangs 20 am attraktivsten finden, unabhängig von ihrem eigenen Alter. Bei Frauen gibt es eine Tendenz zu leicht älteren Männern (ca. 2 Jahre). Es gibt viele verschiedene Gründe weshalb Männer jüngere Frauen ansprechen. Zum einen werden junge Körper in unserer Gesellschaft viel mehr sexualisiert (Werbung, Filmen usw.). Auch gelten jüngere Frauen für einige ältere Männer als attraktiver, da sie möglicherweise ihre Grenzen noch nicht so klar sagen können. Dadurch erhoffen gewisse Männer sich, dass junge Frauen leichter beeinflussbar sind und sie somit mehr Erfolgschancen haben. Dahinter stecken patriarchale Strukturen.
Deine zweite Frage, ob es Frauen gibt, welche Männer trotz grossem Altersunterschied attraktiv finden, kann man nur sagen: ja, die gibt es. In der Schweiz haben 10% der Paare einen Altersunterschied von mehr als 10 Jahren. Auch hier variieren die Gründe sehr. Einige Gründe können sein (nicht abschliessend): Stabileres Leben, mehr Lebenserfahrung, Klarheit was man will, selbstsicherer und so weiter. Weshalb man sich aber zu anderen hingezogen fühlt, ist sehr individuell und kann nicht abschliessend beantwortet werden. Du spürst für dich ein klares "nein" zu einem grossen Altersunterschied und das darfst du auch so sagen und leben.
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Frage Nr. 38711 von 01.09.2024
Ich habe Phasen mit Ängsten.
Wenn ich lese das eine Frau an einem allergischen Schock gestorben ist, obwohl gefragt wurde ob da Nüsse im Essen sind und dann waren doch welche drinnen und sie ist gestorben, war im Disneyland. Ich habe auch starke Allergien. : (
Manchmal wenn ich sehr viel Stress habe ich auch Angst jemand könnte absichtlich was in mein Essen tun, obwohl das keiner macht.
Ich habe auch Angst auf Kirmes zu gehen, weil Menschen auf Kirmes getötet wurden bei Terroranschlag.
Aber ich will meine Familie nicht alleine gehen lassen, weil ich mache mir sonst dauernd Sorgen.
Wie kann ich besser mit meinen Ängsten umgehen?
Unsere Antwort
Es ist schön, dass du das Kapitel mit der Angst in Angriff nehmen willst.
Du hast also Angst davor, dass dir ein fremde Person, absichtlich etwas antuen könnte. Diese Wahrscheinlichkeit besteht tatsächlich immer und für jeden, aber sie ist sehr gering. Weltweit sterben die meisten Jugendlichen (ich nehme an, du bist jugendlich) durch Verkehrsunfälle. Jemandem heimtückisch etwas anzutun, beinhaltet eine grosse Aggressivität. Das heisst, ich würde dir empfehlen, dich zuerst mit dem Thema Aggression und Zerstörung auseinanderzusetzen. Wenn du Aggression/Zerstörung sehr stark ablehnst und in schlecht oder böse einordnest, platzierst du es "ausserhalb" von dir. Du bist dann die "Gute", die niemals etwas zerstören würde. Dann entsteht ein Ungleichgewicht in dir, denn wir brauchen beides und wir haben auch beides in uns: zerstören und intakt lassen. Unser Magen-Darmtrakt zum Beispiel, zerstört ständig etwas, sonst könnten wir nicht überleben.
Es kann sein, dass dadurch eine solche Angst entsteht. Sie macht dich im Grunde darauf aufmerksam, dass du Ansichten in dir ins Gleichgewicht bringen solltest. Das heisst natürlich nicht, dass du jemanden angreifen sollst oder dass es gut ist, wenn jemand angegeriffen wird. Aber wenn man solche Angst hat, ist die Ablehnung von Zerstörung aber oft grundsätzlicher. Es ist wie mit einem Hammer, du kannst mit einem Hammer einen Nagel in die Wand schlagen oder jemandem auf den Kopf hauen. Der Hammer selber ist aber weder gut noch schlecht. Er ist neutral. Zerstörung selber ist auch weder gut noch schlecht, es ist neutral. Zum Beispiel freuen sich auch die Menschen, die an Krebs erkranken, wenn die Krebszellen zerstört werden. Also wenn du das Denken und Empfinden darüber wieder mehr ins Gleichgewicht gebracht hast, kann es gut sein, dass die Angst von alleine wieder verschwindet.
Wenn du nicht verstehst was ich meine, oder du nicht weiterkommen solltest, melde dich bitte noch einmal unter Angabe der Fragennummer.
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Frage Nr. 38696 von 29.08.2024
Wie kann ich mit Scham umgehen?
Habt ihr einen Beitrag zum Thema Scham?
Unsere Antwort
Ja, in den folgenden Texten geht es neben anderen Gefühlen auch um Scham. Und darum, wie man mit Scham umgehen kann:
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Frage Nr. 38690 von 28.08.2024
Hallo! Ich bin 22 und studiere momentan (...), was bisher ganz gut läuft. Zuvor habe ich andere Dinge gemacht. (...)
Aber ich bin absolut unglücklich. So unglücklich, dass ich seit Januar plane, im Hörsaalzentrum meiner Uni eine Überdosis zu nehmen. Nicht um zu sterben, sondern um in einem Krankenbett zu landen, „medical attention“ zu bekommen, umsorgt zu werden. Man denke an das Kapitel „Our Lady of the Waiting Room“ aus Speak. Ich habe es im März versucht, wo es aber nicht geklappt hat, ich bin einfach nicht bewusstlos geworden. Und im Sommersemester habe ich es nur wegen etwas, das ich später erklären werde, nicht erneut versucht.
Wenn es meine Schwester, die mir sehr wichtig ist, nicht gäbe, wäre ich völlig einsam. Niemand kümmert sich um mich. Trotz all meiner Bemühungen (...) habe ich keine dauerhaften, „meaningful relationships“. Ich habe keinen „social circle“ oder Freunde. Es scheint einfach unmöglich zu sein. Die Leute, die ich öfter gesehen habe (...) sind einfach so „disconnected“ und desinteressiert. Sie schreiben mir nie, ich schreibe immer oder zumindest habe ich das getan, aber es interessiert sie nicht und ich werde auch nie eingeladen.
Leute sagen immer „Tritt einem Verein bei“, aber es fühlt sich total inauthentisch an, Vereinen nur aus Verzweiflung beizutreten, weil man „socializen“ möchte. Außerdem habe ich bisher das Gefühl bekommen, dass diese Vereine total „insular“ sind. (...) Normalerweise reicht es (...) aus, wenn man fragt, ob man sich zu jemandem setzen darf, um ein Gespräch zu beginnen. Hier konnte ich sogar aktiv weiterfragen, aber wurde mehr oder weniger ignoriert. Alle kannten sich scheinbar schon untereinander und waren aktiv desinteressiert daran, neue Leute kennenzulernen. Es fühlte sich wie ein Mikrokosmos meiner Situation an. Die Leute sind keineswegs unfreundlich oder so, aber integrieren möchten sie einen auch nicht.
Es scheint, als würde es für alle anderen klappen, als könnten alle anderen mühelos „meaningful relationships“ aufbauen – nur ich nicht.
Mein größtes Hobby ist seit Ewigkeiten Journaling (was absolut hilft, aber das hier kann ich nicht wegschreiben), was natürlich kein sehr soziales Hobby ist.
Was mich besonders unglücklich macht, ist, dass ich noch weniger Glück in Bezug auf romantische Beziehungen habe. Ich hatte mit schon 22 noch nie eine Freundin gehabt und schäme mich unglaublich dafür. Ich fühle mich wertlos deswegen. Kein Mädchen hat jemals Interesse an mir gezeigt. Ich fühle mich unsichtbar. Ich habe Angst, dass ich nie jemanden finden werde. Ich finde das super peinlich. Und wieder scheint es so, als würden die meisten Leute mühelos in Beziehungen hineinstolpern. Ich kenne Jungs, die sich getrennt haben und innerhalb von Wochen eine neue Freundin gefunden haben. Oft höre ich Ratschläge wie „Es wird schon irgendwann passieren“ und das ist so frustrierend, weil es einfach nicht passiert und weil die Tatsache, dass es bei mir mit 22 noch nie passiert ist, bei anderen aber viel früher, für mich bedeutet: Es stimmt etwas nicht mit mir. Oh, und dieser Rat oder „Hör auf zu suchen“ (vom gut gemeinten aber absolut nutzlosen Klassiker „geh in ein Tanzverein“ ganz zu schweigen) kommt immer von den erwähnten Leuten, die seit Ewigkeiten in Beziehungen sind und für die das alles ganz natürlich ist.
Ich weiß, das klingt bisher alles unglaublich weinerlich und ich weiß irgendwo auch, dass das ganz objektiv nicht stimmt, aber für mich ist das sehr real und es tut weh.
Nun bin ich auch bisexuell und auf meiner „schwulen Seite“ habe ich mich tatsächlich nie auch nur im Geringsten für meine Unerfahrenheit geschämt, insgesamt fühle ich mich schockierend selbstbewusst und wohl. Aber das löst mein Problem insgesamt auch nich. Und trotz dessen, was man immer hört und medial mitbekommt, gibt es auch nicht so viele schwule/bisexuell Jungs in meinem Alter.
Ich denke nicht, dass ich sozial inkompetent bin. Natürlich bin ich nervös, wenn ich viele neue Leute treffe, aber das ist ja einfach Teil der „human experience“. Alle oben genannten Geschichten (...) liefen wirklich gut, immer viel besser als ich erwartet hatte, und ich lerne allgemein gerne neue Leute kennen, ich höre zu, ich bin „genuinely“ interessiert an anderen und rede nicht nur von mir und vermeide, negativ oder miesepetrig zu sein. Tatsächlich fällt es mir leichter, mit Mädels zu „connecten“, weil die meisten Mädels, die ich treffe, engagiert, neugierig und an einem Gespräch interessiert sind, während Jungs in meinem Alter, bis auf zwei Ausnahmen, alle so extrem desinteressiert und „disconnected“ sind, dass sie scheinbar nicht in der Lage sind, ein Gespräch zu führen, dass länger als zwei volle Sätze geht.
Im März habe ich mich in eine Kommilitonin verliebt. (...) Wir haben viel geredet und sie schien sogar ein bisschen „flirty“ zu sein. Als die Uni im April wieder begann, haben wir uns nach etwa zwei Monaten wieder gesehen und es schien so, als ob die Freude über das Wiedersehen beidseitig wäre. Die nächsten Wochen sahen wir uns dann öfter und es schien gut zu laufen! Mein größter Wunsch war mal nicht „Ich möchte in einem Krankenbett liegen“, sondern „Ich möchte wirklich, wirklich gerne (...) umarmen“. Ich war echt optimistisch gestimmt, mich hat dieses ganze Thema mal nicht belastet und ich fand diesen ganzen Prozess, das Dating, alles aufregend im positiven Sinne! Ich habe sie (...) auf ein Date eingeladen, das auch ganz gut lief; sie sagte, sie wolle das öfter machen! Aber von da an ging es bergab: Sie hat mir nie von sich aus geschrieben und zeigte nicht wirklich Interesse und so habe ich im Juni schließlich aufgehört, das weiter zu verfolgen, weil sie mir selbst für eine Freundschaft viel zu desinteressiert und passiv war.
(...)
Ich habe die Nase voll von all dem. Von der „disconnectedness“, dem Desinteresse und der Einsamkeit. Und ich sehe wirklich keinen Ausweg. Ich will mich nicht umbringen (und wenn ich das täte, wäre es keine Überdosis, sondern etwas grausameres), aber ich weiß auch nicht, was ich stattdessen tun soll. Denn egal, was ich mache, wie viel Mühe ich mir gebe, es bringt alles nichts.
Ich wurde als Kind von meiner Mutter misshandelt und in der Schule gemobbt, hat das etwas damit zu tun? Aber nach dem Abi und dem Wegziehen dachte ich, das ich das das hinter mir hätte, warum muss ich dafür immer noch den Preis zahlen? Was soll ich tun?
Danke fürs Zuhören.
Unsere Antwort
Danke fürs Mitteilen! Ich habe dein Schreiben gekürzt, um deine Anonymität zu wahren.
Zwei Sätze stechen für mich hervor: "Ich weiß, das klingt bisher alles unglaublich weinerlich und ich weiß irgendwo auch, dass das ganz objektiv nicht stimmt, aber für mich ist das sehr real und es tut weh." und "Ich wurde als Kind von meiner Mutter misshandelt und in der Schule gemobbt, hat das etwas damit zu tun?"
Objektiv gesehen läuft in deinem Sozialleben alles normal ab, so wie du das beschreibst. Du bist bis jetzt noch gar nicht sesshaft, und dazu gehört, dass du noch keine wirklich tiefen Beziehungen hast. Deine ersten Erfahrungen mit Daten sind gemischt. Du hast noch keine sexuellen Erlebnisse mit anderen gehabt. Nein – mit all dem bist du mit 22 nicht die Ausnahme.
Aber du stellst dich als Ausnahme hin, als jemand, der nicht dazugehört, und den die anderen letzendlich nicht wollen. Das passt objektiv gesehen nicht. Du siehst gut aus (danke für das Bild), du bist intelligent, und du hast überhaupt keine Probleme, Menschen kennen zu lernen und für dich zu interessieren.
Die Logik liegt für mich nicht in der Gegenwart, sondern in der Vergangenheit. Deine Gedanken an einen Suizidversuch gehen ja in die Richtung "Zuwendung in der Krankheit" finden. So schreibt jemand, der meint, es nicht verdient zu haben, als gesunder Mensch Zuwendung zu bekommen. Und das macht vor dem wenigen, was ich über deine Vergangenheit weiss, Sinn.
Überleg mal: Wie ging es dem Jungen, dessen Mutter ihn misshandelte? Wie ging es ihm, wenn er in der Schule zusätzlich gemobbt wurde? (Ja, wo war da der Vater???) Was machte das mit dem Selbstwertgefühl des Jungen? Was machte er für Lernerfahrungen damit, wie Menschen mit ihm und miteinander umgehen? Was machte es mit seinem Menschenbild? Wie konnte ein Junge, der so missachtet wurde, Achtung vor sich selbst entwickeln? Wie konnte er lernen, sich zu trösten, wenn schlimme Emotionen nicht getröstet, sondern geschürt wurden?
Wegziehen löst uns nicht von dieser Vergangenheit. Das Gehirn und die Seele leiden da noch unter den Folgen. Da gilt es, aufzuräumen zwischen Gegenwart und Vergangenheit, Mitgefühl für den Jungen zu entwickeln und aus diesem heraus Selbstführsorge und Liebe zu sich selbst. Das sind gute Voraussetzungen für das Eingehen von Beziehungen mit anderen.
Dafür empfehle ich dir eine Jugendberatung oder eine Psychotherapie. Ich vermute, an deiner Uni wird da etwas angeboten.
Ausserdem möchte ich dir den Text "Wie hängen meine Probleme mit meiner Kindheit zusammen?". Darin erhältst du wahrscheinlich noch weitere Denkanstösse.
Freilich kannst du uns auch wieder schreiben. Gib dann bitte die Nummer dieser Frage an.
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Frage Nr. 38689 von 27.08.2024
Kann man retroperspektiv erkennen ob man mal eine Psychose hatte?
Unsere Antwort
Ja, das kann man. Oft geht das für die betroffene Person selbst sogar nur retrospektiv, denn in einer akuten Psychose erkennen Menschen ja nicht, dass ihre Wahrnehmung nicht der Realität entspricht. Das wird ihnen dann erst rückblickend klar. Außenstehende können das aber natürlich auch während der akuten Psychose erkennen.
Falls du einen solchen Verdacht hast, würde ich dir sehr empfehlen, dich an eine psychotherapeutische Fachperson zu wenden.
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Frage Nr. 38688 von 27.08.2024
Liebe Lili
Ich wende mich an dich, da ich momentan etwas überfordert und ratlos bin mit meinem Sohn (ich bin allein erziehend). Er klaute regelmässig heimlich Gegenstände bei der Lehrerin. Die Lehrerin hat die beiden Kinder erwischt und sie mussten eine Stafarbeit machen. Ich weiss nicht, wie ich mit der Situation umgehen kann und auf ihn eingehen kann. Ich möchte ihn nicht mehr zusätzlich bestrafen, aber auch nicht aufzeigen, dass sein Verhalten in Ordnung war. Denkst du es wäre sinnvoll zu einem Psychologen zu gehen? Womit kann das Klauen zusammenhängen?
Kennst du eine Anlaufsstelle?
Danke!
Unsere Antwort
Ich kenne deine Situation nicht, und daher kann ich keine Meinung dazu abgeben, warum dein Sohn geklaut hat. Dein Sohn aber weiss, warum er das gemacht hat. Hast du in schon gefragt? Ich empfehle dir, dass du das mit einer offenen Haltung tust. Derartige Krisensituationen können eine gute Chance sein, den Konakt zu den Kindern offener und ehrlicher zu machen.
Also interessiere dich dafür, was in ihm vorgegangen ist. Sag ihm auch, dass er dafür eine Strafarbeit machen musste, und dass du ihn deshalb nicht zusätzlich bestrafen wirst. Sag ihm, dass Klauen in Zukunft absolut nicht mehr drin liegt. Schau doch mal, was bei dem Gespräch rauskommt: Zeigt dein Sohn echte Reue und Scham darüber, was er gemacht hat? Verstehst du, warum er es gemacht hat? Sagt er dir überzeugend, dass er es nicht mehr machen wird?
Egal was der Ausgang des Gesprächs ist: Ich empfehle dir zusätzlich, dass du dich an eine Familien oder Erziehungsberatungsstelle wendest. Hier kannst du die Situation detailliert mit Berater*innen besprechen und Sie können dir konkretere Tipps geben als ich. Du findest auf unserer Linkliste Websites mit Adressen.
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Frage Nr. 38679 von 25.08.2024
Hi, ich (w, 20) befinde mich seit einem Jahr in einer ambulanten Psychotherapie, seit ein paar Sitzungen habe ich irgendwie den Wunsch das sich mein Therapeut um mich sorgt (ob er das überhaupt tut, weiß ich gar nicht) und somit erzähle ich ihm, daß es mir schlechter geht als es eigentlich der Fall ist. Ich weiß selber, daß mich dieses Verhalten nicht weiterbringt und weiß auch gar nicht so recht was ich damit bezwecken will.
Ein Therapieende ist auch noch nicht in Sicht, so dass ich auch aus diesem Grund meine Situation nicht schlechter machen müsste.
Habt ihr dazu eine Idee?? LG
Unsere Antwort
Für mich klingt das danach, dass du dir Zuwendung und Aufmerksamkeit wünschst. Vielleicht fehlen dir in deinem Leben Personen, bei denen du weißt, dass du ihnen wichtig bist? Denn im Grunde ist Sorge ja ein Zeichen dafür, dass jemand sich für dich interessiert und jemandem wichtig ist, wie es dir geht. Das ist erstmal ein völlig normales menschliches Bedürfnis. So gut wie alle Menschen brauchen das.
Wie du aber richtig beobachtet hast, bringt dich deine momentane Strategie nicht wirklich dahin, dass dieses Bedürfnis gut befriedigt wird. Ich würde dir daher sehr empfehlen, deinem Therapeuten zu erzählen, was du da bei dir beobachtet hast. Sei ehrlich und sag ihm, dass du deinen Zustand in letzter Zeit schlechter beschrieben hast als er ist. Sag ihm, dass du das gern verstehen würdest. Für eine Therapie sind solche Momente oft richtig wertvoll, weil man dann quasi ganz direkt im Hier und Jetzt an einer Sache arbeiten kann. Zusammen werdet ihr sicher herausfinden, was da dahintersteckt und wie du damit so umgehen kannst, dass es dich langfristig wirklich weiterbringt.
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Frage Nr. 38675 von 25.08.2024
Mein Vater und mein Bruder haben Legasthenie (LRS).
Ich habe AD(H)S, aber sonst keiner in meiner Familie.
Wie hängt mein ADS mit der LRS der anderen zusammen?
Ist beides Neurodivergenz?
Danke für die Antwort :)
Unsere Antwort
LRS und ADHS treten nicht so selten miteinander auf. Manchmal wird auch ADHS fälschlicherweise als LRS gesehen. Veranlagung spielt (auch) eine Rolle bei ADHS und LRS, und insofern können das LRS deines Vaters und deines Bruders mit deinem ADHS zusammenhängen. Viel interessanter als diese Frage ist aber, wie du mit deinem ganz persönlichen Erleben gut klarkommst, gute Strategien des Umgangs damit lernst und das gut für dich einsetzen kannst. Vielleicht interessiert dich dazu die Website ADHS20plus.ch.
Die Begriffe "neurotypisch" und "neurodivers/neurodivergent" unterscheiden statistisch häufige von statistisch eher seltenen neurologischen Entwicklungsformen. Das kannst du in Wikipedia nachlesen. LRS und ADHS zählt man zu neurodivers oder neurodivergent.
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Frage Nr. 38671 von 24.08.2024
Hoi Lili
Meine Tochter hat mich vor einiger Zeit angelogen und meinte sie habe keine Schokolade gegessen, obwohl unsere Nanny meinte, dass sie ihr Schokolade gegeben hat. Ich habe dann meinte Tochter ohne Nachtessen und Dessert ins Bett geschickt. War dies eine zu strenge Stafe? Wie kann ich das richtige Mass finden?
Danke für deine Hilfe!
Unsere Antwort
Es hilft, wenn du dich in deine Tochter hineinversetzt: Sie hatte irgend einen Grund, warum sie dir gesagt hat, dass sie keine Schokolade gegesssen hat. Was war der Grund? Es klingt so, als ob sie deiner Kritik ausweichen wollte. Warum darf sie keine Schokolade essen? Wenn sie keine Schokolade essen darf, warum gibt ihr die Nanny dann Schokolade? Da sollte eine klare Abmachung zwischen dir und der Nanny sein, dass sie keine Schokolade bekommt. Überleg dir, wie sich das für deine Tochter anfühlt, wenn sie zwar weiss, dass ihre Mutter/ihr Vater nicht wollen, dass sie Schokolade isst, aber die Nanny gibt ihr Schokolade? Wie geht sie mit diesen unterschiedlichen Botschaften um? Wie alt ist sie? Wie gut kann sie das überhaupt begreifen?
Du fragst dich, ob das eine zu strenge Strafe war. Ohne die Situation genauer zu kennen, würde ich sagen, ja, das war zu streng. Denn überleg dir, was für die Entwicklung deiner Tochter hilfreich ist. Was ist eine gute Lernerfahrung? Was für eine Lernerfahrung hat sie jetzt gemacht? Grundsätzlich ist positives Feedback besser fürs Lernen als Bestrafung.
Ich würde dir empfehlen, dass du dich mit deiner Tochter hinsetzt und besprichst, was da passiert ist. Du könntest dich bei ihr entschuldigen, dass diese Strafe zu streng war. Du könntest ihr erklären, was du bewirken wolltest mit der Strafe. Du könntest sie fragen, warum sie dir gesagt hat, dass sie keine Schokolade gegessen hat. Du könntest sie dazu ermuntern, ehrlich zu sein. Gib ihr positives Feedback, wenn immer sie ehrlich ist.
All diese Ratschläge gebe ich "aus weiter Ferne", da ich die Situation bei euch zuhause nicht kenne. Ich weiss nicht mal, wie alt eure Tochter ist, und ob Schokolade ansich ein Problem ist, und warum. Wenn du Lust hast, kannst du uns wieder schreiben und mehr erzählen. Gib dann bitte diese Fragenummer an.
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Frage Nr. 38664 von 23.08.2024
Ich habe soeben entdeckt, dass Menschen aus meiner alten Schulklasse mich auf Instagram entfolgt haben. Ich habe mich gefragt, was ich falsch gemacht habe, dass sie mir nicht mehr folgen, da ich mit einigen recht eng befreundet war. Ich gehe in meinem Kopf immer wieder Situationen durch, in welchen ich mich vielleicht kommisch verhalten habe, um zu verstehen weshalb sie mich entfolgt haben. Leider, kann ich sie auch nicht fragen, weshalb, da ich keinen Kontakt mehr habe. Hättet ihr einen Rat, wie ich mit der Situation umgehen kann, da ich mich abgelehnt fühle und das Gefühl habe etwas falsch gemacht zu haben?
Unsere Antwort
Es ist ganz normal, dass du dich verletzt oder abgelehnt fühlst, nachdem du entdeckt hast, dass deine früheren engen Freund*innen dir nicht mehr auf Instagram folgen. Dass sie dir nicht mehr folgen, kann viele verschiedene Gründe haben und muss nicht bedeuten, dass du etwas falsch gemacht hast. Es kann zum Beispiel einfach sein, dass sie denjenigen entfolgt sind, mit denen sie keinen Kontakt mehr haben.
Freundschaften und Beziehungen verändern sich mit der Zeit, und dazu gehört auch, dass du den Kontakt zu Menschen verlierst, mit denen du einmal sehr gut befreundet warst. Versuche stattdessen, dich mehr darauf zu konzentrieren, was heute ist. Wie sehen deine Freundschaften heute aus? Mit wem fühlst du dich wohl? Mit wem würdest du dich gerne mehr anfreunden? Was mögen deine Freund*innen an dir? Bist du zufrieden mit deinen Freundschaften? Wenn nicht, was könntest du verändern? Sei aktiv in Beziehungen, die dir gut tun, und investiere in Freundschaften, die dir heute wichtig sind.
Wenn das Gefühl der Ablehnung sehr stark ist, können dir die Tipps in diesem Text dabei helfen, dich selbst zu beruhigen. Ausserdem kann es hilfreich sein, mit jemandem über deine Gedanken und Gefühle zu sprechen, sei es mit einem Freund oder einer Freundin, einem Familienmitglied oder auch einem Therapeuten oder einer Therapeutin. Manchmal hilft es, die eigenen Gedanken laut auszusprechen und eine andere Perspektive zu hören.
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Frage Nr. 38643 von 22.08.2024
Ich habe oft Rachefantasien. Auch bei Kleinigkeiten. Wenn mich ein Mann anspricht, so schöne Frau bla bla.. bleibe ich höfflich und sage das ich kein Interesse habe. Aber innerlich koche ich vor Wut und stelle mir vor ich wäre selbst ein Mann der noch größer ist und dann stelle ich mir vor wie ich die Person anschreie mit einer tiefen Stimme. Bei so Typen die mir hinter her pfeifen stelle ich mir vor das ich denen eine rein haue. Leider kann ich das im echten Leben nicht machen weil ich eine kleine Frau von 1, 60 bin, also ich will keine Leute verprügeln, aber ich wäre gerne größer das sie Angst bekommen und abhauen. Ich will nicht von Männern angesprochen werden, auch nicht freundlich. Oft werde ich auch angesprochen wenn ich in bequemer Kleidung unterwegs bin und nur aufs Handy schau. Ich hasse das. Was kann ich tun um nicht mehr angesprochen zu werden. Und was kann ich mit den Rachegedanken machen, weil ich werde ja nicht größer. Irgendwann schreie ich doch noch einen Typen zusammen.
(w18)
Unsere Antwort
Ich verstehe dein Anliegen so, dass du Hilfe suchst, beim Verstehen und dem Umgang mit Rachefantasien und dem Umgang damit, angesprochen zu werden.
Deine Rachefantasien sind okay. Sie helfen dir, dich nicht so ohnmächtig zu fühlen. Sie tragen also dazu bei, dass du dich besser fühlst.
Gleichzeitig sind sie ein Zeichen, dass etwas Veränderung braucht. In dem Fall braucht es vermutlich mehr Selbstbehauptung.
Schauen wir uns die Situation einmal mit der Lupe an: Deine Haltung zum Angesprochenwerden ist klar. Du kannst das überhaupt nicht ausstehen. Gleichzeitig verhältst du dich höflich. Möglicherweise unterdrückst du die Wut, um höflich zu reagieren.
Wir zoomen noch weiter rein: Ich stelle mir vor, dass dadurch eine innere Spannung entsteht. Diese innere Spannung kann die Rachefantasien befeuern. Die Rachefantasien sind ein logischer und sinnvoller Umgang mit deinem Erleben. Du kannst stolz sein, auf so eine starke Vorstellungskraft. Du hast schon richtig erkannt, dass in den Rachefantasien Dinge möglich sind, die du im echten Leben nicht tun kannst.
Gleichzeitig gibt es sehr viel, was du tun kannst. Mit genau deiner Körpergrösse und genau deiner Stimme.
Ich möchte dich darin bestärken, im Ausdruck deiner Stimme und deiner Körperhaltung Wut und dadurch Kraft zuzulassen. Denn es gibt noch einen riesigen Spielraum zwischen einer höflichen Reaktion und Zusammenschreien. Ich möchte dich dazu anregen, diesen Spielraum zu erkunden. Das geht auch allein zuhause. Nimm dir einen ungestörten Moment Zeit, um dich in die Situation des Angesprochenwerdens hineinzuversetzen. Und dann spüre, was in deinem Körper passiert. Was geschieht in deiner Brust, in deinen Schultern, deinen Armen? Wohin geht dein Blick? Und was wäre, wenn du zulässt, was sich da in dir ausdrücken will? Welche Bewegungen kommen da? Boxen, Treten, die Fäuste ballen..? Welche Worte wollen eigentlich raus? Lass das zu. Nicht um die Wut loszuwerden, sondern um mit ihr in Kontakt zu treten.
Zuhause kannst du dich mal wirklich mit der Kraft deiner Wut verbinden. Es ist ein geschützter Raum nur für dich.
Wenn du das auf diese Weise zugelassen hast, überleg dir, wie du die Wut nutzen kannst, um deine Grenzen klar und deutlich mit Nachdruck zu kommunizieren. Wie viel Höflichkeit ist angemessen? Was fühlt sich für dich richtig an?
Meine Vermutung ist, dass das Verbinden mit deiner Kraft, dir hilft, die Rachefantasien nicht mehr zur Spannungsregulation zu brauchen. Du könntest auch eine Freundin anrufen nach so einem Ereignis und ihr davon erzählen, wie du es erlebt hast. Auch das kann dir helfen, die Spannung abzubauen.
Nun zu deiner anderen Frage: "Was kann ich tun, um nicht mehr angesprochen zu werden?". Die Antwort ist: das kommt darauf an, was du bereit bist, dafür aufzugeben. Natürlich könntest du zum Beispiel versuchen, niemandem zu begegnen und dich nur bei dir Zuhause aufhalten. Aber grundsätzlich hast du auf das Verhalten anderer enorm wenig Einfluss. Wenn sie dich ansprechen wollen, werden sie das tun. Deine Aufgabe ist es, einen Umgang damit zu finden, der sich für dich stimmig anfühlt.
Vielleicht hast du auch Lust, einen Selbstbehauptungskurs zu besuchen, um dich mehr in deiner Kraft und Stärke zu erleben.
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Frage Nr. 38618 von 19.08.2024
Zunächst einmal vielen herzlichen Dank für die ausführliche Antwort zur Frage Frage Nr. 38582 vom 13.08.2024! Es hilft, dass ich die Situation jemand anderem erzählen konnte. Ich habe momentan Schuldgefühle, mache mir Selbstvorwürfe und habe auch von meinem Umfeld Vorwürfe erhalten. Ich hatte auch das Gefühl, als ich die Therapie verlassen habe, etwas Falsches zu machen und habe mir selber die Schuld an allem gegeben. Die Therapeutin meinte auch, dass ich die Übungen zuhause machen muss, ansonsten merke sie es. Ich habe die Übungen immer gemacht und hatte Angst etwas flasch zu machen. Wie kann ich mit diesen falschen Schuldgefühlen umgehen? Danke für eure Antwort!
Unsere Antwort
Du kannst diese Gefühle nicht einfach abschaffen. Du kannst aber das ernst nehmen, was du über deine Therapie geschrieben hast. Deine Therapeutin hat dir auf verschiedene Weise eingetrichtert, dass du ohne sie keinen Therapieerfolg haben wirst. Sie behauptet auch, dass sie merkt, wie du geübt hast. Sie ist sehr von ihrer eigenen Wirkung und ihren Fähigkeiten überzeugt und lässt nichts anderes gelten. Deine Meinung schon mal gar nicht. Zudem hast du sie mit deinem Abbruch enttäuscht. Und sie hat dir Angst gemacht. Deine Therapeutin war nicht mit dir zufrieden! Da ist es doch ganz verständlich, wenn du jetzt Schuldgefühle hast. Dir gelingt es noch nicht, dich darin zu bestärken, dass du richtig gehandelt hast. Du weisst aber, dass die Therapie dir nicht gut tat. Darum musstest du abbrechen. Deine Therapeutin hat dir den Abbruch sehr schwer gemacht. Das war falsch. Jetzt musst du nämlich ganz allein einen Weg finden, wieder selbstsicher und zufrieden zu werden. Wir sind gern bereit, dich zu weiterhin in deiner Entscheidung zu bestärken.
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