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Vaginismus: Tipps zum Allein Üben

Bei Vaginismus hilft regelmässiges Üben. Du lernst, deine Vagina als aktive Aufnehmerin zu erleben. Deine Vagina erregt sich sexuell am Finger oder Penis, statt Eindringen zu erdulden.

Muss die Vagina gedehnt werden?

Wenn die Vagina zu eng für den Penis oder Dildo scheint, gibt es 2 grundfalsche Ideen:

  1. Die Idee, dass die Vagina gedehnt werden muss
  2. Die Idee, dass die Vagina durch den Schmerz durchmuss, bis sie weiter wird.

Die Vagina ist von sich aus dehnbar genug, dass ein Babykopf durchkann! Das Problem sind stark angespannte Muskeln. Und die Muskeln löst du nicht durch schmerzvolles Dehnen! Das heisst: Mach jetzt mal Pause mit dem Geschlechtsverkehr. Führt auch keinen Dildo ein.

Was hilft bei Vaginismus?

Es gibt verschiedene Gründe dafür, dass deine Muskeln im Beckenboden verkrampfen. Diese liest du in unserem Text «Vaginismus: Kann die Scheide zu eng (für den Penis) sein?». Du willst deinen Vaginismus überwinden? Dann sind folgende Schritte nötig:

  • Du lernst, die Muskeln im Beckenboden zu spüren und zu kontrollieren. So kannst du selbst bestimmen, wie sehr du die Muskeln im Beckenboden beim Sex anspannen willst.
  • Du machst die Vagina von einer passiven Erdulderin zu einer aktiven Aufnehmerin. Dazu ist es wichtig, dass du dein Becken bewegst.
  • Du machst dich mit deiner Vagina vertraut. So weisst du, was in ihr ist. Und du bewohnst deine Vagina immer mehr.
  • Du übst, dich durch Stimulation der Vagina sexuell zu erregen. Wenn du dann Finger, Penis oder Objekte in deine Vagina aufnimmst, verbindet dein Hirn das immer mehr mit lustvollen Gefühlen. Es verbindet das Aufnehmen dann nicht mehr mit Schmerz.

Wo und wie oft sollte ich üben?

Such dir einen Ort, wo du ungestört bist – zum Beispiel dein Bett. Der Ort sollte warm sein. Denn an einem warmem Ort kannst du besser entspannen. Es entspannt noch mehr, wenn du vorher warm duschst. Wir empfehlen, dass du mindestens 4 mal in der Woche übst. Wenn du übst, setzt du dich aktiv für deine sexuelle Gesundheit ein. Die Übungen, die wir hier beschreiben, machst du allein. Übungen mit dem*der Partner*in findest du in unserem Text «Vaginismus: Tipps zum Üben zu zweit».

Wie lerne ich die Muskeln im Beckenboden kennen und kontrollieren?

Achte darauf, dass du bei den Übungen bequem sitzt. Dein Rücken sollte am besten leicht abgerundet sein. So ist die Vagina nach vorne gekippt und entspannter.

  • Versuch, die Beckenbodenmuskeln langsam anzuspannen. Das ist, als würdest du den Urinstrahl zurückhalten. (Achtung: Du solltest die Übung nicht beim Urinieren machen. Das ist nicht gut für die Blase. Aber du kannst dir so besser vorstellen, wie sich das anfühlt.). Nehmen wir an, du spannst die Beckenbodenmuskeln an. Dann schau, ob du sie noch mehr anspannen kannst. Und dann spann wieder etwas weniger an. Gelingt es dir, ohne dabei auch Po und Beine anzuspannen?
  • Wiederhole diese Übung mehrmals täglich. Das geht zum Beispiel auch, wenn du im Tram sitzt! So lernst du deine Beckenbodenmuskeln wahrzunehmen und selbst zu bestimmen, wann und wie sehr du sie anspannen willst. Du solltest diese Übung so oft machen, bis du die Muskeln gut bewusst spürst und bewusst spannen kannst.
  • Wenn du Lust auf noch mehr Beckenbodenübungen hast, lies bitte unseren Text «Beckenbodentraining für Frauen für den Sex».

Danach könntest du mit folgenden Übungen weiter machen. Am besten du machst dich mit einer Übung nach der anderen vertraut.

Wie wird meine Vagina zur aktiven Aufnehmerin?

  • Nimm einen Spiegel und betrachte deine Vulva. Schau mal, ob du die Vaginaöffnung gut siehst. Dann spann die Beckenbodenmuskeln an. Siehst du diese Bewegung an der Vaginaöffnung? Zum Betrachten der Vulva kannst du auch unseren Text «Reisetipps für die Reise durchs weibliche Geschlecht» lesen.
  • Mach deine Hand voll mit Gleitmittel, Bio-Mandelöl oder viel Speichel. Halte deinen Finger vor den Vaginaeingang. Nun bewege deinen Vaginaeingang zum Finger hin. Du bewegst also das Becken. Spann die Beckenbodenmuskeln fester an. Spürst du mit dem Finger, wie gut sich die Vagina verschliessen kann? Merkst du den Unterschied, wenn du die Muskeln etwas weniger anspannst? Je mehr du übst, desto besser wirst du den Unterschied spüren zwischen mehr und weniger angespannten Muskeln.
  • Drück mit dem Vaginaeingang ein bisschen auf den Finger. Dafür bewegst du dein Becken zum Finger. Vielleicht nimmt deine Vagina den Finger ein wenig auf. Vielleicht geht der Finger ganz hinein. Es geht eben so weit du möchtest: Du hast die Kontrolle. Nimm den Finger nur so weit auf, wie es nicht wehtut. Lass dir Zeit. Es ist gut möglich, dass deine Vagina zuerst nicht bereit ist, den Finger aufzunehmen. Wenn du merhmals geübt hast, klappt es dann.
  • Halte den Finger völlig still mit der Fingerspitze im Vaginaeingang. Jetzt bewege dein Becken so nach vorn, dass der Finger in die Vagina sinkt. Bewege dein Becken zurück, damit der Finger wieder herauskommt. Du merkst: Die Vagina kann eigentlich sehr aktiv sein. Sie holt sich den Finger selbst herein. Stell dir vor, du bleibst beim Geschlechtsverkehr immer in Bewegung. Du bewegst also immer dein Becken, so wie du es geübt hast. Dann merkst du, dass deine Vagina nicht einfach passiv hinhält. Deine Vagina nimmt aktiv auf. Und sie erregt sich aktiv an dem, was sie aufnimmt.
  • Beweg dein Becken langsam kreisförmig. So kann sich deine Vagina am Finger oder an den Fingern sanft massieren. Hast du Lust, deine Finger zu bewegen? Dann tu das auch. Du kannst streicheln, reiben, drücken, auf allen Seiten deiner Vagina. Achte darauf, was deine Vagina da so alles wahrnimmt. Nehmen wir an, du wiederholst das oft. Dann wird deine Vagina mehr spüren. Eine Berührung fühlt sich angenehm an? Dann berühre dich immer wieder so. Und verstärke die Berührung auch. Drück also mal fester oder reib schneller.
  • Spiel viel mit Bewegungen deines Beckens. Schaukel dein Becken und kreise es. Halt deinen Finger in der Vagina still, während du dein Becken auf alle möglichen Arten bewegst. Du bewegst dich also vor und zurück, hin und her. Mach alles, was dir gerade in den Sinn kommt. Wie fühlt es sich an, wenn du die Beckenbodenmuskeln anspannst und entspannst? Probier das auch mal aus.
  • Mach unbedingt auch unsere Übungen zur Beckenschaukel. Das ist die Bewegung des Beckens, bei der deine Vagina am besten etwas aufnehmen kann.

Wie kann ich breitere Objekte in die Vagina aufnehmen?

  • Nach und nach wirst du dich an das Gefühl gewöhnen, einen Finger mit der Vagina aufzunehmen. Und mit der Zeit kannst du es auch mit dem Daumen versuchen. Oder du versuchst es mit 2 Fingern. Wichtig: Gewöhne deine Vagina ganz allmählich an breitere «Besucher». Geh schrittweise vor. Nehmen wir an, du kannst deinen Finger schon gut aufnehmen. Dann ist es dennoch sehr gut möglich, dass ein Dildo oder ein Penis immer noch zu breit für deine Vagina ist. Geduld ist wichtig. Wenn du ungeduldig bist, verspannst du dich. Und dann gibst du vielleicht frustriert auf, obwohl du eigentlich Erfolg hattest. Stell dir vor, du hast deine Vagina an 1 Finger gewöhnt. Dann versuchst du 2 Finger und die Vagina spannt wieder an. Viele Frauen geben dann auf. Dabei geht es wirklich darum, die Vagina Millimeter um Millimeter zu gewöhnen.
  • Du kannst auch Dilatoren kaufen. Dilatoren sind ein Set von Dildos in unterschiedlicher Grösse und Breite. Sie sind allerdings ziemlich teuer. Eine spannende Möglichkeit ist auch, dass du dir Knetbienenwachs kaufst. Daraus formst du Dildos in den von dir gewünschten Grössen. Wenn du ein Kondom über sie abrollst, kannst du sie mehrfach verwenden. Das Bienenwachs ist nicht ganz hart. So kannst du auch mal testen, ob du mit der Kraft deiner Beckenbodenmuskulatur so einen Dildo verformen kannst.

Wie wird die Vagina vertraut und zur sexuellen Erregungsquelle?

Du kannst einen Finger mit der Vagina aufnehmen? Sobald das geht, empfehlen wir dir, in deiner Vagina auf «Erkundungsreise» zu gehen. So machst du dir langsam ein Bild davon. Du erschaffst sozusagen eine innere «Landkarte» deiner Vagina. Dazu empfehlen wir dir unsere Tipps «Wie spüre ich mehr in der Scheide (Vagina)?».