Frage Nr. 36055 von 07.12.2022
Hallo, em ich Weiss nicht genau wie ich anfangen soll, ich schreibe einfach was ich sagen will. Ich bin seid zwei jahren in einer beziehung, und mein freund ist sehr gewalttätig, er schlägt mich oft, eins bis zwei Mal in Der woche. Und wie soll ich sagen ich finde Das irgendwie gut, ich Weiss nicht wieso aber ich denke irgendwie Das ich Das verdient habe, immer nach dem er mich geschlagen hat und während er mich schlägt, gibt Mir Das ein gutes gefühl und ich mag diese schmerzen auch irgendwie. Er schlägt mich immer nur wenn er wüdent ist und er ist oft wüdent, manchmal profoziere ich ihn auch bis er mich schlägt oder Mir sonst weh tut, meistens schlãgt er mich aber auch von selbst, ich ziehe mich immer so mädchenhaft an pink blümchen kurze kleider und so, er sagt immer ich solle mich nicht so anziehen, Das reize ihn nur noch Mehr Mir weh zutun. Er ist auch immer beim sex exterm grob, er Macht immer sex mit Mir wann er lust hat selbst wenn ich nein sage tut er es, aber ja selbst Das fühlt sich irgendwie richtigt an, mit Mir stimmt doch was nicht oder? Mein körper sieht inzwischen so furchtbar aus, voller Blauen flecken und Narben, mein körper sieht so "gebraucht" aus. Mein selbstwertgefühl ist 0%
Unsere Antwort
Du schreibst, du findest das Geschlagenwerden irgendwie gut. Gleichzeitig leidet dein Körper, und dein Selbstwertgefühl ist gleich Null. Du merkst vielleicht selbst, dass das widersprüchlich klingt. Ohne Selbstwertgefühl fühlen sich die meisten Menschen schlecht. Manche Menschen bekommen von anderen sehr häufig zu hören: „Du bist nichts wert, du bist schlecht, du hast Strafe verdient.“ Daraus kann eine Selbstbild entstehen, das denkt: „Ich habe Strafe und Schläge verdient.“ Und wenn du gar nichts anderes erwartest, ist es erleichternd, wenn du das Geschlagenwerden zu einem angenehmen Gefühl verdrehst. Du hast ja sogar etwas Entscheidungsmöglichkeit, wenn du deinen Freund zum Schlagen provozierst.
Du schreibst uns und berichtest von deiner Lebenssituation. Ich gehe also davon aus, dass dein Leben nicht so bleiben soll wie jetzt. Du möchtest irgendwie doch etwas ändern. Der Weg aus Gewaltbeziehungen ist schwierig. Dein Freund hat die Kontrolle über dein Leben übernommen. Du hast keine Möglichkeit gefunden, ihn zu stoppen, wenn er schlägt oder vergewaltigt. Allein wirst du den Weg aus der Beziehung kaum schaffen. Lies doch bitte auch unser Kapitel Infos und Tipps - Gewalt in Beziehungen. Wir raten dir unbedingt, dich bei einer Opferberatungsstelle zu melden. Dort wirst du anonym und gratis beraten. Die Beraterinnen stehen unter Schweigepflicht. Du kannst dort anrufen oder dich über ein Onlineportal melden. Natürlich kannst du auch einen persönlichen Termin verabreden. Dies kann aber riskant sein, wenn dein Freund dich sehr genau kontrolliert. Die Opferberatungsstelle kann mit dir zusammen herausfinden, ob und wie du dich aus der Beziehung lösen kannst. Sie werden mit dir besprechen, wie du dich am besten schützt. Eine solche Stelle kann dir auch eine Psychotherapeutin empfehlen, die dich bei deiner Entwicklung begleitet. Zu einer Therapie raten wir dir ausdrücklich.
In einer Psychotherapie kannst du lernen, dass du dich selbst wertschätzen und für dich selbst Verantwortung übernehmen kannst. Das finden wir besonders wichtig. Deine Überzeugung, dass du Schläge verdient hast, wartet ja nur darauf, dich niederzumachen. Wenn du dich selbst besser verstehst, wirst du Mitgefühl für dich fühlen. Dein Mitgefühl für dich selbst wird dir sagen: „Ich möchte nicht geschlagen werden. Das tut mir nicht gut!“ Kein Mensch kommt auf die Welt und will gehauen werden. Ohne Wertschätzung entsteht aber kein Selbstwertgefühl und auch kein Mitgefühl. Aber bevor du keine Wertschätzung erlebt hast, wird es schwer für dich, dich selbst zu unterstützen. Darum finden wir eine wertschätzende Psychotherapie für dich sehr sinnvoll.
Wissen musst du auch noch, dass Sex gegen den Willen des anderen eine Vergewaltigung ist. Das ist eine Straftat, die du bei der Polizei anzeigen kannst. Bei einer Strafanzeige kann dich die Opferberatungsstelle auch unterstützen.
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Frage Nr. 36009 von 30.11.2022
Weiblich 26
Mein Mann akzeptiert kein nein im sex. wenn ich nein sage heißt es hast du schon mit einen anderen? klar du hast sicher bei den gelutscht.
und muss ich dich fragen ob du willst? Du gehörst mir, ich darf jeder Zeit. Wann und wo ich will. Im Sex habe ich das Sagen.
Ich habe Anfang unsere Beziehung gesagt das wir 2 Personen sind das bedeutet ich gehöre nicht ihm und er gehört nicht mir. Aber Mittlerweile hat er mich so gebracht das ich es sage das ich ihn gehöre. Ich will keine 3-4h diskutieren. und jedes Mal beschimpft werden, weil anscheinend in der Kultur muss die Frau an den Mann anpassen. Und alles ihn zuerst Fragen.
Ich fühle mich manipuliert. Falls das zu weit geht kann ich nicht anzeigen, weil ich ja ja gesagt habe.
Was kann ich tun?
Unsere Antwort
In welcher Welt lebt dein Mann? Es gibt keine Kultur mehr, in der sich eine Frau dem Mann so anpassen muss, dass sie keine eigene Persönlichkeit mehr hat und Verbrechen erdulden muss. In allen europäischen Ländern ist die Vergewaltigung in der Ehe ein Offizialdelikt. Wenn von dir Sex ohne deine Einwilligung verlangt wird, bist du Opfer eines Verbrechens. Der Staat verfolgt das Verbrechen von Amtes wegen und überlässt es nicht der Ehefrau, sich gegen ihren gewalttätigen Mann zu wehren oder seine Handlungen zu erdulden.
Über jemanden vollständig zu bestimmen, ist auch verboten. Du darfst gar nicht „zu 100 % nach seine Pfeife tanzen“. Du musst für deine eigenen Handlungen Verantwortung übernehmen. Im Zivilgesetzbuch der Schweiz ist der «Schutz vor übermässiger Bindung.» in Art. 27 geregelt. Da heisst es: «Auf Rechts- und Handlungsfähigkeit kann niemand ganz oder teilweise verzichten.»
Du siehst das also richtig: Du wirst manipuliert. Dein Mann versucht dich vollständig zu dominieren. Du kannst ihn natürlich anzeigen. Auch wenn du schon mal JA gesagt hast. Dein JA gilt nicht für immer. Vor allem dann nicht, wenn du eingeschüchtert wirst und Angst hast.
Wenn du deine Lage ändern willst, solltest du unbedingt eine Opferhilfeberatungsstelle für Frauen, die Gewalt in ihrer Ehe erleben, aufsuchen. Das kannst du ohne Wissen deines Mannes tun. Du kannst online Kontakt aufnehmen und auch telefonieren. Mit deiner Beraterin kannst du dann überlegen, was du tun willst. Sie wird dich auch über Gewaltschutzmassnahmen aufklären. Nach unserer Erfahrung ist es sehr schwierig, allein mit gewalttätigen Beziehungspartnern fertig zu werden. Am besten ist immer professionelle Unterstützung. Lies doch mal in Ruhe unsere Infotexte zu «Gewalt in Beziehungen. Was tun?»
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Frage Nr. 35997 von 29.11.2022
guten tag
ich gehe davon aus, dass sexuelle straftaten, die 1968/69/70 geschehen sind, absolut verjährt sind.
ich bin eine frau, mein 7 jahre älterer bruder hat mich als mädchen systematisch sexuell genötigt. ich habe mich an alles erst mit 25 jahren erinnert. er gab alles zu.
ich muss zwischen 7 und 10 jahre alt gewesennsein; er vollzog den akt inkl. orgasmus auf mir. keine penetration, die erinnert wird meinerseits, drohungen, einschüchterungen.
ein alptraum.er endete, nachdem er nackt sein wollte und ich mich mit boxen und dchreien befreien konnte.
es dauerte 1-2 jahre. ich verstand nichts. ich hatte furchtbare angst.
danach behandelte er mich als kind und jugendliche - im grunde bis heute - wie den "letzten dreck", extrem abwertend.
heute hätte ich den mut, ihn anzuzeigen.
als ich es meiner mutter mit 25 erzählte, sagte sie einfach nichts.
danke.
Unsere Antwort
Ja, du vermutest richtig. Nach 50 Jahren werden sexuelle Übergriffe strafrechtlich nicht mehr verfolgt. Es gelten immer die Verjährungsfristen zum Zeitpunkt der letzten Tat. Diese waren 1970 sicher nicht länger als 10 Jahre. Du könntest aber noch versuchen, Ansprüche aussergerichtlich geltend zu machen. Wenn du in der Schweiz lebst, könntest du dich an eine Opferhilfeberatungsstelle in deiner Nähe wenden, die auf sexuelle Übergriffe in der Kindheit spezialisiert ist. Sie könnten mit dir überlegen, ob ein Aufdeckungsgespräch unter Beteiligung von Fachleuten organisiert werden kann. Du könntest dich auch in einer Rechtsberatung erkundigen, ob du noch auf zivilrechtlichem Weg Schadensansprüche geltend machen kannst. Vielleicht gibt es auch Mediator*innen, die dich in dem Konflikt mit deinem Bruder begleiten könnten.
Auch wenn eine Strafanzeige nicht mehr möglich ist, möchten wir dich durchaus ermuntern, dich für dich selbst einzusetzen. Vielleicht ist ein professionell begleitetes Gespräch für dich bereits Genugtuung genug. Wichtig ist, dass solche Gespräche oder Mediationen sehr gut vorbereitet sind. Dass du von einer Person, die deine Interessen vertritt, begleitet wirst. Es muss vor der direkten Konfrontation mit deinem Bruder auch klar sein, welche Forderungen du hast und zu welchen Kompromissen du bereit bist. In aussergerichtlichen Verfahren gibt es keinen Richter. Darum müssen sie so geplant und geführt werden, dass die angeschuldigte Person sich auf Forderungen einlassen kann. Und selbst wenn sie alles abstreitet und sich auf nichts einlässt, sollte es so sein, dass dir bereits die Veröffentlichung deiner Leidensgeschichte etwas Genugtuung bringt.
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Frage Nr. 35983 von 27.11.2022
Hallo
Ich habe eine Kollegin, welche gerade in einer Klinik war und dort viele Mitpatientinnen kennengelernt hat, welche (unter anderem) vergewaltigt wurden. Einige von Bekannten, andere aber einfach auf offener Strasse, sogar tagsüber. Das macht mir gerade wirklich grosse Angst. Was könnte ich tun, um mich sicherer zu fühlen? Wie könnte ich mich besser davor schützen? Ich glaube, würde mir sowas passieren, könnte ich nicht mehr weiterleben, ich könnte diese (seelischen-) Schmerzen und das Trauma glaub ich nicht verkraften.
LG W, 19
Unsere Antwort
Durch deine Kollegin bist du darauf hingewiesen worden, dass sexuelle Gewalt sehr häufig ist. Das macht Angst. Wir haben einen Infotext: «Wie schütze ich mich vor sexueller Gewalt». Da findest du vielleicht schon Ideen, wie du dich beruhigen kannst. Wichtig finden wir, dass du deine Selbstsicherheit aufpolierst. Wenn du studierst, was du brauchst, um dich sicher zu fühlen, merkst du, dass du etwas tun kannst. Schon das wird dir helfen, dich sicherer zu fühlen. Du kannst zum Beispiel in deinem Handy eine Kurzwahl einrichten, sodass du schnell Helfer*innen benachrichtigen kannst. Dies ist günstig, wenn du mit jemandem verabredet bist, den du noch nicht kennst. In solch einem Fall sollte immer eine gute Freundin oder eine vertraute Person über deinen Plan Bescheid wissen. Vielleicht beruhigt dich, dass es viele Unterstützungsangebote gibt, wenn jemand Gewalt erlebt hat. Und wenn du körperlich spüren willst, dass du stark und sicher bist, lohnt sich vielleicht ein Selbstverteidigungs- und Selbstbehauptungskurs, der in jeder Stadt angeboten wird. Je genauer du dir überlegst, wie du dich selbst schützt, desto weniger werden dich Angstgefühle quälen.
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Frage Nr. 35979 von 26.11.2022
Am Samstag war ich am See spazieren, wo Onkel einen Campingplatz hat. Unser Onkel regt sich immer auf, wenn der Platz im Herbst zu ist wird oft was kaputt gemacht, Manche Typen machen da Party und der ganze Müll und so, mein Onkel sagt, jetzt haben sie sogar ein Fenster kaputt geschlagen damit sie reinkommen er will am liebsten gar nichts mehr absperren.
Wie ich bei der Anmeldung oben war hab ich weit unten bei den Holzhäusern ein paar herumlaufen sehen, später bin ich hin weil niemand mehr da war, nur eine Jacke am Boden, aber im Holzhaus für die Fahrräder hat man was gehört, für mich wie lauter Mädchen aber mehr stressig nicht wie Party, ich bin von der Seite zum Fenster ich hatte Angst dass man mich merkt, da waren ein paar Mädchen mit einem Jungen der hatte oben nichts an, die haben ihn nicht in Ruhe lassen, wenn er links oder rechts vorbei wollte waren immer 2 oder 3 die haben ihn nicht lassen, die anderen von hinten gehalten, der hat sich dauernd im Kreis gedreht, war echt komisch, ich hab nicht gewusst ob ich was sagen soll, dass sie abhauen sollen oder so wie es lauter war hab ich wieder geschaut der junge war am Boden die haben ihn gehalten zwei waren auf ihm sitzen dass er nicht weg kann , der hat auch geschrien, ich dachte die wollen ihn schlagen ihn ich zur Tür aber war so arg , hose und unterhose waren halb unten und die haben da voll dran gerissen, bis ich alles gecheckt habe …....die waren viel schneller , eine hat mich angeschrien, irgendwas keine Ahnung und wollte mich voll treten, ich bin einfach gelaufen und gelaufen, ich hab keine gesehen aber der Schreck und ,,,,keine Ahnung ich hatte so Angst dass sie irgendwo auftauchen, ich bin bis nach daheim gelaufen,....
seit dem hab ich echt Angst, ich denk dauernd an das, den Jungen hab ich nie gesehen , die paar Mädchen wohnen nicht bei mir irgendwo, ich weiß dass sie nicht bei uns in der Schule sind, ich glaube wahrscheinlich Gymnasium, aber ob die mich kennen ???, wo die normal sind ???? das ist die große Angst, ich will die nie sehen.. und hab ich gecheckt... was war das überhaupt??? zuerst wollte ich denken war Spaß weil die waren max. 13 oder 14 , was sollten die da machen ...ja und ...keine Ahnung aber ich habs ja gesehen ….der hat da nichts selber gemacht, keine Show oder so...und wegen mir, eben die waren höchstens 4 Klasse aber ich hatte so Angst ...und ich bin einfach weg gelaufen, oder... gegen 5 oder 6 ich hätte was machen sollen???? ich hab ja schon Angst wenn ich denke die sehe ich wieder einmal wo.. bin ich nicht schuld oder feig ?...und dann denke ich doch schon....
Unsere Antwort
Du bist da wirklich in eine schwierige Situation geraten. So wie du es beschreibst, haben sich mehrere Mädchen zusammen getan und einen Jungen überwältigt. Möglicherweise wollte sie ihn auch sexuell verletzen. Wenn wir dich richtig verstehen, haben die Mädchen dich dann entdeckt und verfolgt. Jetzt machst du dir Gedanken, ob sie dich kennen. Deine Angst ist sehr verständlich. Sicher ist, dass eine Gruppe von Jugendlichen stärker ist als du. Darum war das Weglaufen richtig. Jetzt geht es mehr darum, dass du mit deiner Angst fertig wirst.
Überleg dir, mit wem du über das Erlebte reden kannst. Gut wäre, wenn vertrauenswürdige Freund*innen Bescheid wüssten. Falls du eine aus der Mädchengruppe wieder erkennst, könntest du zu deinem Schutz deine Freund*innen benachrichtigen. Unser Rat ist immer, mit Gewalterfahrungen nicht allein zu bleiben. Wenn Mehrere Bescheid wissen, können sie sich gegenseitig helfen. Wir haben noch einige Tipps, was du tun kannst, wenn du Gewalt beobachtest. Dort werden auch Beratungsstellen angegeben, an die sich Gewaltopfer wenden können. Du kannst dich dort auch beraten lassen.
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Frage Nr. 35956 von 22.11.2022
Hallo,
Ich suche seit einiger Zeit nach Hilfe in Bezug auf das Thema Entführung. Ich würde mit 13 von meinem Erzeuger entführt und habe daraufhin meine Mutter 7 Jahre nicht gesehen. Im Haushalt meines Erzeugers habe ich durch ihn und seine Frau psychische Gewalt erlitten. Ich fuehle mich mit dieser Situation alleine und würde mich gerne mit anderen Betroffenen austauschen. Weder meine Psychologin noch ich konnten bisher ein Netzwerk oder ein Forum hierfür finden. Kennt ihr da vielleicht etwas?
Vielen Dank für eure Beiträge zu Trauma, Flashbacks und sexueller Gewalt, diese waren für mich sehr hilfreich. Ich befinde mich gerade im auslandssemester, gibt es evtl trotzdem die möglichkeit eine Therapie zu machen die von der deutschen Krankenkasse übernommen wird (online)? Ich bin mit der Therapeutin bei der ich vor meiner Abreise war unzufrieden.
Vielen Dank
Ich bin 28 und weiblich
Unsere Antwort
Es freut uns sehr, dass dir unsere Texte zu Trauma und sexueller Gewalt geholfen haben.
Leider können wir für dieses spezielle Thema keine Adresse angeben, wir wissen ja auch nicht, wo du wohnst. Ich empfehle dir, mal im Internet nach Angeboten an deinem momentanen Wohnort zu suchen. Du könntest dafür die Stichworte Opferberatung und Opferhilfe benutzen (gegebenenfalls natürlich übersetzt in die Sprache des Landes, in dem du gerade lebst). In Deutschland ist zum Beispiel der Weiße Ring eine Anlaufstelle für Opfer von Straftaten aller Art. Dort könnte man dich eventuell auch weiterverweisen an spezifischere Angebote. Auch die Polizei kannst du mal anfragen.
Ja, seit der Corona-Pandemie übernehmen die meisten deutschen Krankenkassen auch Online-Psychotherapie. Sprich am besten direkt mit deiner Krankenkasse und lass dir ein paar Adressen geben. Alternativ kannst du dir auch selbst eine Praxis suchen und gegebenenfalls das sogenannte Kostenerstattungsverfahren nutzen. Das musst du aber auch vorher mit deiner Krankenkasse abklären.
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Frage Nr. 35763 von 24.10.2022
Hallo Lilli,
ich habe in meiner Kindheit immer Verantwortung für meine große Schwester übernommen und sie vor allem beschützt. Es ging um das Thema Kindesmissbrauch weshalb ich es mir zur Aufgabe machte sie davor zu schützen es nicht auch zu erfahren. Jetzt schaffe ich es nicht sie laufen zu lassen und reagiere schon fast krankhaft darauf wenn ich denke ihr könnte etwas zustoßen wie kann ich diese Verhalten ablegen?
Unsere Antwort
Dir ist es offensichtlich gelungen, deine grosse Schwester zu schützen. herzlichen Glückwunsch. Die Arbeit ist getan! Mir scheint, dir nicht bewusst, dass du genug getan hast. Innerlich liegst du weiterhin nach einer möglichen Täterschaft auf der Lauer. Das ist verständlich. Du hast eine grosse Aufgabe übernommen. Sie hat dich vielleicht andauernd beschäftigt und dich ganz ausgefüllt. Jetzt musst du dich langsam daran gewöhnen, dass du diese Aufgabe nicht mehr hast. Das bedeutet, dass du dich mit anderen Sachen beschäftigen müsstest. Möglicherweise scheinen die aber alle nicht so wichtig zu sein, wie die Verantwortung für deine Schwester.
Es geht also darum, dass du nach einen neuen Sinn in deinem Leben suchst. Was hast du in dir noch nicht genügend entwickelt? Was möchtest du können? Wer möchtest du sein? Wo findet deine Fähigkeit, Verantwortung zu übernehmen, eine Heimat? Wenn dich etwas Neues ausfüllen könnte, könntest du deine Schwester ‚laufen lassen‘. Die andere Seite ist, dass du dir ganz klar machst, dass deine Schwester auf sich selbst aufpassen kann. Dauerkontrolle und Dauerbehütung tun keinem Menschen gut. Und dann müsstest du noch ertragen lernen, dass man nicht jedes Unglück verhindern kann. Auch wenn man noch so gut aufpasst.
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Frage Nr. 35738 von 07.10.2022
Hallo,
Es ist etwas das als Erinnerung wieder hochkommt und ich frage mich wie ich das einordnen kann. Ich bin nichtbinär und 36 Jahre alt. Es wäre schön wenn die geschilderten Details anonymisiert werden.
Ich frage mich ob ich sexuelle Belästigung oder Gewalt erfahren habe.
Das weniger weit zurückliegende war mit 21 auf dem Abiball des Jahrgangs unter mir auf den ich eingeladen war. Da bin ich auch auf eine ehemalige Mitschülerin gestoßen. Wir hatten uns gut verstanden und sie hatte schon Alkohol getrunken. Als wir aus den Saal gingen packte sie mich am Po und presste mich an die Wand. ...
Das andere passierte in der Grundschule.
Zum einen haben andere Kinder aus der Klasse mir beim Umziehen in der Sportumkleide mir immer wieder versucht und auch geschafft mir die Unterhose runterzuziehen... Ich hatte das meiner Lehrerin und Eltern gesagt. Ich wurde nicht ernst genommen bzw. Mir wurde gesagt ich soll mich nicht ärgern lassen, da ich mich aufrege machen die das nur.
Das andere was passierte war auch nach Sport in der dritten Klasse. Wegen der oben beschriebenen Situation hatte ich gewartet bis ich alleine war. Ich war auf der Toilette und am weinen und das dann auch in der Umkleide. Die Sporthalle wurde auch von der angrenzenden Haupt- und Realschule genutzt. Es war ein älterer Junge da, den ich kannte, ...Er bot mir an dass er mich tröstet. Ich war einverstanden da ich auch bei wenig Kontakt zu ihm aufgeblickt hatte. Er hatte mir zugehört. Dann begann das was ich jetzt hinterfragen. Er wollte wissen was ich mache wenn ich mich umziehe und das ich das zeigen sollte, was ich in der Situation tat. Er versprach mir mit meinen Mitschülern zu reden, damit die aufhören. Ganz aufgehört hatten sie nicht, es wurde aber weniger. Er hatte danach noch die Bitte, dass ich ihm in der Hose so in den Schritt greifen soll, wie es bei mir gemacht wurde. Das dann über einen längeren Zeitraum in dem Moment. Auch das hatte ich in dem Moment nicht hinterfragt. Ich gebe zu, dass ich noch immer verwirrt bin, dass diese Erinnerungen jetzt da sind. Wie kann ich das Ganze einordnen.
Ich möchte jetzt aber auch nicht, dass diese Erinnerungen schöne Erinnerungen an sexuelle Erlebnisse überlagern, an die ich in passenden Momenten gerne zurück denke.
Viele Grüße
Unsere Antwort
Du hast einen guten Plan: die Erinnerungen an sexuelle Übergriffe sollen deine guten sexuellen Erfahrungen nicht überlagern. Vergiss deinen Plan nicht.
Du beschreibst zwei eindeutige Gewaltsituationen. Auf dem Abiball macht eine Schulkollegin heftige sexuelle Übergriffe. In der Grundschule wurdest du von Mitschüler*innen durch sexuelle Demütigungen gemobbt. Die dritte Situation beschreibst du weniger eindeutig. Der ältere Junge tröstet dich zunächst. Dann nützt er aber deine Situation für sexuelle Handlungen aus. Und er macht das ziemlich geschickt. Darum ist verständlich, dass du damals verwirrt warst. Er hat dich aufgefordert, an ihm das zu zeigen, was die Mitschüler*innen mit dir machen. Das scheint mir geheucheltes Interesse zu sein. Seine Absicht war wohl das sexuell übergriffige Verhalten.
Wir raten dir, deinem Gefühl zu folgen. Wenn du die Situation übergriffig erlebt hast, waren das sexuelle Übergriffe. Frag deinen Körper, was er erinnert. So wie du uns deine Erlebnisse beschreibst, war das Trösten verabredet, das Zeigen und Anfassen aber nicht. Für die körperlichen Berührungen hattet ihr keine Erlaubnis verabredet. Wenn die Erlaubnis fehlt, ist das Verhalten übergriffig. Lass du dich nicht in der Verwirrung stecken, die der ältere Junge damals hergestellt hat, um dich auszunützen.
Wir haben deine Frage etwas gekürzt und anonymisiert.
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Frage Nr. 35722 von 06.10.2022
Liebes Lilli
Ich habe neulich entdeckt, dass sich auf Wikipedia Commons voller Bilder von nackten offensichtlich minderjährigen Mädchen und Burschen befinden. Das darf doch nicht sein! Ist das nicht Kinderpornografie? Was sagt ihr dazu?
PS: Habe ich mich strafbar gemacht, weil ich die Bilder anklickte?
Lieber Gruss
Unsere Antwort
Kinderpornografische Fotos bilden sexuelle Handlungen mit Kindern ab oder stellen Kinder sexualisiert dar. In unserem Infotext «Verbotene Darstellungen von Minderjährigen...» findest du dazu mehr Angaben. Es ist auch verboten, Nacktfotos von Kindern öffentlich zu verbreiten. Du hast die Bilder angeklickt. Auch wenn nicht sicher ist, ob die Bilder als Kinderpornografie gelten oder die Privatsphäre der Kinder verletzen, solltest du sie sicherheitshalber aus dem Cache entfernen. Alles, was in deinem Cache ist, gilt als heruntergeladen. Auch, wenn du zufällig darauf gestossen bist. Lies dazu in unseren Infotext «Pornos und das Gesetz» den Abschnitt „Was ist, wenn ich zufällig auf illegale Pornos stosse?“.
In der Schweiz hat der Kinderschutz eine Website clickandstop. Dort kannst du pädokriminelle Darstellungen im Internet anonym melden. Du kannst dort auch nachfragen, wie sie diese Bilder auf Wikipedia beurteilen.
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Frage Nr. 35701 von 02.10.2022
Hallo Lilli
Kennen Sie Derren Brown's The Experiment "The Guilt Trip"? Ist das nicht eine Form von Gaslighting? Mir ist soetwas ähnliches passiert (wie in dem Film) und wollte fragen, was man da machen kann, weil ich traumatisiert bin.
VG
Unsere Antwort
Die Experimente von Derren Brown kennen wir nicht. Wir wissen aber, dass Brown ein professioneller Magier und Mentalist aus Grossbritannien ist. Seine Tricks sind eine Mischung aus Zauberkunst, Suggestion, Psychologie, Irreführung. Zudem ist er ein professioneller Showmaster der seine Tricks sehr gut vorbereitet, einübt und dann geschickt präsentiert. Er macht selbst immer darauf aufmerksam, dass er sein Publikum manipuliert.
In 'The Guilt Trip' soll eine Versuchsperson dazu gebracht werden, eine Gewalttat zu gestehen, die sie nicht gemacht hat. Brown inszeniert dazu ein Tagungssetting mit Schauspieler*innen. Solche Experimente sind in der Psychologie bereits früher gemacht worden. Das bekannteste ist das Milgram-Experiment. Milgram ging 1961 davon aus, dass Menschen durch sozialen Druck und autoritäre Anweisungen dazu gebracht werden können, gegen ihre eigenen moralischen Werte zu handeln. Wir gehen davon aus, dass in 'The Guilt Trip' die Informationspflicht nicht verletzt worden ist. Der Film, der auf YouTube zu sehen ist, wird hoffentlich nur im Einverständnis von allen Mitspieler*innen gezeigt.
Gaslighting meint eigentlich, dass Opfer durch Lügen, Irreführungen und Einschüchterungen so beeinflusst werden, dass sie beginnen an ihrer Wahrnehmung und ihrem eigenen Verstand zu zweifeln. Das ist eine Form von psychischer Gewalt, in der das Opfer missbraucht und gequält wird. Vor allem wird es nicht über die Manipulationen aufklärt. Ob Gaslighting strafbar ist, kann man nur durch eine Prüfung von jedem Einzelfall beurteilen. Wir raten dir darum, deinen Fall in einer Rechtsberatung zu besprechen.
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Frage Nr. 35678 von 26.09.2022
Darf eine fachpersson ein
Privat es Handy einziehen wenn es zu
Arbeit s zweken genutzt Wirt?
Unsere Antwort
Wir können dir keine ganz sichere juristische Auskunft geben, weil wir keine Rechtsberatungsstelle sind. Aber: Ein Handy ist Privateigentum. Deshalb darf es von niemandem eingezogen werden. Wenn du zudem dein Handy zur Arbeit brauchst, wirst du noch an der Ausführung deiner Arbeit gehindert. Das darf eine Fachperson auch nicht tun. In Ausnahmefällen darf z. B. ein Lehrer ein privates Handy einziehen, wenn sonst kein Unterricht möglich ist. Er muss dann aber für eine sehr sorgfältige Aufbewahrung sorgen. Und er muss es zum Unterrichtsschluss wieder aushändigen.
Du schreibst nicht, welche Fachperson dein Handy eingezogen hat. Es gibt nämlich noch eine Ausnahme. Wenn dein Handy Beweismaterial enthält, darf die Polizei es sicherstellen. Es bleibt aber dein Eigentum und muss dir später wieder ausgehändigt werden.
Wenn du eine rechtlich sichere Auskunft für deine spezielle Situation möchtest, müsstest du dich an eine Rechtsberatungsstelle wenden.
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Frage Nr. 35659 von 21.09.2022
Liebes lilli-team
Erstmal danke für eure Arbeit!
Ich bin 26(w) und mich beschäftigt seit einiger Zeit Folgendes:
Als ich zwischen 13-14 Jahren alt war, habe ich einen Nachbarsjungen der fast 5 Jahre jünger ist, also damals 8-9 Jahre alt war, sexuell missbraucht/belästigt.
...
Ich habe ein mega schlechtes Gewissen und grosse Schuldgefühle deswegen und weiss nicht an wen ich mich damit wenden kann.
Vor ca. 2 Jahren hat mich das Ganze auch sehr beschäftigt und ich habe mich dann via WhatsApp bei ihm mit einer langen Nachricht gemeldet und entschuldigt.
Er hat sehr selbstreflektiert und ausführlich geantwortet. Und zwar hat er geschrieben, dass für ihn diese "Doktorspiele" wie er sie nenne, viel bessere und wichtigere Erfahrungen waren, als das Internet und die Pornowelt die danach in sein Leben getreten sind. Auch hat er sich bei mir entschuldigt und geschrieben, dass er auch nicht immer nach Konsens gehandelt hätte. Auch schreibt er, dass er keine negativen Gefühle und Gedanken mit diesen Spielen in Verbindung setzt.
Damals vor zwei Jahren ist mir beim Lesen dieser Nachricht ein Stein vom Herzen gefallen, jetzt als ich zum ersten Mal wirklich ausgerechnet habe, wie alt er war und wie alt ich, zweifle ich sehr, dass das ok war.
Denn ich war eine Teenagerin und er war ganz klar noch ein Kind. Auch habe ich nach Recherchieren herausgefunden, dass es ganz klar eine gesetzlich verbotene Straftat ist, die ich begangen habe, auch wenn ich noch nicht 16 Jahre alt war damals. Ich kann mir ausserdem vorstellen, dass er es auch nicht so richtig einordnen kann und vielleicht die negativen Gefühle auch verdrängt. Da er bis heute mit meinem Bruder befreundet ist und wir uns deswegen ab und zu sehen, würde es ausserdem auch seine sozialen Kontakte gefährden, wenn er mich zum Beispiel anzeigen würde. Ich weiss nicht an wen ich mich wenden kann, um einerseits mir zu helfen aber auch ihm. Vielen Dank für eure Zeit und Hilfe!
Unsere Antwort
Du hast dich bereits mit deinem schlechten Gewissen auseinandergesetzt. Du hast dich bei dem Jungen, der inzwischen erwachsen ist, gemeldet und dich entschuldigt. Er hat die Erfahrungen, die er mit dir gemacht hat, als ‚Doktorspiele‘ erlebt und schätzt diese Erfahrungen. Warum glaubst du ihm nicht? Er ordnet seine Erfahrung für sich selbst richtig ein. Zudem weiss er, dass du dich, ebenso wie er, an die sexuellen Handlungen erinnerst. Wenn sich seine Haltung ändern sollte und er vielleicht findet, dass ihm die Erfahrungen nicht gutgetan haben, kann er sich bei dir melden. Dann gibt es Gesprächsmöglichkeiten. Bisher ist alles geklärt. Besser wirst du dein Verhalten nicht aufarbeiten können.
Deine Frage zeigt, wie schwierig es für Kinder und Jugendliche ist, ihre Sexualität zu entwickeln und immer im ganz bewussten Konsens zu handeln. Darum finden wir Aufklärung so wichtig. Wenn es ein selbstverständliches Wissen für alle wäre, dass Spiele nur mit Konsens Spiele sind, hättest du wahrscheinlich anders gehandelt.
Du hast recht, dass deine Handlungen als sexuelle Handlungen mit einem Kind gewertet werden könnten. Es obliegt aber immer einem Richter, die besondere Situation einzuschätzen und zu bewerten. Dies setzt eine Strafanzeige voraus. Du schreibst, dir sei vor zwei Jahren ein Stein vom Herzen gefallen. Lass den Stein liegen.
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Frage Nr. 35569 von 03.09.2022
Hey, ich wurde als Jugendliche sehr gemobbt. Ich bin immernoch extrem eingeschüchtert, wenn ich eine der Mobber in meinem Verein der Stadtgemeinde sehen würde, in der ich bin. Nun muss/ möchte ich auf einer Bühne was kurzes Vortragen. Aber ich denke immer daran, dass es ja sein kann, dass die ehemaligen Mobber es auch sehen können und das stresst mich und macht mich unsicher. Ich könnte kein Satz rauskriegen und mich blamieren. Was kann ich tun? Das Mobbing ist 10 Jahre her. Bitte kürzen
Unsere Antwort
Wenn man sehr gemobbt wurde, kann das Spuren hinterlassen, so wie du es ja auch beschreibst. Wenn dich das heute noch sehr beeinträchtigt und einschränkt, könntest du dir mal überlegen, ob du eine Therapie machen möchtest, um wieder mehr Freiheit zu erlangen.
Zu dem Vortrag: Es ist dein Wunsch, etwas auf der Bühne vorzutragen. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass ein einzelner aus dem Publikum, ein ehemaliger Mobber, dir etwas abwertendes zurufen wird. Er muss mit der Kritik des gesamten restlichen Publikums rechnen. Diese Wissen oder diese Einsicht nützt dir aber vermutlich wenig. Genauso wie alle anderen Gründe, die du dir oder jemand anders dir sagen wird.
Und das ist so, weil das Erlebnis von damals starke Emotionen bei dir ausgelöst hat, die auch heute noch, wenn du daran denkst, sofort wieder hochkommen. Es ist bei dir mehr die Emotion Angst, so wie du es beschreibst. Wenn das auftaucht, sind es ja nicht nur Gedanken, sondern du wirst auch körperlich etwas spüren.
Wenn du dir die Situation mit dem Vortrag vorstellst, dann schaue einmal, wo du etwas körperlich spürst und wie es sich genau anfühlt. Dann versuche das, was du körperlich spürst, mal stärker werden zu lassen. Dazu kannst du dir vorstellen, du hättest innerlich einen Regler, den du hoch drehen kannst. Wenn du das schaffst, es kann sein, dass du einige Zeit brauchst, dann drehe diesen Regler auch in die andere Richtung, so dass das körperliche Spüren weniger wird. Experimentiere ein wenig damit. Es ist am besten, du beginnst damit einige Wochen vor dem Vortrag.
Sonst kannst du auch versuchen dich zu beruhigen, indem du tief mit dem Bauch ausatmest, das führt unwillkürlich zur Entspannung. Versuche auch möglichst aufrecht zu stehen und dabei beweglich zu bleiben. All diese Dinge, wo du deinen Körper in positiver Weise zu Hilfe nimmst, werden sehr hilfreich sein.
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Frage Nr. 35564 von 02.09.2022
Liebes Team,
ich bin auf Eure Texte zu verstecker Gewalt in Familien aufmerksam geworden. Und ich frage mich, wie viel von dem was ich als Kind erlebt habe mit meiner nun zu Ende gegangen Beziehung zu tun hat. Und ob meiner Kindheit auch versteckte Gewalterfahrungen eine Rolle spielen?
Ich hab da so ein paar Thesen. Und vielleicht hole ich mir fachliche Beratung oder mache eine Therapie, wenn ihr findet da ist etwas dran.
Ich habe herausgearbeitet, dass ich in meiner letzten vierjährigen Beziehung vorallem Angst hatte vor der Trennung. Das ich mit einer Trennung nicht fertig werde, das sie mich überfordert, das ich den Auszug aus der gemeinsamen Wohnung nicht zu schaffe und so. Eine völlige Fehleinschätzung! Ich bin damit wirklich gut zurecht kommen. In der Beziehung hat aber diese Angst dazu geführt, dass ich mich viel zu oft zurück genommen habe und Konflikten aus dem Weg ging oder zumindest sie nicht ausgelöst habe. Das hat mir meine Expartnerin desöfteren zum Vorwürf gemacht, dass wir nie streiten. Worauf kann diese Angst deuten, also was könnte der Auslöser gewesen in meiner Kindheit? Es wäre hilfreich für mich, wenn ihr da vllt. ein paar Anregungen hättet die ich dann für mich überprüfen kann.
Wenn ich das Verhalten meiner Mutter heute beobachte, fällt mir zb. etwas zum Thema Bedürfnisse ein - über das ihr ja in eurem Text schreibt: Wenn meine Mutter mich heute besuchen möchte sagte sie auffällig oft und mit vorgeschobenen Begründungen ab. Und das immer recht kurzfristig, so dass ich kaum was anderes noch planen kann. Wenn sie sich heute mir gegenüber so verhält, hat sie das früher vllt. auch so? Ihre Bedürfnisse oft über meine gestellt, mich enttäuscht. Nicht aus böser Absicht heraus, sondern sie hat etwas depressives an sich.
Mein Vater hab ich in der Kindheit als recht aufbrausend, leicht zu erzürnen in Erinnernung. Ich glaube, dass ich auch etwas Angst vor ihm hatte. Kann sein, dass er mal Spielzeug durch den Raum geworfen hat. Ich hab ihn auch ein wenig unnahbar empfunden als ich kleiner war. Um seinen Zorn nicht zu erregen, hab ich vllt. sehr verinnerlicht mich zu ducken und keine Konflikte anzubahnen? Als ich älter wurde, hat er immer sehr viel mit mir geredet. Aber, um ehrlich zu sein, ging es da vorallem immer um ihn. Ich hab vllt. so die Rolle des Zuhörers total verinnerlicht? Meine Exparterin beklagte, dass ich zu wenig von mir erzähle und zeitgleich lag sie mir ständig mit ihren Problemen in den Ohren. Das ist fast wie eine Wiederholung.
Ich habe in der Beziehung meine Emotionen nicht so gut ausgelebt. Zwar benannt, aber nicht mal richtig gezeigt. Meine Expartnerin wollte, das wir auch mal laut streiten, Luft ablassen. Aber soetwas kann ich nicht und will nicht, vllt. vor dem Hintergrund von Szenen wie solcher, wo ich mich erinnere wie meine Mutter über 20 Minuten lang laut weinte nach einem Streit.
Ich erinnere mich noch wie mein Vater eine Dekofigur gegen meine Mutter erhob und die dann an ihr vorbei mit voller Kraft auf dne Tisch schlug. Ich erinnere mich noch das ich da stand und rief "nicht", und ihm an an den Arm griff dabei aber er hat mcih vollkommen ignoiert.
Oder wie meine Mutter nach einem Streit zu mir ins Bett bzw. Zimmer kam um nicht bei meinem Vater zu sein.
Einmal ist mein Vater und irgendwann auch mal meine Mutter nach einem Streit einfach abgehauen und ich musste sie dann suchen gehen - wenn ich das so durchgehe merke ich, dass das Szenen sind, die ich lange nicht mehr erinnert habe.
Ich kann mich auch ganz konkret dran erinnern, dass mir mein Vater und meine Mutter mir mal Poklapse geben haben als ich kleiner war. Nicht kräftig und lange, aber das war ja schon demütigend genug. Und ich erinnere mich, dass dies öfters als Drohung im Raum stand: "ich hau dir auf den Hintern wenn du XY tust"- Ich hab meine Mutter mal drauf angesprochen aber sie leugnet das heute.
Die Mobbingerfahrungen in der Schule haben das ganze wahrscheinlich auch nochmal zusetztlich gefestigt. Zumindest gilt diese als Auslöser meiner sozialen Angststörung, gegen die ich eine lange VT gemacht habe. Allerdings war dort die Familie und Kindheit nie Thema.
Bei meiner Expartnerin sehe ich das ganz krass, wie sehr die eigene Kindheit sie prägt. (...)
Konnt Ihr noch ein bisschen genau sagen, was in einer Traumtherapie gemacht wird? Und kann man das, was ich da andeute auch in einer Beratung bearbeiten? Oder welche Form von Traumatherapie wäre geeignet?
Unsere Antwort
Ich denke, du hast schon ganz gut selbst erkannt, dass deine Kindheit in der Tat Einfluss auf dein Beziehungsverhalten von heute hat. Angst vor Trennung tritt oft auf bei Menschen, die sich in ihrer Kindheit nicht darauf verlassen konnten, dass ihre Eltern ihre Bedürfnisse ernst nehmen oder für sie da sind. Auch unberechenbare Eltern, wie etwa dein aufbrausender Vater, tragen zu solchen Ängsten bei. Du hast als Kind Wut und Konflikte als sehr bedrohlich erlebt und gelernt, sie zu vermeiden. Zudem musstest du dich scheinbar oft um die Bedürfnisse deiner Eltern kümmern, statt umgekehrt. Das nennt man auch Parentifizierung, und das ist eine Überforderung für Kinder.
Die Strategien, die du in der Kindheit gefunden hast, um mit diesen Situationen umzugehen, waren damals sehr sinnvoll. Zum Beispiel, hast du für deine Sicherheit gesorgt, indem du Konflikte mit deinem Vater vermieden hast. Diese Verhaltensweisen waren also für dein Kind-Ich sehr nützlich. Das hast du möglicherweise in diesem Text schon nachgelesen.
Ich denke, es wäre eine sehr gute Idee, wenn du dir professionelle Unterstützung suchst. Es gibt unterschiedliche Therapieformen, in denen traumatische Erfahrungen bearbeitet und verarbeitet werden. Bei dir geht es nicht nur darum, dass du verstehst, inwiefern Kindheitserlebnisse und kindliche Gefühlszustände dein heutiges Verhalten beeinflussen. Sondern auch, dass du dich davon befreist und emanzipierst. Wir beschreiben das in diesem Text ein bisschen.
Diverse Psychotherapeut*innen arbeiten mit derartigen kindlichen Erlebnisanteilen. Sie haben z.B. eine Traumatherapieausbildung oder eine Egostates-Therapieausbildung. Aber das muss nicht unbedingt sein. Am besten fährst du, wenn du dir auf der Website einer Fachperson genauer ansiehst, was sie anbieten, und ob dich das anspricht. Dann machst du einen Termin mit zwei oder der drei von ihnen aus. Erst das persönliche Gespräch zeigt dir, ob für dich die Zusammenarbeit mit dieser Fachperson in Frage kommt.
Wenn du vor anspruchsvoller Lektüre nicht zurückscheust, würde ich dir auch das Buch "Brain Talk" von David Schnarch empfehlen. Das gibts auf Deutsch oder Englisch.
Bei weiteren Fragen schreib uns einfach wieder. Gib uns einfach die Nummer dieser Frage an.
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Frage Nr. 35538 von 29.08.2022
Hallo zusammen,
Ich (sie/ihr) bin 23 und habe Borderline und eine Traumafolgestörung. Vor zwei Jahren habe ich einen Mann kennen gelernt, der emotional gewalttätig war. Ich war bei der Psychologin und Opferhilfe, jedoch habe beide gesagt, ich habe keine Schulde trage jedoch eine Mitverantwortung und er und ich auch keine gute Dynamik hatten. Das finde ich keine gute Antworten. Hat mensch immer eine Mitverantwortung oder hängt es von Fall zu Fall ab? Je nach Dynamik von zwei Personen?
Unsere Antwort
Dass du keine Schuld hast, wenn ein anderer gewalttätig ist, hast du verstanden. Für deine eigenen Handlungen übernimmst du selbst die Verantwortung. Und weil jede*r für sich selbst verantwortlich ist, haben wir alle in Beziehung zu anderen eine Mitverantwortung, die nichts mit Schuld zu tun hat. Die Verantwortung gilt für unser eigenes Verhalten und niemals für das Verhalten der anderen.
Es ist ja z. B. wichtig, dass du in Zukunft Männer gut prüfst, bevor du sie für eine Beziehung in Betracht ziehst. Du möchtest ja nicht noch einmal in einer Gewaltbeziehung landen. Dazu wirst du einen möglichen Partner beobachten, dein eigenes Verhalten steuern und aus dem, was du beobachtest, Schlüsse ziehen.
Als Borderline-Patientin hast du wahrscheinlich Erfahrung mit DBT. Alles, was du dort lernst, zielt eigentlich auf Verantwortung ab. Du lernst, dich selbst zu lesen. Du lernst, deine Gefühle und dein Verhalten zu verstehen. Du lernst, Gefühle zu regulieren. Eines der Ziele in der DBT ist, dass du in Situationen mit anderen Menschen nicht in Hilflosigkeit und Ohnmacht gefangen bleibst. Du übst Verhaltensvarianten, die dich beweglicher machen und die auch das Verhalten der anderen beeinflussen. Damit übernimmst du Mitverantwortung. Es ist dabei egal, ob du nur mit einer Person oder mit ganz vielen zusammen bist. In allen Gruppen entsteht eine Dynamik. Und jede*r trägt etwas dazu bei. Aber: nur die*der Gewalttätige lädt Schuld auf sich.
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Frage Nr. 35492 von 22.08.2022
Liebes Lilly-Team,
ich (weiblich, 36 Jahre) habe eine komplexe posttraumatische Belastungsstörung und auch immer wiederkehrende Depressionen. Seit meinem 13. Lebensjahr verletze ich mich selbst. Folgende Therapien habe ich bereits absolviert: 4 x 12 Wochen DBT (stationär), 1 x 12 Wochen Traumatherapie (stationär), diverse ambulante Therapien (z. B. Schematherapie) und dazu kamen viele stationäre Aufenthalte in verschiedenen psychiatrischen Kliniken aufgrund von akuten Krisen und Zwangseinweisungen. Es gab auch wiederholte tagesklinische Aufenthalte und stationsäquivalente Behandlungen. Trotz all meiner Bemühungen habe ich es bis heute nicht geschafft, mit dem selbstverletzenden Verhalten aufzuhören. Es wurde über die Jahre immer schlimmer und schlimmer und gipfelte darin, dass ich 2011 versuchte mir beide Beine zu amputieren. Seitdem bin ich unbefristet berentet und schwerbehindert.
Nun ist es leider so, dass ich mir auch immer wieder schlimme Verletzungen im Intimbereich zufüge, die nur im Krankenhaus versorgt werden können und nicht selten sogar eine Operation nach sich ziehen. Das Ganze ist mir jedes Mal natürlich sehr unangenehm und ich schäme mich dafür. In der Vergangenheit bin ich in diesem Zusammenhang ganz lieben und einfühlsamen Gynäkologinnen begegnet, aber das war leider nicht immer so. Erst kürzlich musste ich wegen einer Selbstverletzung in die gynäkologische Notaufnahme und begegnete an diesem Tag einer Ärztin, die mich zwar behandelt, aber während der gesamten Behandlung kein einziges Wort mit mir gesprochen hat. Eine andere Gynäkologin fragte mich auch mal, ob ich denn kein anderes Hobby hätte und wiederum eine andere sagte zu mir: "Lassen Sie sich hier nie wieder blicken!". Das fand ich sehr verletzend, denn auf dem Einweisungsschein stand ja meine Diagnose, der sich unschwer entnehmen lässt, dass ein Trauma hinter all dem steckt. Wie ist Ihre Meinung zu den Aussagen dieser Ärztinnen? Ich habe gelesen, dass es in Ihrem Team auch eine Gynäkologin gibt und ihre Einschätzung der Thematik würde mich sehr interessieren.
Wissen Sie, ich erwarte gar kein Verständnis für meine Handlungen, aber habe ich es nicht trotzdem verdient, würdevoll behandelt zu werden? Ich hoffe, dass Sie mir einen Rat bezüglich dessen geben können, wie ich mich am besten verhalten sollte, falls ich nochmals in die Situation gerate in die Notaufnahme zu müssen. Außerdem wüsste ich gerne, ob Gynäkologinnen und Gynäkologen im Rahmen ihrer Facharztausbildung mit den Themen sexueller Missbrauch und Selbstverletzung in Berührung kommen und wenn ja, wie intensiv?
Über eine Rückmeldung bzw. den ein oder anderen Tipp wäre ich sehr erfreut.
Vielen Dank und herzliche Grüße!
Unsere Antwort
Wir sind mit dir der Meinung, dass alle Patient*innen würdevoll behandelt werden müssen. Dabei ist es egal, was der Grund der Behandlung ist. Auch haben alle Medizinstudent*innen über das Thema sexuelle Gewalt mindestens Grundkenntnisse erworben. Eine Grundkenntnis ist, dass selbstverletzendes Verhalten ein Symptom der komplexen posttraumatischen Belastungsstörung (kPTBS) ist und die Folgen behandlungswürdig sind. Insofern sollten alles Gynäkolog*innen damit umgehen können. Du hast aber selbst erlebt, dass für manche Ärzt*innen Selbstverletzungen schwer erträglich sind. Sie verhalten sich, als wolltest du sie mit deinem Verhalten persönlich ärgern und haben noch nicht verstanden, dass dies zur kPTBS gehört. Gegen diese Unkenntnis hilft nur Aufklärung. In vielen ärztlichen Weiterbildungen wird das auch gemacht. Du als Patientin könntest deine Ärztin freundlich darauf hinweisen, dass du mit deinem Verhalten nicht sie verärgern wolltest. Wenn du mutig bist, sagst du noch, dass auch du dich selbst durch dieses verletzende Verhalten beschämt fühlst. Es wäre darum angemessen, wenn die Ärztin die Scham nicht noch verstärkt.
Du schreibst uns, dass du schon viele Behandlungen absolviert hast. Kannst du sagen, was du in der jeweiligen Behandlung gelernt hast und was du verändern konntest? Weisst du, welche Behandlung dich besonders angesprochen hat? Hast du gelernt, dein Verhalten zu „lesen“ und zu verstehen? Wir raten dir, dich mit diesen Fragen zu beschäftigen, wenn du das selbstverletzende Verhalten hinter dir lassen möchtest.
Wir raten dir auch, weiterhin psychotherapeutisch zu arbeiten, weil wir die Erfahrung machen, dass schwer traumatisierte Menschen Selbststärkung und Selbstakzeptanz brauchen. Wenn du deine Kraft in Selbststärkung stecken kannst, verlieren die Gewalttäter von früher an Macht.
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Frage Nr. 35473 von 17.07.2022
Kennt ihr auch den struggle? Abends Stadtfest, musste hinfahren. Meine Freunde wohnen leider in die andere Richtung, deshalb fahre ich alleine Bahn und dann hat auch noch die Bahn Verspätung. Heißt, Anschluss verpasst. Rufe meinen Bruder an, der holt mich an Bahnhof XY ab. Ja was soll ich sagen, ich laufe mitten in der Nacht am Bahnsteig unter der Unterführung.
Habe die Ängste meines Lebens. Gefühlt Überall nur Männer. Ich fühle mich wie Freiwild... Ich weiß das ich es nicht bin aber was kann ich gegen den Gedanke tun? Also mein Bruder kommt aber das dauert voll lang und ich stehe da ... alleine.
Was kann ich gegen die Gedanken tun, ich sei Freiwild oder so?
Bin ich nicht.
Weil ich alleine da wartete und warte, kam ein Südländischer Typ zu mir und fragte mich, ob ich kein Taxi nehmen will. Hab gesagt: alles gut, kommt gleich jemand. Stehe da noch ne halbe Stunde. Kommt der Typ nochmal und meint, ob ich was zum trinken will und in den Club mitkommen, er will mich nicht alleine hier stehen lassen...ich meinte, da kommt gleich jemand. Er meinte irgendwie zu meinen, das ich Angst vor ihm hätte. Dann bin ich weggegangen und da kam auch schon mein Bruder.
Mit sind sofort die Alarmglocken angegangen bei solchen Aussagen. Ich bin bei sowas misstrauisch
Hatte er was vor mit k.o Tropfen oder so?? Habe ich richtig reagiert? Wie würden andere reagieren?
Unsere Antwort
Ja, den struggle kennen wohl alle Frauen. Und alle müssen damit umgehen lernen.
Frauen dürfen sich in unserer Gesellschaft frei bewegen. Allen Menschen steht der öffentliche Raum gleichermassen zur Verfügung. Auch nachts! Allerdings ist ebenso richtig, dass es sexuelle Gewalt gibt und dass Frauen sehr viel häufiger Opfer von männlicher Gewalt werden als umgekehrt. Darum ist es möglicherweise sicherer, wenn du nachts in Begleitung bist. Das ist aber auch sehr empörend, weil immer noch nicht die Übergreifer*innen identifiziert werden und zur Ordnung gerufen werden.
Du schilderst jetzt eine Szene, in der ein Mann dir mitteilt, dass er dich nicht allein nachts da stehen lassen will. Hat dich das geängstigt? Oder könnte das auch fürsorglich gemeint gewesen sein? Später meint er, du hättest Angst vor ihm. Hattest du auch, oder? Du hast die Szenen offensichtlich eher ängstigend und Misstrauen erregend erlebt. Warum soll er dir k.o.Tropfen verabreichen? Weil er dir den Club vorschlägt? Du fragst nicht nach. Darum bleibst du ängstlich.
Wie wäre es, wenn du reden lernst? Zunächst hast du ihm mitgeteilt, dass du jemanden erwartest. Er beobachtet, dass du nach 30 Minuten immer noch wartest und möchte die Situation beenden. Also bietet er dir an, dich mit in den Club zu nehmen. Jetzt könntest du sagen: „Nein, ich möchte nicht mit dir in einen Club gehen. Ich bin ganz sicher, dass ich gleich abgeholt werde. Danke für dein Angebot.“ Und vielleicht noch: „Ich möchte keinen weiteren Kontakt mit dir.“ Wenn er dann trotzdem nachfragt, ob du Angst hättest, könntest du sagen: „Ich fühle mich so spät nachts nicht wohl. Ich kenne dich nicht und möchte jetzt auch niemanden mehr kennenlernen. Ich bin froh, wenn ich abgeholt werde. Bitte lass mich jetzt in Ruhe.“
Darüber hinaus ist es sinnvoll, in deinem Natel/Handy Notrufnummern einzurichten, die du einfach bedienen kannst. Hinweisen möchten wir dich auch auf «Luisa ist hier» Das ist eine Initiative für das „sichere Feiern“ in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Du kannst das Personal einer Bar oder eines Clubs fragen „Ist Luisa hier?“. Sie werden dann verstehen, dass du in einer Notsituation bist und dich unterstützen. Erkundige dich, ob es diese Initiative in deinem Heimatort auch gibt.
Diese Antwort gilt auch für Frage 35472.
Frage Nr. 35459 von 15.07.2022
Hallo, ich bin W 16
Ich habe so einen “Hass” gegen meine Schwester und weiss nicht was dagegen tun. Sie ist 21 und lebt nicht mehr Zuhause doch wir sehen uns immer in den Ferien und so. Sie ist für mich total ekelhaft irgendwie weil sie wäscht ihr Gesicht nicht, stinkt oft, lauft in Finken rum in der Stadt, schnarcht beim Schlafen, isst sehr laut und weint sehr sehr schnell also auch so charakter mässig: sie geht in eine sehr teure private uni in frankreich und als mein Vater ihr gesagt hat “du musst viel verdienen nach der Uni” fing sie an zu weinen?? also so weil es zu viel “druck” macht. Sie möchte auch nicht in den Ferien arbeiten gehen weil sie findet “ich werde sowieso mein ganzes leben arbeiten müssen”.
Ich finde das sooo schlimm undankbar und unmotiviert es schockiert mich. Ich mag sie ehrlich gesagt einfach nicht so. Mein Problem ist aber dass immer wenn sie da ist fühle ich dieses Bedürfnis ihr zu sagen wie ekelhaft sie zb isst oder so und ich weiss es nervt sie und ich bin manchmal wirklich gemein. ich bin sonst zu niemandem gemein aber ich sage ihr immer so zb “warum wäschst du dein gesicht nicht? es ist unhygienisch” oder “kannst du bitte weniger laut essen” und ich sage das wirklich täglich.
Ich möchte aber ja eigentlich nicht dass sie sich gemobbt fühlt oder so. was soll ich machen? ich weiss auch so es ist ja nicht mein Problem was sie macht aber wenn sie so nahe ist und beim reden mir ins gesicht niesst, laut schnarcht, fest stinkt, etc. kann ich einfach nicht “auf mich schauen”
Unsere Antwort
Wenn du deiner Schwester täglich sagst, wie sehr du gegen irgend ein Verhalten bist, und sie macht es trotzdem weiter, dann ist klar: Du kannst sie mit deinen Aussagen nicht dazu bewegen, ihr Verhalten zu ändern. Vielleicht ist sie so sehr mit sich selbst beschäftigt, dass sie gar nicht merkt, wie sehr sie dich nervt. Oder vielleicht macht sie absichtlich weiter, weil sie will, dass es dich nervt.
Es würde mich interessieren, was ihr für eine Beziehung habt. Besteht zwischen euch eine Rivalität? Findest du, sie wird bevorzugt? Bist du neidisch? Eifersüchtig? Gab es mal eine Zeit, wo ihr einander gemocht habt? Gab es einmal eine Zeit, wo ihr es gut miteinander gemeint habt? So wie du schreibst, klingt es so, als sei das derzeit nicht der Fall. Wie ist es dazu gekommen? Wie war das, als deine Schwester noch zuhause gelebt hat?
Egal was eure Geschichte ist, derzeit fühlst du dich durch deine Schwester provoziert und bist nicht interessiert an dem, was bei ihr abläuft. Du würdest aber wahrscheinlich bei deiner Schwester weiterkommen, wenn du offen und interessiert wärest an ihr, an ihren Gedanken, Gefühlen, Sorgen und Problemen: Du würdest sie fragen, wie es ihr geht. Du würdest dann vielleicht Dinge erfahren, die es für dich verständlicher machen, warum sie sich so gehen lässt und warum sie so schnell weint. Umgekehrt würde sie deine freundliche Haltung eher dazu einladen, dass sie sich in deiner Anwesenheit besser benimmt. Ich kann das nicht garantieren, aber ich glaube, das wäre deine beste Chance.
Damit du eine interessierte Haltung gegenüber deiner Schwester entwickeln kannst, musst du dich besser abgrenzen. Du schreibst "Ich kann einfach nicht auf mich schauen". Was du nicht kannst, kannst du lernen. Es gibt Tricks, wie wir uns weniger stressen lassen können. Der wirkungsvolle Trick lautet "lockere Entspannung". Wahrscheinlich sitzt du nämlich gespannt wie ein Bogen neben deiner Schwester. Dein ganzes System ist auf Alarm. Da wird man sehr empfindlich für alles, was schmatzt, stinkt, laut ist. Du kannst dich über den Körper entspannen. Schau dir dazu bitte diesen Text an.
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Frage Nr. 35452 von 14.07.2022
Hallo,
ihr schreibt, dass man keine Schuld hat, wenn man in einer Beziehung vom Partner misshandelt wird, weil das andere die volle Verantwortung für seine Taten trägt.
Mein Umfeld meint, das Opfer ist selbst schuld- denn es hätte ja gehen können, sich trennen können.
Ich komme damit nicht klar. Vielleicht sind ja auch beide Schuld, aber der Täter ein bisschen mehr? Es stimmt ja schon, das Opfer hat sich sich selbst gegenüber schuldig gemacht weil es nicht gegangen ist um sich zu schützen.
Mir schwirrt total der Kopf, bin ich nun schuld, oder nicht? Ich habe irgendwie sehr viel Selbsthass und Selbstzweifel seitdem. Wie kann ich anderen klar machen, dass ich nicht schuld daran war?
Danke!
Unsere Antwort
Für jeden Schlag trägt der Schläger die Verantwortung. Das ist das, was wir meinen. Auch wenn sich die Partner*innen vielleicht provozierend verhält. Der Schläger schlägt. Nur er könnte das verhindern. Nur die Schlagenden könnten auch eine andere Antwort auf die Provokation wählen.
Dein Umfeld hat sehr altmodische Ansichten. Ein Beispiel: Der kurze Rock einer Frau ist kein Freifahrtschein für sexuelle Belästigung. Der Mensch, der sich an der Frau erregt, muss seine Impulse kontrollieren. Nicht die Opfer sind für die Verhinderung von Gewalttaten verantwortlich. Sie können ja gar nicht wissen, was ihr Gegenüber denkt und fühlt.
Bei Misshandlungen in der Partnerschaft ist es ganz genauso. Derjenige, der misshandelt, muss die Misshandlung verantworten. Dein Umfeld übersieht, dass Partnerschaften meist auf Dauer geschlossen werden. Beim ersten Schlag das Haus zu verlassen, könnte man vielleicht empfehlen. Wie realistisch ist das, wenn die Wohnung gemeinsam gemietet wurde, wenn gemeinsame Kinder da sind, wenn der Lebensstil auf zwei Einkommen eingerichtet wurde, wenn man sich vor seinem Umfeld schämt? In den meisten Fällen beginnt eine Beziehung mit grosser Verliebtheit. Die beiden finden sich gegenseitig sehr anziehend. Beide träumen wahrscheinlich davon, eine längere Zeit und vielleicht das ganze Leben miteinander zu verbringen. Das gibt man doch nicht sofort auf, wenn der/die Andere sich falsch verhält. Vergebung ist ein hoher Wert in unserer Gesellschaft. Und wenn du dann noch in einem Umfeld lebst, dass den Opfern durchaus Mitverantwortung gibt, ist ein „Weglaufen“ doch kaum möglich.
Wir raten dir, dich an die einfache Regel zu halten: Wer tut, muss die Taten verantworten. Alle gesetzlichen Gewaltschutzmassnahmen haben das verstanden. Der Täter/die Täterin muss die Wohnung verlassen. Beim altmodischen Weg verlässt die Frau mit den Kindern die Wohnung, sucht ev. Schutz im Frauenhaus und trägt die ganze soziale Last fast allein.
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Frage Nr. 35446 von 13.07.2022
Liebes lilli-Team
Ich bin weiblich und 25 Jahre alt. Vor rund zehn Jahren hatte ich meinen ersten festen Freund (er war ein Jahr älter als ich). Diese Beziehung war rückblickend schrecklich für mich - aber eben erst rückblickend. Ich erinnere mich oft an mein erstes Mal mit ihm (mein erstes Mal überhaupt). Ich sehe immer wieder das Zimmer vor meinem inneren Auge, weiss sogar noch, welche Musik damals lief. Auch erinnere ich mich, dass ich damals noch nicht für mein erstes Mal bereit war. Ich wollte das damals nicht, wehrte mich aber nicht, da ich meinen ersten Freund nicht schon nach so kurzer Zeit "verscheuchen" wollte, ich machte also einfach mit. Ich war wie versteinert, konnte nichts sagen und der Schmerz, den ich damals fühlte, ist mir noch heute präsent. Alle weiteren Male, an denen wir zusammen schliefen, waren für mich nicht anders als das erste Mal. Die Beziehung dauerte zwei Jahre an. Er "zwang" mich auf irgendeine Weise immer und das sehr oft zum Sex, den ich nie geniessen konnte. Es fühlte sich für mich so an, als wäre es meine Pflicht. Er unterdrückte mich mit seinen Worten, ich durfte nichts falsches sagen. Wenn ich mich trennen wollte, drohte er mir damit, sich etwas anzutun. Er lebte an mir seine Fetische aus, die ich hasste, er schickte anderen Frauen (teilweise Freundinnen von mir) Penisbilder von sich oder anzügliche Nachrichten. Ich erlebte psychische Gewalt, manchmal kam es sogar zu physischer Gewalt. Er schrie mich sehr oft an - wegen nichts. Ich fühlte mich ausgenützt und hilflos, hatte meistens Angst vor ihm. Das schlimmste war aber wirklich immer der Geschlechtsverkehr mit ihm, zu dem ich mich einfach verpflichtet fühlte. Ich habe nie jemandem davon erzählt, obwohl meine Eltern oft versucht haben, mit mir zu reden, sie hatten jedoch keine Ahnung, was wirklich los war. Ich hatte Angst vor der Reaktion von meinem damaligen Freund und ein unheimliches Schamgefühl.
Wie gesagt, ist dies nun zehn Jahre her. Ich konnte mich damals durch eine neue, schöne Liebe von ihm lösen und trennen. Mit meinem "Retter" (so nenne ich ihn gerne) war ich drei Jahre zusammen und er zeigte mir liebevoll, wie sich eine glückliche Beziehung anfühlt. Heute bin ich seit eineinhalb Jahren mit meinem jetzigen Partner zusammen, mit dem ich sehr glücklich bin. Wir haben oft Sex, den ich immer sehr geniesse. Jedoch merke ich nun, dass diese Erinnerungen von damals plötzlich hochkommen. Mir wird immer mehr bewusst, was mein erster Freund mit mir gemacht hat, wie er mich ausgenutzt und unterdrückt hat. Ich spüre, dass meine Vergangenheit mich einholt. Wie die Bilder, die ich so lange verdrängen konnte, plötzlich wieder in meinen Gedanken auftauchen. Ich habe damals nicht gehandelt, mich nicht gewehrt. Heute frage ich mich, ob das falsch war. Ich habe Angst, mit meinem jetzigen Partner darüber zu sprechen, weil ich nicht will, dass er ein anderes Bild von mir hat, sich Sorgen macht oder sich sogar von mir abwendet. Meine Vergangenheit beeinflusst unsere Beziehung bisher auch nicht, ich kann das gut für mich behalten. Ich habe aber je länger je mehr das Gefühl, dass ich mit jemandem darüber sprechen sollte, weil ich Angst habe, dass mich diese Erinnerungen an diese schlimme Zeit immer mehr belasten könnten. Da ich sehr selbstreflektiert bin und mich oft mit mir selbst auseinandersetze, spüre ich, dass die Erinnerungen in mir irgendetwas auslösen, das Gefühl kann ich jedoch nicht genau beschreiben - auf jeden Fall ist es kein angenehmes Gefühl.
Sollte ich mit meinem jetzigen Partner darüber sprechen? Oder besser gefragt: Wie spreche ich so etwas an (unabhängig davon, mit wem ich darüber rede)? Oder mit wem sollte bzw. kann ich in dieser Situation darüber sprechen (gibt es niederschwellige Beratungsangebote)?
Ich danke Euch von Herzen, dass Ihr Euch mit meinem "Problem" auseinandersetzt und schicke Euch liebe Grüsse!
Unsere Antwort
Dir wird zum Glück immer mehr bewusst, was du als 15-Jährige nicht einschätzen konntest. Du hattest damals dafür noch keine Handlungsmöglichkeiten, mit denen du dich aus der Gewaltbeziehung befreien konntest. Bei deiner nächsten Partnerwahl warst du bereits erfahrener. Du hast Erfahrungen mit einem einfühlsamen und verständnisvollen Partner gemacht. Auch mit deinem jetzigen Partner kannst du Glück fühlen. Du hast also in jeder Beziehung dazu gelernt. Du bist eigenständiger geworden. Du suchst dir passende Partner aus. Das ist deine aktuelle Situation.
Früher – also vor 10 Jahren – konntest du das alles noch nicht. Du warst wohl auch noch nicht selbstsicher genug. Das hat der erste Partner ausgenutzt. Wir raten dir, deine Erfahrungen im Bewusstsein zu behalten, damit du als erfahrene Frau weisst, dass es Gewaltbeziehungen gibt. Deine Gewalt-Erfahrung kann dich mitfühlend und verständnisvoll machen. Wichtig ist, dass du die Vergangenheit von der Gegenwart trennst. Derzeit bist du nicht mehr in Gefahr.
Jetzt könnte es aber noch einen anderen Aspekt geben. Hast du Rachegefühle? Findest du, der Ex-Partner müsste für sein Verhalten bestraft werden? Denkst du, du müsstest mit dem Ex-Partner noch etwas klären? Es könnte auch sein, dass du unter der Ungerechtigkeit leidest, dass gerade du in so eine Partnerschaft geraten bist. Solche Gefühle sind auch Jahre nach dem Ende von Gewaltbeziehungen möglich. Auch solche Gefühle kannst du bewältigen lernen.
Raten tun wir dir deswegen, dir eine Psychotherapeutin oder psychologische Beraterin zu suchen, mit der du vertrauensvoll reden kannst. Deinen Partner würden wir als Verarbeitungshelfer nicht empfehlen. Natürlich kannst du ihm von deiner Lebensgeschichte erzählen. Eine Beziehung gerät aber leicht in Schieflage, wenn eine die Leidende und der andere der starke Helfer ist. Lern du lieber selbst, dich und deine Gefühle zu regulieren. Du kannst das bereits gut. Jetzt geht es noch um die Bewältigung alter Erfahrungen. Auf unserer Website findest du Adressen und Links für «Psychische Probleme» und für «Frauen, die Gewalt erlebt haben». Wir hoffen, du findest dort eine Adresse, die dich zu einer vertrauenswürdigen Psychotherapeutin führt.
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