Frage Nr. 35475 von 17.07.2022
Hallöchen. Ich bin m und Ekle mich vor meinen eigenen Haaren. Überall am ganzen Körper. Außer Augenbrauen und Kopfhaare. Bei anderen Männer Ekle ich mich genauso dran. Je stärker ein Mann behaart, je größer der Ekel. Was ist bei mir schief gelaufen, das ich so ein Denken habe?
Unsere Antwort
Es gibt viele Leute, die irgendwas an ihrem Körper nicht gut finden und einige, die sich vor bestimmten Körperteilen oder auch Haaren ekeln. Also es ist erstmal nicht so aussergewöhnlich, wie du vielleicht annimmst.
Wenn ich es richtig verstehe, geht es dir eigentlich darum, den Ekel loszuwerden beziehungsweise in den Griff zu bekommen.
Es kann natürlich irgendetwas dahinter stecken, was man in der Kindheit erlebt hat, eine unangenehme Erfahrung. In den meisten Fällen wird man aber keinen triftigen Auslöser finden.
Ich würde dir empfehlen, dass du dich mal damit beschäftigst, was für dich Körperbehaarung bedeutet. Dabei kannst du erstmal damit anfangen, was man allgemein so über Körperbehaarung bei Männern so sagt und denkt.
Das sind Dinge, wie zum Beispiel: „Der hat ordentlich Testosteron“ oder „Es sieht aus wie bei einem Tier.“ Wahrscheinlich fällt dir noch mehr ein.
Als nächsten Schritt schaust du dir an, was wiederum dahinter steht an Gedanken: das könnte bei „ordentlich Testosteron“, so etwas sein wie, dass man das verbindet mit Sexualität, Macht, Gewalt etc. Dann schaust du, ob dir irgendwas davon Angst macht.
Bei dem „das sieht aus, wie bei einem Tier“, könnte es sein: Triebgesteuert, nur im Körper, denkt nicht nach etc. Falls es so etwas ist, könntest du mal schauen, ob du deinen Körper schlechter bewertest als deine Gedanken und deinen Verstand, also wer mehr zu sagen hat.
Ich nehme mal an, dass du deine Körperbehaarung entfernt hast. Falls das der Fall sein sollte, lasse sie an einer kleinen Stelle wachsen und halte die Gefühle aus, die dabei entstehen. Schau hin und fühle, statt wegzuschauen.
So hast du die beste Chance, dass sich das ganze neutralisiert.
Falls du alleine nicht weiterkommen solltest, würde ich dir empfehlen eine Psychotherapie zu machen, damit du wieder freier sein kannst.
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Frage Nr. 35457 von 14.07.2022
Hey
Ich bin w15 und würde gerne eine Begründung haben von einer Reaktion wo ich schon seit ca. 3 jahren mit meiner Familie habe. Meine Verwandten leben in Italien und jedes Mal wenn wir sie besuchen gehen, sind alle fröhlich, lachen und sprechen miteinander. Ich aber nicht. Jedes Mal wo ich sie sehe sage ich kaum 3 wörter. Stumm, das ist meine Reaktion. Ich bin höflich, aber ich komme nie ins Gespräch rein. Ich antworte nur mit kleine und kurze Wörter.
Sie sagen ich bin "die seriöse" oder das ich nur spreche wenn es nötig ist. Ich mache das aber nicht extra....ich weiss selber nicht warum ich das mache. Ich weiss einfach nicht was sagen! Ich kenne sie, aber irgendwie auch nicht....und wenn ich mal etwas sage, sagen sie auch nicht viel Oder sie lachen so als würden sie für ein Witz von einem Kind lachen. Ein fake lachen halt.
Manchmal ist es schwierig mit ihnen zu kommunizieren. Sie sind sehr rassistisch und altmodisch. Manchmal machen sie Witze wo ich nicht gerne habe und da ist lieber still zu bleiben, weil ich würde nie eine Diskussion mit 20 menschen gewinnen. Ich bin nur eine Person....das ist mir aber egal, Pech für sie, ich meine, meine Meinung wird nicht von ihnen beeinflusst. Ich will nicht rassistisch Oder altmodisch werden. Vielleicht ist das auch ein Grund warum ich einfach anders bin als sie und lieber bervorzuge nicht zu sprechen.
Momentan merke ich das einfach immer wie mehr, weil wir in den Ferien sind in Italien und tja, ich sitze immer dort in einer Ecke und werde schnell vergessen/ignoriert halt.
Wir leben seit 8 jahren in der Schweiz und war erst 7 als ich aus Italien zog. Mein Bruder hatte mehr Zeit mit meinen Verwandten "Freundschaft" zu machen, ich war anderseits nur ein Kind. Er ist in der Familie immer beliebt, macht Witze und alle lachen immer mit ihm. Sie suchen ihn auch immer.
Bei mir nicht...ich bin nur die Stumme und die wo immer lernt. Ich zeige mich auch nie bei Face Time und solche Sachen.
Aber warum mache ich das? Ist mein Gefühl falsch?
Unsere Antwort
So wie du die Situation beschreibst, macht es für mich absolut Sinn, dass du nichts oder nur wenig sagst. Dein Gefühl und deine Gedanken machen Sinn. Vertrau in sie. Wie sollst du als 15-jährige eine Diskussion mit 20 gewinnen? Ich finde, du erkennst sehr gut was abläuft, und du verhältst dich sinnvoll. Du denkst und verhältst dich gescheit.
Deine Verwandten leben in einer anderen Welt, und du sprichst zwar an der Oberfläche ihre Sprache, aber du denkst nicht wie sie. Du hast das gut erkannt, dass dein Bruder sich da besser reinpassen konnte. Du könntest dich verbiegen und irgendwas spielen, damit du auch irgendwie reinpasst. Ich finde es gut, dass du das nicht machst. Es ist besser, dass du dein Eigenes findest.
Es ist natürlich eine schwierige Situation, wenn du ganz alleine da sitzt, und alle anderen verstehen sich so gut. Da ist es wichtig, dass du dir sagst: "Ich bin einfach anders als sie. Ich bin okay. Einfach anders". Ich finde es toll, dass du dich nicht durch ihre Meinung beeinflussen lässt.
Vielleicht musst du sie nicht so oft besuchen gehen. Oder vielleicht findest du unter diesen 20 Leuten auch irgendwann mal eine Person, mit der du dich besser unterhalten kannst. Vielleicht auch nicht: Wichtig ist, dass du deine eigenen Menschen und deine eigene Gruppe für dich findest. Deine eigene Familie. Und dort zeigst du dich und redest dann vielleicht ganz gerne.
Wie ist das eigentlich - kennst du andere junge Menschen, deren Familie in Italien oder sonst irgendwo im Ausland lebt? Du bist nicht die einzige, die zwischen zwei Kulturen steht und irgendwie neue Wurzeln fassen muss. Vielleicht kannst du dich mal umschauen und fragen, wie es anderen geht. Ich könnte mir vorstellen, dass dich einige Menschen sehr gut verstehen.
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Frage Nr. 35403 von 07.07.2022
Zu 35358...
Das hat es scheinbar nicht abgesendet.
Wenn ich was unternehme, Leute kennenlerne, meinen Horizont erweitere, was Neues ausprobiere.... erlebe ich so eine Art Glücks- und Belohnungsgefühl. Ich frage mich, wie kreiire ich am besten Erinnerungen und wie sammle ich Lebenserfahrung? Ich meine, durch Achtsamkeit fängt man Erinnerungen besser ein... was bereuen die Menschen am Lebensende?
Früher war es auch die Suche nach dem Sinn des Lebens. Was ist wichtig im Leben? Was möchte ich?
Vielleicht könnt ihr mir helfen bei diesen wirren Gedanken. Sind diese struggle normal mit Ende 20?
Unsere Antwort
Du beschreibst es schon selbst: Wenn du etwas tust, was Glücksgefühle auslöst, machst du für dich etwas Richtiges. Damit lernst du dich selbst und deine Interessen kennen. Wenn du deinen Interessen nachgehst, werden sich deine Erfahrungen zunehmend differenzieren. Diese Differenzierung nennt man dann Lebenserfahrung. Du kennst ein Fachgebiet, eine Situation oder einen Menschen genau. Das kann dich einerseits freuen, macht dich aber auch selbstsicherer. Schliesslich hast du dann mehr Möglichkeiten, dich in dem Fachgebiet zu bewegen, mit Situationen umzugehen oder auch den Kontakt zu den vertrauten Menschen vertieft zu erleben.
Wenn du achtsam und aufmerksam bist, erlebst du sicher mehr, als wenn du undifferenziert wahrnimmst. Am Lebensende bereuen Menschen sicher, wenn sie jemand anderem Schmerzen zugefügt oder ihn enttäuscht haben. Vielleicht trauern sie auch um die nicht genutzten Momente, die nicht gelebten Beziehungen oder verweigerten Erfahrungen. Vielleicht hätten sie auch gern mehr Glück und Geschenke im Leben gehabt. Die grössten Chancen für Glück hast du wohl, wenn es dir gelingt, deine Innenwelt so zu bewegen, dass die Aussenwelt interessant für dich ist. Dann wirst du viel Spannendes entdecken – auch wenn gar nicht viel los ist.
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Frage Nr. 35390 von 05.07.2022
Liebes Lilli-Team,
ich (w,22) habe jetzt schon seit 1-2 Jahren mit ein paar Problemen mit mir zu kämpfen (Bindungsanst, Selbstwertprobleme, Angst alleine zu sein) und habe versucht, diese Ängst alleine in den Griff zu bekommen. Leider komme ich da einfach nicht weiter und fühle mich zunehmend belastet. Ich würde sehr gerne eine Therapie machen oder mit jemandem reden, der mir Tipps geben kann. Ich weiß jetzt nur nicht, wie ich das angehen soll. Oft zahlen die Krankenkassen nicht und einen Privattherapeuten könnte ich mir niemals leisten. In Deutschland sind die Wartezeit auch unendlich lang. Gibt es eine Stelle/Adresse/Nummer, an die ich mich wenden kann?
Unsere Antwort
Es ist ein toll, dass du dir professionelle Unterstützung holen möchtest. Das erfordert Mut und Eigenverantwortung. Es steht dir zu, das von deiner Krankenkasse bezahlt zu bekommen. Leider hast du recht, dass man in Deutschland teilweise sehr lange warten muss auf einen Therapieplatz. Das kommt aber ein wenig darauf an, wo du wohnst. Und es gibt auch Wege, die Kosten für eine Privatpraxis von der Krankenkasse erstattet zu bekommen.
Sinnvoll wäre es, wenn du dich mal bei der „Termin-Service-Stelle“ der Kassenärztlichen Vereinigung deines Bundeslandes meldest. Dort bekommst du dann einen ersten Termin für eine sogenannte „psychotherapeutische Sprechstunde“. Das heißt, du sprichst mit einer Therapeutin und sie ordnet deine Anliegen ein wenig für dich ein und bespricht mit dir, wie es weitergehen kann. Im besten Fall bietet sie dir gleich einen Therapieplatz an, aber das klappt leider oft nicht. Du kannst dann aber, wie gesagt, auch versuchen über das sogenannte Kostenerstattungsverfahren in einer Privatpraxis unterzukommen. Das wird dann trotzdem von der Krankenkasse bezahlt, braucht aber etwas Vorbereitung und Papierkram. Mehr Informationen über all das findest du auf dieser Website. Viele Privatpraxen können dich da auch gut beraten.
Für die Warte- oder Zwischenzeit macht es Sinn, wenn du dich mal nach psychologischen Beratungsstellen umsiehst. Die bieten oft günstige oder kostenlose Beratung bei psychischen Schwierigkeiten an. Falls du Studentin bist, schau mal an deiner Uni oder beim Studierendenwerk. Meist gibt es dort Angebote für eine psychologische Beratung. In einigen Städten gibt es auch sogenannte „Feministische Gesundheitszentren“, die Beratungen anbieten. Ansonsten bieten zum Beispiel die AWO, die Diakonie oder die Caritas sowas an. Am besten suchst du einfach mal im Internet nach solchen Stellen in deiner Nähe.
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Frage Nr. 35355 von 01.07.2022
Liebes Lilli-Team
Ich habe vielleicht eine etwas seltsame Frage. Gibt es emotionale Päckchen die man das ganze Leben, mit sich herumtragen muss oder kann man alle emotionalen Probleme / schlechten Erlebnisse auflösen. Etwas konkreter: In der Sekundarschulzeit wurde ich mehrere Jahre gemobbt, bzw. ausgeschlossen (über 10 Jahre später) treffen mich die Gedanken daran manchmal sehr, manchmal auch unvorbereitet. Wenn ich darüber spreche (ist jetzt auch nicht dauernd ein Thema, aber kann es mal geben), gibt es mir immer noch einen Stich ins Herz und ich schäme mich auch irgendwie immer noch ein bisschen für diese Situation.
Vor ein paar Jahren hat mir eine Freundin für mich überraschend die Freundschaft gekündigt. Bis heute macht es mich ziemlich traurig, wenn ich daran zurückdenke und es löst eine Mischung aus Trauer, Ohnmacht und auch Wut aus. Wobei ich ehrlicherweise zugeben muss, dass es mir dabei wahrscheinlich weniger um die Freundschaft mit dieser Person geht, sondern mehr dieses Gefühl von Ablehnung (was vermutlich auch etwas von der Zeit während des Mobbings getriggert wird). Es hilft auch nicht unbedingt, dass gute Freundinnen immer noch mit dieser Person befreundet sind. Ich habe dann immer das Gefühl, sie sollten mich lieber mögen, als die andere Person, wobei ich rational weiss, dass das eine nichts mit dem anderen zu tun hat und ich dies selber etwas doof finde…
Insgesamt muss ich sagen, dass z.B. diese Erlebnisse mich bis heute prägen und mich manchmal auch in Alltagssituationen beeinflussen können (z.B. fühle ich mich etwas rascher ausgeschlossen oder messe Freundschaften einen sehr hohen Wert zu), obwohl ich heute ein sehr intaktes soziales Umfeld habe. Insgesamt erlebe ich es aber nicht als sehr einschränkend (ich kann also auch durchaus mal für meine Bedürfnisse einstehen, bin aber wohl rascher getriggert). Andere Erlebnisse, die mich ebenfalls traurig gemacht haben, in der Vergangenheit (z.B. der Tod meiner Grossmutter), habe ich für mich komplett abgeschlossen. Ich kann diese Erlebnisse sehr viel neutraler betrachten und denke dann eher an die guten Erlebnisse zurück.
Darum frage ich mich: Ist es möglich diese Erlebnisse so zu verarbeiten, dass sie für mich zwar meiner Biografie dazu gehören, aber mich nicht mehr traurig machen, wenn ich daran zurückdenke? Wenn ja, habt ihr Tipps? Oder ist es normal, dass gewisse Sachen immer bleiben, auch wenn man an einem völlig anderen Punkt im Leben steht. Ich bin heute zufrieden, habe gute Freundinnen, einen Partner und ein gutes Verhältnis zu meiner Familie, ich wurde seit Jahren nicht mehr gemobbt. Aber manchmal frage ich mich, wie es wäre, ohne das Gefühl eines Päckchens zu leben. Eure Gedanken dazu würden mich interessieren.
Unsere Antwort
Du stellst eine wichtige Frage. Was du beschreibst, ist normal. Viele Menschen, die in ihrer Jugend gemobbt wurden, tragen das lange Zeit mit sich herum, denn das ist eine sehr belastende Erfahrung. Und ja, das ist etwas anderes als zum Beispiel der Tod deiner Großmutter, denn beim Mobbing wirst du als Person angegriffen. Dein Selbstwertgefühl wird untergraben, und das wiederholt über mehrere Jahre hinweg. Es ist vollkommen verständlich, dass dich das bis heute prägt.
Tatsächlich ist es beeindruckend, dass du heute trotzdem so glücklich bist und so gute Beziehungen hast. Du zeigst da viel Resilienz und du kannst wirklich stolz darauf sein, wie gut du bereits mit diesen Erfahrungen umgehst. Dennoch möchte ich dich ermutigen, dir Unterstützung durch eine psychologische Beratung oder Therapie zu suchen, wenn du das weiter aufarbeiten möchtest. Denn unter anderem dafür ist sowas da: um alte Verletzungen zu heilen und diese „Päckchen“ abzulegen. Das heißt nicht, dass die Erinnerungen daran dann weg sind, sondern das Ziel ist – wie du es selbst so schön beschreibst – dieser Erlebnisse besser in deine Biografie zu integrieren und sie neutraler und mit mehr Distanz betrachten zu können. Das ist möglich, und ich würde es mir für dich wünschen.
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Frage Nr. 35353 von 01.07.2022
Hey, ich habe eine Frage:
Wir mussten heute ein Nothelferkurs machen und haben gelernt wie man eine person wiederbelebt durch die Herzmassage. Es gab auch den Teil mit der Munatmung und mussten in so eine puppe rein blasen. Das Problem ist, es gab 6 Puppe für alle vier Klasse. Wir mussten ständig nach dem Verbrauch, disinfetionsmittel auf dem gesicht der puppe sprayen, dann mit einem Nastuch putzen und dann konnte die nächste person gehen. Ich habe versucht den Mund der Puppe nicht zu berühren, habe es aber zwei mal gemacht weil der Instruktor mal schauen gekommen ist. Ich habe jetzt Angst das ich mir mit etwas infiziert habe. Nicht nur von dieser Person wo vor mir dran war, aber auch von den Menschen die diese Puppe gestern verwendet haben.
Unsere Antwort
Du hast dich mit nichts infiziert, ihr habt die Puppe jedesmal desinfiziert. Das ist gut und ausreichend.
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Frage Nr. 35345 von 30.06.2022
Hallo Lilli-Team,
ich habe einem Mann mal einen Strauß Rosen vor die Tür gelegt. Seit dem hat er Angst vor mir. Warum? Was habe ich falsch gemacht?
Unsere Antwort
An einem Strauss Rosen vor der Tür kann fast nichts falsch sein. Es sei denn, du stellst dem Mann regelmässig nach, schreibst ihm SMS, lauerst ihm auf, beobachtest sein Umfeld und legst dann auch noch Rosen vor die Tür. Ein solches Verhalten nennt man Stalking. Mehr Infos dazu findest du in unserem Kapitel «Stalking (und Cyberstalking)». Wenn du den Mann nicht belästigt hast und ihm auch nicht öfters unerwünscht Blumen schenkst, können wir uns eine Angstreaktion nicht vorstellen.
Überleg du also selbst, welche Kontakte und Begegnungen du mit dem Mann hattest. Hattest du Streit mit dem Mann? Hast du ihn bedroht? War darunter eine Situation, in der dir deutlich gesagt oder gezeigt wurde, dass Kontakt zu dir nicht erwünscht ist? Wenn jemand keinen Kontakt mit dir möchte, kann es bedrohlich wirken, wenn du trotzdem Blumen schenkst. Wir sind sicher, dass du aufgrund eurer Kontakte eine Erklärung findest.
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Frage Nr. 35341 von 30.06.2022
Hallo Lilli,
ich habe gerade euer Video geschaut und es hat meine größte Angst bestätigt: Dass ich nie wieder eine Beziehung finden kann, seit ich eine chronische Schmerzerkrankung habe.
https://www.youtube.com/watch?v=O50DYDqziYI
(Das Polyvagal Video von der Startseite).
Wer soll denn mit mir seine Zeit verbringen wollen, wenn mein ANS immer agitiert ist? Der potenzielle Partner, von dessen ruhigem ANS ich natürlich profitieren würde, würde sich mit meinem agitierten ANS synchronisieren und sich dann schlecht fühlen wenn er mit mir zusammen ist. Natürlich wird er dann eine gesunde Partnerin vorziehen, mit deren gesundem ANS er sich synchronisieren kann.
Weil- aufgrund der Schmerzepisoden wird mein ANS egal wie viele Regulationstechniken ich erlerne in der Tendenz immer in Angst sein.
Ich hab mich bislang dran festgehalten, dass ich einen Partner durch andere positive Eigenschaft beeindrucken und bei mir halten könnte. Wenn er sich aber mit meinem ANS synchronisiert und sich dann in meiner Gegenwart immer Kacke fühlt auf gut Deutsch nutzt mir das dann wohl auch nix mehr. Ich fühle mich gerade echt hilflos.
Heißt das, ich sollte die Partnersuche lieber gleich lassen, obwohl ich mir so sehr Nähe wünsche? Oder wünsche ich mir Nähe vielleicht nur, damit ich mich mit einem ruhigen ANS synchronisieren kann und es mir dann besser geht?
Danke für eine Erklärung....
Unsere Antwort
Also, das ist nicht unser Video. Aber ich finde es gut. Du liest daraus allerdings eine falsche Botschaft. Im letzten Viertel des Videos werden dir Tipps gegeben, wie du dein autonomes Nervensystem (ANS) besser regulieren kannst. Und es wird von Ko-Regulation gesprochen: Eine Person kann dir ein Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit vermitteln, immer und immer wieder, so dass sich dein ANS beruhigen kann.
Wenn du dir einen Partner suchst, der schnell aus der Ruhe kommt, wird er sich natürlich von deinem Stress eher anstecken lassen. Für dich kommt jemand in Frage, der gelassen ist und sich gut beruhigen kann, und der mitfühlend mit dir ist. Die Frage ist also nicht, ob du einen Partner bekommst, sondern wen du dir wählst.
Dein Denken nennt man Katastrophisieren: Du gehst vom Schlimmsten aus ("nie wieder eine Beziehung"). Du filterst beim Sichten des Videos das, was du siehst und hörst, und verzerrst es so, dass du daraus das Schlimmste ziehen kannst. Das ist ein furchtbarer Zustand und löst Hilflosigkeitsgefühle aus.
Kennst du dieses Katastrophendenken auch sonst? Wenn ja, dann hast du das nicht von ungefähr. Ich weiss nichts über deine Geschichte, aber ich könnte mir vorstellen, dass du nicht in einem absolut sicheren, geborgenen Umfeld aufgewachsen bist. Sonst hättest du dir nicht dieses Denken angewöhnt. Dadurch, dass du dir das Schlimmste vorstellst, hoffst du vermutlich, davon nicht überrascht zu werden. Es ist ein Versuch, über die Zukunft irgendwie Kontrolle zu haben und nicht vom Schlimmsten überrascht zu werden. Nur ist das ein Trugschluss: Denn du bist viel besser vorbereitet auf das, was dir im Leben alles so begegnen kann, wenn du ihm möglichst entspannt und gelassen gegenübertrittst.
Das lernst du nicht so einfach. Ich würde dir dafür fachliche Unterstützung wünschen. Machst du da schon etwas? Wie gehst du die chronischen Schmerzen an? Vielleicht möchtest du uns darüber etwas mehr schreiben. Gib dann einfach diese Fragenummer an.
Es gibt übrigens ein sehr schönes Buch über chronische Schmerzen: "Kopfschmerzen im Becken" von David Wise und Rodney Anderson. Es geht darin um Beckenbeschwerden. Aber wie der Titel schon sagt, spricht es Themen an, die auch für chronisches Kopfweh oder andere Schmerzen sprechen. Insbesondere geht es um den Kreislauf "Angst und Sorgen – Anspannung – chronische Reizung – Schmerzen – mehr Anspannung". Und es geht um Techniken, wie man da wieder heraus kommt.
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Frage Nr. 35317 von 27.06.2022
Kann Ich die Schwester meines Cousins ficken sie ist so heis
Unsere Antwort
Ob du mit deiner Cousine eine sexuelle Beziehung eingehen kannst, musst du mit ihr klären. Du schreibst, dass du sie sexuell sehr erregend findest. Wenn du sie allerdings so ansprichst, wie du uns schreibst, hast du bei der jungen Frau wahrscheinlich keine Chancen. Sie könnte sich von dir sogar belästigt, bedrängt oder genötigt fühlen. Wenn du erfolgreich sein willst, solltest du dich selbst zu einem interessanten, attraktiven und liebenswerten Mann machen. Wir haben dazu «Tipps für Männer». Wenn du zusätzlich noch deine Verführungsfähigkeiten aufpolierst, steigen deine Chancen. Lies dazu unsere «Tipps fürs Dating».
Dass du sexuelle Handlungen nur machst, wenn deine Partnerin ausdrücklich einverstanden ist, versteht sich wohl von selbst.
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Frage Nr. 35304 von 26.06.2022
Hey
Ich bin w15 und bin hier, weil ich mich einfach....traurig fühle und ich weiss nicht mit wem ich sprechen sollte. Ich werde bald mein ersten jahr im gymer abschlissen und ich kann offiziel sagen, das ich es vergessen will. Von den noten her ging es gut aber für die stimmung und personen um mich, ging es eine Katastrophe. Ich habe in einem Jahr Schule keine einzige Freundschaft gemacht und habe den ganzen Jahr alleine verbracht. Alleine in der Mittagspause, alleine im Unterricht, alleine ausserhalb der Schule...in meiner Klasse gibt es Raucher (ca. 6 Personen) mit denen wollte ich nicht zeit verbringen, weil sie nicht lernten und nur ständig rauchten(ich ertrage den geruch von rauch nicht). Danach gab es Jungs, tja was soll ich sagen, ein paar arrogant aber nett wenn sie alleine sind, aber da sie nie alleine sind, sind eigentlich immer arrogant zu mädchen. Danach gab es zwei mädchen die immer zusammen sind, aber niemand mehr in ihrer gruppe wollen und danach gab es noch zwei mädchen die nett sind, aber mich immer ausschliessen. Sie haben auch problemen mit der kommunikation und deswegen sind sie auch drei mal längsemer als ich um sachen zu machen und da ich nicht entschuldigt bin um eine arbeit später abzugeben, kann ich sowieso nicht mit ihnen arbeiten. Der rest hat Gymer abgebrochen wegen Stress. Also bin ich immer alleine geblieben. Habe oft mit meinen Eltern darüber gesprochen, aber sie finden auch keine lösung und ich will klasse nicht wechseln, weil ich von den anderen gehört habe das es überall so ist. In der Schule werde ich allgemein für meine Schlauheit ausgenutzt. Zuhause geht es momentan auch schlecht, meine eltern streiten sich oft wegen die verwandten meiner Mutter, weil sie uns von alles ausschliessen und unfair gegenüber uns sind. Meine mutter will noch kontakt mit denen haben, vorallem mit ihrer schwester, aber mein vater findet sie sind zu arrogant gegenüber uns gewesen und deswegen findet er wir sollten die einfach lassen. Das folgt, das mein Vater immer nervös ist und meine Mutter Stress hat. Und ich? Ich muss auch noch diese kalte Atmosphäre ertragen und dazu noch die Schule. Also grob gesagt: ich habe in der Schule niemand und auch Zuahause ist es oft nicht so schön! Sie streiten sich nicht jeden Tag, aber am wochenende wenn sie lange zusammen sind, kommt es oft zu solche diskussionen. Ausserhalb der schule hatte ich eine beste Kollegin, die hat sich aber auch verändert. Sie hat mit ihrer ex schluss gemacht und jetzt findet sie, sie soll ihr leben so leben wie will mit spass. Spass heisst für ihr, alleine sachen machen, von niemanden mehr was hören und die schule spielt für sie keine rolle mehr. Also was mache ich genau in einer Welt wo alle mich ignorieren und ich ständig traurig bin?!
Bitte hilfe, ich brauche ihrer Meinung, weil ich kann das alles nicht mehr ertragen.
Unsere Antwort
Du weisst sehr gut, mit wem es nicht geht. Und alle Gründe, die du angegeben hast, sind für mich sehr verständlich. Jetzt würde ich dir raten, deine Wünsche zu formulieren. Deine Wunschfreundin sollte Interesse an der Schule haben und gerne lernen, lese ich aus deinem Text. Freundschaft mit Jungen geht besser, wenn die Jungen nicht in Gruppe sind. In deiner Klasse hast du sicher genau geschaut. Wenn du die Klasse nicht wechseln willst, müsstest du vielleicht eine Kollegin tolerieren, die nicht in deine Klasse geht. Das ist logisch.
Du bist schlau, das weisst du selbst. Geh also dein Problem mit Überlegung an. Du möchtest das Gymnasium wahrscheinlich bis zum Ende besuchen. Du möchtest deine Schlauheit weiter entwickeln. Du möchtest die Klasse nicht wechseln. Das ist der Rahmen, in dem du nach Freund*innen suchen kannst. Wenn dann in der Schule niemand zu finden ist, braucht es einen Sportverein, die Nachbarschaft, einen Chor oder sonst einen anderen Raum, den du dir für deine Suche eröffnest.
In deinem Text lese ich auch, dass deine Eltern sich auch oft ausgeschlossen und unfair behandelt fühlen. Sie werden dich wahrscheinlich nicht sehr geschickt bei der Freund*innen-Suche begleiten können. Darum lohnt es sich wohl, dich nach einer erwachsenen Beraterin umzuschauen. Habt ihr in der Schule keine Schulsozialarbeiterin, mit der du dein Problem besprechen kannst? Dann könntest du nämlich ganz genau besprechen, wo in deiner persönlichen Umgebung Freund*innen zu finden sind. Vielleicht kann sie dir auch immer wieder Mut machen, wenn die Suche so schwer bleibt wie jetzt. Die Suche wird auch leichter, wenn du dein Selbstwertgefühl etwas aufpolierst. Schreib jeden Tag mindestens eine Sache (besser drei) auf, die du gut gemacht, gut gedacht oder gut gefühlt hast. Es ist normal, diesen Vorschlag erstmal völlig daneben zu finden. Schreib trotzdem was auf. Auch wenn du dich schämst oder dir innerlich widersprichst, bleib hartnäckig. Du bist wahrscheinlich noch nicht oft genug gelobt worden. Darum kannst du dich selbst noch nicht so gut loben. Dazu kannst das aber lernen. Es macht dich selbstsicher und deine Suche leichter.
Und zum Schluss: Du weisst, dass es in dieser Welt Freundschaft gibt. Also ist es doch logisch, dass auch du sie finden wirst!
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Frage Nr. 35303 von 26.06.2022
Lässt sich Religion mit Wissenschaftlichen Erkenntnissen vereinbaren
Unsere Antwort
Diese Frage lässt sich so allgemein nicht beantworten. Denn es gibt ja unendlich viele wissenschaftliche Erkenntnisse und auch ganz viele verschiedene Religionen. Da müsste man also schon etwas spezifischer werden.
Religion und Wissenschaft sind grundsätzlich nicht unvereinbar. Viele Wisschenschaftler*innen sind religiös. Und viele religiöse Menschen erkennen wissenschaftliche Erkenntnisse an.
Frage Nr. 35201 von 13.06.2022
Hallo, an welchen Arzt sollte ich mich wenden bezüglich Fragen zu meinem Genital?
Bin mir da irgendwie nicht sicher.
Und gibt es eventuell auch online/telefonische Beratung da mir ein persönliches Arztgespräch sehr unangenehm ist.
Unsere Antwort
Klassischerweise gehen Frauen und Menschen mit Vagina und Vulva zu einer Gynäkologin, wenn sie Fragen zu ihrem Genital haben. Männer und Menschen mit Penis gehen zur Urologin. Es gibt aber natürlich auch intergeschlechtliche Menschen. Da ist es manchmal nicht ganz klar, aber sie können grundsätzlich erstmal zu einer von beiden gehen und sich dort beraten lassen. Oder sie besprechen das zunächst mit ihrer Hausärztin und die kann sie weiter beraten.
Wie kommt es denn, dass du dir unsicher bist? Vielleicht können wir dir weiterhelfen, wenn du uns dein Anliegen näher schilderst.
Einige ärztliche Praxen bieten auch telefonische Beratung oder eine Videosprechstunde an. Das müsstest du in der jeweiligen Praxis erfragen. Allerdings kann die Ärztin dir ohne eine körperliche Untersuchung vielleicht nur wenig Auskunft geben. Ich ermutige dich, dir eine ärztliche Praxis zu suchen, wo du dich wohlfühlst. Vielleicht kann dir jemand eine Empfehlung geben oder du suchst mal im Internet nach Erfahrungsberichten zu bestimmten Praxen. Du kannst auch erstmal einen Kennenlerntermin in der Praxis ausmachen. Es gehört zur Aufgabe von Ärzten und Ärztinnen, dir deine Fragen zu beantworten.
Ich empfehle dir auch, dich bei einer Beratungsstelle zur sexuellen Gesundheit zu wenden. Diese Stellen können dir auch Ärzt*innen vermitteln.
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Frage Nr. 35177 von 09.06.2022
Mal'ne blöde Frage.
Ich hatte jetzt schon viele Männer, weil sich über die Zeit nichts halten konnte.
Jedesmal dasselbe. (Nein, nicht Impotenz.)
Er hat ein Problem und geht nicht zum Arzt.
Insbesondere Zahnarzt oder Urologe bei Phimose.
Tritt dann ein Problem auf, bin wiedermal ich dran schuld. Er hat ja kein Problem. Niemals.
Egal ob es beim Sex sonst wie nicht klappt oder ich Abstand wegen Mundgeruch halte.
Wieso gehen immer Frauen zum Arzt und gelten als krank und Männer sind einfach mal so gesund?
Wieso können Männer bei einer Phimose nicht wenigstens mal eine Kortisonsalbe in der Apotheke holen und Dehnübungen machen?
Unsere Antwort
Da stellst du eine ziemlich komplexe Frage. Tatsächlich belegen Studien, dass Männer im Durchschnitt später und seltener ärztlichen Rat einholen als Frauen. Und das hat oft negative Auswirkungen auf ihre Gesundheit.
Das hat viel mit dem Bild von Männlichkeit zu tun, das wir in unserer Gesellschaft haben. Viele Männer wurden und werden immer noch in dem Irrglauben erzogen, dass sie keine „Schwäche“ zeigen dürfen. Hingegen wurden Frauen über viele Jahrhunderte hinweg oft als schwach und krank abgestempelt, weil ihre Körper teilweise anders funktionieren als die von Männern, oder um ihnen Rechte verwehren zu können. Das ist, wie gesagt, ein sehr großes Thema. Wenn dich diese Dinge interessieren, empfehle ich dir sehr die Graphic Novels von Liv Strömquist (zum Beispiel „Der Ursprung der Welt“).
Gleichzeitig möchte ich dich aber darauf hinweisen, dass bei weitem nicht alle Männer dieses Verhalten zeigen. Viele kümmern sich sehr gut um ihre Gesundheit. Insbesondere fällt mir auf, dass du schreibst, dass deine Partner oft dir die Schuld geben oder du das zumindest so empfindest. Auch wenn das nicht deine Frage war, lade ich dich ein, mal darüber nachzudenken, woran es liegen könnte, dass du immer wieder an diese Art Mann gerätst. Wieso suchst du dir diese Männer aus? Lies dazu vielleicht einmal diesen Text.
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Frage Nr. 35154 von 08.06.2022
Warum gibt es einen Unterschied zwischen Nähe und Distanz am Arbeitsplatz und in der Freizeit?
Unsere Antwort
Du stellst eine sehr allgemeine Frage. Wir versuchen dir eine Antwort zu geben: In allen Lebensbereichen müssen Nähe und Distanz reguliert werden. Im Beruf bestimmen das Leitbild der Firma und der Sinn der Arbeit den Rahmen für den Umgang miteinander. In der Freizeit bestimmst du selbst, mit wem du dich nah oder distanziert verhältst. Du bestimmst auch, mit wem du was unternimmst. Ziele sind dein persönliches Wohlbefinden, Beschäftigung mit deinen Interessen oder die Pflege von Freundschaften. Wenn du Nähe magst, wirst du deine Freizeit so gestalten, dass nahe Freundschaften möglich sind.
Am Arbeitsplatz liegen die Ziele ausserhalb von dir. Du möchtest sicher auch nicht, dass deine Vorgesetzten sehr viel Privates von dir wissen. Die Firma hat ein Recht auf deine Arbeitsleistung bezogen auf deinen Anstellungsvertrag. Dafür bezahlt sie dich. Zu deinem Privatleben muss sie Distanz halten.
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Frage Nr. 35146 von 07.06.2022
Salut, ich habe Geschlechterstereotypen satt und bin auf geschlechtsneutrale Erziehung gestoßen. Mich interessiert, was ihr dazu als Fachpersonen sagt. Ich würde meinem Sohn lieber auch Puppen anbieten und einer Tochter Autos und Actionfiguren, statt meinem Kind den eigenen Namen aussuchen zu lassen. Bezogen ist das auf das Video wo ich sah.
[Link entfernt]
LG
Unsere Antwort
Starre Geschlechterstereotype schaden allen Menschen. Denn sie sind dann nicht frei, ihre Persönlichkeit zu entwickeln. Es spricht meiner Meinung nach überhaupt nichts dagegen, zu versuchen, deinem Kind diese Stereotype nicht beizubringen. Zum Beispiel, indem du einfach viele Optionen anbietest und es selbst wählen lässt. Oder indem du bewusst Kinderbücher oder Ähnliches kaufst, die mit Stereotypen brechen. Kinder brauchen vor allem Wertschätzung, Zuwendung und bedingungslose Liebe. Wenn du also deinem Kind zeigst, dass es keine Geschlechterstereotype erfüllen muss, um geliebt zu werden, tust du schon viel.
Sei dir nur bewusst, dass natürlich die Welt um euch herum immer noch sehr stereotyp ist. Das heißt, dein Kind wird diese Geschlechterstereotypen trotzdem mitbekommen – sei es im Kindergarten, durch Verwandte, oder durch die Medien. Wenn du aber zeigst, dass es mit dir darüber reden und Fragen dazu stellen darf, ist das sehr viel wert. Und wenn du deine Überzeugung lebst und erklärst, dass Persönlichkeit, Fähigkeiten und Lebensweg nicht vom Geschlecht bestimmt werden, dann wird dein Kind einfach dadurch viel lernen, dass du ihm das vorlebst. Und so wird dein Kind wahrscheinlich auch selbst eine offene, weniger stereotype Haltung entwickeln.
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Frage Nr. 35141 von 06.06.2022
Hi
Mir (w,18) ist jeweils sterbenslangweilig. Ich meine das wortwörtlich; mir ist so langweilig, dass mir beinahe zum sterben zumute ist. Vor allem am Wochenende, wenn ich alleine zu Hause bin und keinen geregelten Alltag habe, da weiss ich einfach nichts mit mir anzufange. Ich sitze den ganzen Tag nur da und starre ins Leere oder auf die Uhr, wartend, dass der Tag endlich vorbei ist. Kolleginnen haben meist keine Zeit und unternehmen nur sehr selten etwas mit mir. Was soll ich bloss tun, ich kann das fast nicht aushalten?
Mit lieben Grüssen
Unsere Antwort
Ich habe den Eindruck, dass du dringend mehr soziale Kontakte brauchst. Wie sieht dein soziales Umfeld denn momentan aus? Hast du Freund*innen? Familie?
Was sind deine Interessen? Um neue Leute kennenzulernen, bietet es sich oft an, Menschen zu finden, die ähnliche Interessen haben wie du. Versuch mal, eine Liste von Aktivitäten zu schreiben, die dir Spaß machen. Gibt es da was, was sich gut in Gruppen, Clubs oder Vereinen machen lässt? Gibt es Veranstaltungen, die du dazu besuchen könntest?
Es kann sich auch lohnen, mal etwas ganz Neues auszuprobieren. Falls du schüchtern bist und es dir schwerfällt, neue Leute anzusprechen, lies doch mal die Texte in unserem Kapitel Ich bin einsam – was tun?
Scheinbar lebst du gerade allein. Hast du mal darüber nachgedacht, stattdessen in eine Wohngemeinschaft zu ziehen?
Darüber hinaus gibt es natürlich auch Dinge, die du allein tun kannst, anstatt nur auf die Uhr zu starren. Wie wäre es, wenn du dir selbst eine Struktur ausdenkst für deine Wochenenden? Du könntest dir selbst einen Plan für den Tag machen. Darin könntest du zum Beispiel festlegen, wann du aufstehen willst, was du zum Mittagessen kochen möchtest, und was du unternehmen möchtest. Denn du kannst auch allein ganz viele Dinge unternehmen: Du kannst in ein Café gehen, einen Spaziergang oder eine Radtour machen, einen Film anschauen, ein Buch lesen, und so weiter. Auch hier hilft dir die Liste mit Aktivitäten, die dir Spaß machen. Eine solche Liste zu haben, macht es leichter, denn dann musst du nicht immer wieder neu anfangen zu überlegen, sondern kannst dir die Liste schnappen und etwas davon auswählen.
Ich frage mich auch, wie du in diese Situation gekommen bist. Seit wann geht es dir so? Bist du umgezogen? Wie hast du deine Zeit vorher verbracht? Ich empfehle dir auch, dich mal bei 147.ch umzuschauen. Dort gibt es viele Tipps und auch eine persönliche Beratung rund um die Uhr per E-Mail, Telefon oder Chat.
Wenn du das Gefühl hast, es nicht mehr auszuhalten und Suizidgedanken hast, melde dich unbedingt bei einer Notfallstelle, wie z. B. der Telefonseelsorge in Deutschland und Österreich oder beim Telefon 147 in der Schweiz. Diese Stellen sind jederzeit erreichbar. Bei Lilli findest auch viele weitere Adressen, an die du dich wenden kannst. Auch an die Polizei kannst du dich in solchen Fällen immer wenden.
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Frage Nr. 35089 von 21.05.2022
Hallo,
Ich (w/18) litt bzw. leide an Magersucht, habe nun aber vor wenigen Wochen mein Normalgewicht erreicht und esse wieder genug. Nun, jetzt wo ich mir das Essen wieder erlaube, kann ich manchmal fast nicht mehr damit aufhören und dann esse ich zB gerade 4 Reihen Schokolade, statt nur eine. Das Problem ist auch, dass ich im Moment noch sehr schnell zunehme, vielleicht weil mein Körper immer noch durcheinander ist. Ich habe jetzt Angst, dass ich vielleicht eine Binge Eating Störung bekommen könnte oder auch sonst noch mehr zunehmen als jetzt schon. Habt ihr Tipps, dies zu verhindern?
Liebe Grüsse
Unsere Antwort
Dein Körper hat durch die Magersucht eine Hungersnot erlebt. Jetzt geht es darum, wieder fit zu werden, und da hilft dir dein Appetit nach. Meine Empfehlung ist: Erlaub deinem Körper, das so zu erleben. Eine Binge-Eating-Störung entsteht dann, wenn wir mit dem Essen emotionale Bedürfnisse befriedigen wollen, die wir mit dem Essen nicht befriedigen können. Bei dir geht es aber vor allem um Hunger. Hunger, der tief in den Knochen sitzt.
Eine Binge-Eating-Störung entsteht auch dann eher, wenn wir uns das Essen nicht gönnen. Wenn wir es also nicht geniessen. Erlaube dir die 4 Reihen Schokolade. Probiere sie zu geniessen. Vielleicht nimmst du jetzt noch einige Kilo zu. Deine Knochen werden dir danken. Dein Menstruationszyklus wird dir danken. Dein Gehirn und alle anderen inneren Organe werden dir danken. Denn sie waren in grosser Not und Gefahr. Wenn du deinem Appetit gelassen gegenüber stehst als gesunde Reaktion auf die überstandene Gefahr, beruhigt er sich auch wieder, und dein Gewicht pendelt sich bei einem gesunden Level ein.
Falls du merkst, dass dich das zu sehr stresst und du keinen gelassenen Umgang damit findest, empfehle ich dir, dass du dich per Email an die Arbeitsgemeinschaft Ess-Störungen AES wendest. Das ist eine sehr gute Beratungsstelle.
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Frage Nr. 35069 von 17.05.2022
Ich bin unendlich traurig und fühle mich einsam. Was soll ich tun?
LG W,18
Unsere Antwort
So allgemein können wir deine Frage nicht beantworten. Wir wissen nicht, wie du lebst. Und kennen dich zu wenig. Da du uns aber diese Frage stellst, gehen wir davon aus, dass dir Gespräche helfen könnten. Darum empfehlen wir dir eine Psychotherapie oder den Besuch einer Beratungsstelle. Psychotherapeut*innen können deine Gefühle verstehen und zusammen mit dir herausfinden, wie du aus dem jetzigen Gefühlstief heraus kommst. Wenn die Wartezeit für eine Psychotherapie sehr lang ist, such doch nach einer Jugendberatungsstelle, einer Frauenberatungsstelle oder einer Familienberatungsstelle in deiner Nähe. Hier ein Link zu Notfallnummern. Vielleicht ist deine Ärztin eine vertrauenswürdige Person und du kannst sie mal ansprechen. Wichtig ist, dass du mit jemandem in Kontakt kommst. Und wenn man keine privaten Freund*innen oder Familienmitglieder hat, muss man auf Professionelle zurückgreifen. Zögere nicht, dir Hilfe zu holen.
Eine kleine Aufgabe könntest du vielleicht jetzt schon mal übernehmen: Bei allen Menschen verändert sich die Stimmung, wenn sie irgendetwas verändern. Du könntest Schwimmen gehen, einmal um den Block wandern, ein Bild malen, etwas besonders Leckeres zubereiten und essen, in ein Museum gehen, einen Film schauen, Musik hören etc. Wenn du etwas unternimmst, wäre deine Aufgabe, genau wahrzunehmen, wie sich deine Stimmung ändert. Dein Problem ist damit nicht gelöst. Aber du richtest deine Aufmerksamkeit auf die Veränderung. Damit merkst du, dass deine Handlungen eine Wirkung haben. Meist hilft das ein wenig. Es ist wichtig, dass du alles, was du für dich tust, wertschätzt. Es kann sein, dass trotzdem deine negativen Gedanken weiter auftreten, zum Beispiel „es nützt ja doch nichts“, „ich bin ja immer noch allein“, „ich bleibe so unendlich traurig“. Dann versuch die Logik zu verstehen: Wenn du schlecht über dich und deine Situation denkst, wirst du das auch so fühlen. Lass also deine Gedanken kreisen. Konzentriere dich aber auf die inneren Veränderungen. Du wirst sicher etwas finden, auch wenn es nur ganz wenig und kaum zu merken ist.
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Frage Nr. 35064 von 17.05.2022
Hi, ich bin non-binär und 19 Jahre alt.
Meine Frage bezieht sich auf Liebe und Beziehung:
Ich bin lesbisch, aber ein Junge meinte er wär ich mich verliebt, weiß aber, dass er keine Chance hat. Wir wollen befreundet sein, aber ich mag das Gefühl auf die Art gemocht zu werden. Es fühlt sich aufregend an, auch wenn ich nichts anderes für ihn empfinde. Nur manchmal vergess ich das und schwelgen in diesem Gefühl, dass ich zurück flirte. Ich bin mir ganz sicher dass ich nicht auf ihn als Person stehe und will ihn nicht ausnutzen.
Was soll ich tun? Kann ich mit ihm befreundet sein, oder sollte ich Abstand halten?
Unsere Antwort
Es ist gut, dass du dir diese Frage stellst. Du zeigst damit, dass du Rücksicht nimmst auf den Jungen und ihn nicht unnötig verletzen willst. Es ist normal, dass es sich gut anfühlt, so gemocht zu werden. Du fühlst dich besonders und wertvoll – das ist einfach ein schönes Gefühl.
Zunächst einmal könntest du überlegen, wieso du mit ihm befreundet sein möchtest. Ist es nur, weil er dir dieses gute Gefühl gibt? Oder gibt es noch mehr, was euch verbindet? Wenn es nur das gemocht werden ist, dann ist das vielleicht tatsächlich nicht fair ihm gegenüber. Aber falls du merkst, dass du ihn als Person und Freund schätzt, dann empfehle ich dir, ihn direkt zu fragen. Sag ihm das, was du uns geschrieben hast. Frag ihn, wie es sich für ihn anfühlt. Frag ihn, wie du dich verhalten kannst, um es ihm nicht schwerer zu machen oder falsche Hoffnungen zu wecken. Mit einer solchen Offenheit erhöht ihr die Chance, dass es mit eurer Freundschaft klappt.
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Frage Nr. 35043 von 16.05.2022
Antwort Zu #34970
Ihr habt bei mir ein paar Denkansätze angestoßen, die ich so noch nicht gesehen habe.
Dies liegt vor allem daran, dass Männer bei meiner Mutter häufig nicht als "majorenne" Wesen gesehen werden.
Bedeutet, Männer sind nach dieser Logik gar nicht fähig zu begreifen, dass sie mit ihren kurzen Haaren einem Klischee entsprechen, sie tun es einfach aus Pflegeleichtigkeit, weil sie die Regeln der Hygiene sowieso nicht beherrschen können.
Dies wird auch immer wieder deutlich, wenn ich davon rede, dass mein Cousin über mir seinen Kram nicht geregelt bekommt, inkl. seine Wohnung nicht sauber halten kann. Das Argument ist klar. Er ist ein Mann. Er kann es eben nicht besser.
Wie sollte ich dann auf die Idee kommen, zu hinterfragen, wieso Männer sich an dem Rollenbild stören könnten, wenn sie nur Entschuldigungen und Vorteile hieraus ziehen, da ein Mann mit langen Haaren ja in der Lage ist, sich zu pflegen.
Meine Intention ist aber weiterhin nicht, mich nur als Frau selbstsicherer zu sehen, sondern auch die Kommunikation zu üben.
Mein Ziel ist es, Konflikte anzusprechen und meinen Standpunkt klar zu verteidigen.
Dies kann man auf mehrere Arten tun. Man kann das Gegenüber provozieren, aufklären oder man kann es zu einer freien Diskussion einladen.
Meistens bevorzuge ich letzteres, aber manchmal ist keine Zeit dazu.
Letztens hatte ich Zeit dazu. Ich habe einen Mann kennengelernt und da es online war, habe ich erstmal kein Bild ins Netz gestellt. So konnte ich austesten, ob er auf meinen Charakter steht. Dann habe ich ich mich irgendwo auf einem öff. Platz ganz normal getroffen, also ohne Schminke etc.
Eigentlich hätte ich gedacht, mit dem riesen Rucksack und dem grün-gestreiften Pulli muss "Mann" jetzt doch mal die Augen kurz von der Frisur wegbekommen.
Aber auch hier kamen wir natürlich wieder auf das Thema, wobei er noch gefragt hat, ob mir die Haare abbrechen.
Super...
Beim zweiten Versuch habe ich mir dann doch mal etwas edleres angezogen. Zumindest einen schwarzen Rock und schönere Schuhe. Je kürzer der Rock, desto magischer der Blickfang, so sagt man. Es scheint zumindest etwas gewirkt zu haben.
Zur Selbstsicherheit gehört immerhin nicht nur, sich im eigenen Körper wohl zu fühlen, sondern auch, selbstsicher auftreten zu können. Das ist es, was mir noch fehlt.
Daher gehe ich gerne oftmals auch mal das Risiko ein, wie ein Steinbock mit den Hörnern zuzuschlagen und meine Kräfte zu messen.
Allerdings ist die jugendliche Naivität trotz meines langsam nicht mehr ganz so jugendlichen Alters noch gut bei mir vorhanden, so dass sich vor allem Menschen vor den Kopf gestoßen fühlen, die doppelt so alt sind.
Die Kunst muss also wohl darin liegen, die Nachricht nicht zur vermitteln, sondern sie auch auf einem Niveau zu vermitteln, das der andere versteht. Manchmal glaube ich, alte Menschen wollen nicht verstehen.
Und junge Menschen wollen sich wörtlich die Hörner abstoßen.
Wie kann ich meine sprachlichen Fähigkeiten so trainieren, dass ich sie noch besser einsetzen kann?
Unsere Antwort
Ist es eine Frage der sprachlichen Fähigkeiten? Du schreibst sehr differenziert. Das lässt darauf schliessen, dass du auch mündlich sehr gute sprachliche Fähigkeiten hast.
Ich glaube, es ist keine Frage der Sprache, sondern eine Frage der Einstellung. Ich finde es super, wie du dich damit auseinandersetzt. Du schreibst, dass deine Mutter eine verachtende Haltung gegenüber Männern hat. Du bist aufgewachsen in einem Milieu, wo Verachtung viel Platz hatte. Da verstehe ich, wenn du immer mal wieder verachtende Blicke auf dir spürst. Kannst du dir auch vorstellen, dass Menschen dir gegenüber wirklich wohlwollende Blicke haben? Das macht es leichter für dich, ihnen gegenüber eine wohlwollende Haltung zu haben.
Eine wohlwollende Haltung bedeutet: Sieh sie als Menschen. Mit Gefühlen und Bedürfnissen. Wenn du dich so einem Mensch gegenüber selbst behaupten möchtest, brauchst du eine offene Haltung gegenüber dem, was in ihm vorgeht. Ein echtes Interesse. Du sagst, manchmal ist keine Zeit für eine freie Diskussion. Ich glaube, dann ist auch nicht der richtige Zeitpunkt, einen Konflikt zu klären. Menschen werden nicht gern unter Druck gesetzt. Dann gehen sie eher in den Widerstand. Dann wollen sie nicht verstehen. Sie werden aber gern eingeladen – abgeholt dort, wo sie stehen. Dafür musst du dich in sie hineinversetzen.
Ich empfehle dir dieses Buch: «Konflikte im Kern gelassen lösen – Die Anatomie des Friedens» vom Arbinger Institute. Falls du Englisch kannst, hier noch das Original: "The Anatomy of Peace".
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