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Fragen & Antworten:
Ich und die anderen

Frage Nr. 36109 von 03.01.2023

Hallo Lilli,

ich bin 22 und war gerade für 8 Monate im Ausland. Ich hab es da so sehr geliebt und war das erste mal seid langer Zeit richtig glücklich und hatte das Gefühl, endlich wo angekommen zu sein. Jetzt bin ich seit ein paar Wochen wieder zu Hause und es geht mir super schlecht. Ich habe das Gefühl, wie den schlimmsten Liebeskummer meines Lebens. Ich bin traurig, weine die ganze Zeit und möchte einfach nur die Zeit zurück drehen. Ich fühle mich leer, habe Panikattacken und wirklich Angst depressiv zu werden. Ich hab Freunde und Familie daheim, Hobbies, Arbeit, eigentlich alles was man braucht um zufrieden zu sein. Aber ich bin es nicht. Ich habe versucht mit meine Freunden/Familie darüber zu reden aber sie verstehen es nicht. Ich weiß wirklich nicht was ich tun soll. Ich hab überlegt mir Hilfe zu holen, weiß aber nicht wohin ich gehen kann. Einen Therapieplatz schnell irgendwo zu bekommen, ist unmöglich. Könnt ihr mir da vielleicht weiterhelfen?

Unsere Antwort

Du scheinst gerade wirklich zu leiden. Es ist gut, dass du dir psychologische Unterstützung suchen möchtest. Ich weiß nicht, wo du lebst, aber ich vermute in Deutschland. Du hast recht, dass es dort zurzeit sehr schwierig sein kann, schnell einen Therapieplatz zu bekommen. Ich würde dich dennoch ermutigen, es zu versuchen. Eventuell hilft dir diese Website dabei weiter. Vielleicht könntest du auch in Erwägung ziehen, ein paar Stunden selbst zu zahlen, denn in Privatpraxen bekommt man in der Regel schneller einen Platz.

Darüber hinaus gibt es weitere Stellen, die psychologische Beratung kostenlos oder günstig anbieten. Zum Beispiel die AWO, die Diakonie oder die Caritas bieten sowas an. Am besten suchst du einfach mal im Internet nach solchen Stellen in deiner Nähe. Einige Arbeitgeber haben übrigens auch psychologische Beratungsangebote für ihre Mitarbeitenden – hast du da schon einmal nachgefragt?

Auch wir bei Lilli werden natürlich versuchen, dir weiterzuhelfen. Ich habe ein paar Rückfragen an dich. Du kannst uns gern wieder schreiben und sie beantworten. Ich habe mich gefragt: Was war im Ausland anders? Du schreibst, du hast zu Hause „eigentlich alles, was man braucht, um zufrieden zu sein“ – aber du bist es dennoch nicht. Im Ausland warst du es. Das spricht für mich dafür, dass da äußere Umstände eine große Rolle spielen. Denn wenn deine Unzufriedenheit rein aus deinem Inneren käme, dann wärst du auch woanders nicht glücklich. Daher lohnt es sich, mal genauer hinzuschauen: Was hattest du im Ausland im Gegensatz zu hier? Was hattest du nicht? Was hat dir das Gefühl des Angekommenseins gegeben? Welche Bedürfnisse wurden dort befriedigt und hier nicht? 

Was mir auch auffällt: Du schreibst, deine Familie und Freunde verstehen dich nicht. Ist das neu, oder kennst du das von früher? Und hast du den Eindruck, sie versuchen wirklich, dich zu verstehen?

Zuletzt noch ein paar praktische Tipps. Was jetzt besonders wichtig ist, ist Selbstmitgefühl und Selbstfürsorge. Behandle dich selbst liebevoll. Geh davon aus, dass du gute Gründe hast, dich so zu fühlen. Versuch nicht, deine Gefühle zu verdrängen oder zu unterdrücken. Nimm sie stattdessen an, gib ihnen Raum und hör ihnen zu. Lies mal unseren Text über schwierige Gefühle. Und: Tu Dinge, die dir guttun. Nimm dir bewusst Zeit für Bewegung, Entspannung, soziale Kontakte, gutes Essen und ausreichend Schlaf. Bei Angst und Panikattacken ist die tiefe Atmung zudem ein wichtiges Werkzeug. Bitte lies auch mal diesen Text und diesen Text

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Frage Nr. 36010 von 30.11.2022

Antwort auf: 35990

Ich kann nichts über mich erzählen. Ich kann nur über Probleme oder Oberflächlichkeiten reden. Es hat nie Tiefe. Habe auch das Gefühl, dass die meisten Menschen von mir abgeneigt sind, da ich quasi nichts bin, und nicht interessant bin, da ich nichts zum erzählen habe, und quasi nur über Probleme reden kann, da ich quasi nur an meinen Problemen arbeite. Ich bin auch sehr introvertiert.

Das einzigen Interessen die ich habe sind Sport, und die IT.

Also was ich mit "keiner Persönlichkeit" meine ist, dass es keine Tiefe bei mir gibt, sondern ich nur über Oberflächlichkeiten reden kann. Ich kann ein Kompliment geben, über das aussehen, dass wars auch dann. Ich achte auch sehr auf mein aussehen, und bekomme dafür auch Komplimente, doch ich bin nicht mehr als mein Aussehen, ich habe nicht mehr zu bieten.

Wenn mir jemand die Fragen stellen würde, erzähl etwas interessantes über dich, habe ich keine Antwort drauf. Ich weiß nicht wer ich bin, was meine Charakterzüge sind, was mich ausmacht, was mich besonders macht oder sonst was. Das meine ich mit, es hat keine Tiefe und ich habe keine Persönlichkeit. Ich bin von außen schön, doch von innen nichts.

Unsere Antwort

Ich glaube, du setzt du dich selbst unter Druck, auf eine bestimmte Art und Weise sein zu müssen. Und dabei akzeptierst du nicht, wie und wer du bist. Du hast zum Beispiel zwei Interessen genannt: Sport und IT. Du schreibst das so, als wäre das nichts wert. Dabei bist du nicht die einzige Person, die sich dafür interessiert, und du könntest damit auch für eine Frau interessant sein.

Du wertest nicht nur deine Interessen ab, sondern ganz grundsätzlich das, was in dir steckt. Du gehst dabei so weit, dass du schreibst, du seist von "von innen nichts". Gleichzeitig schreibst du aber, dass du Probleme hast. Das passt nicht zusammen: Die Probleme sind ja auch in dir. Das ist alles andere als nichts.

Mich würde interessieren, was für Probleme da in dir stecken. Vielleicht möchtest du uns das genauer beschreiben. Diese Probleme haben ja eine Geschichte, und in dieser Geschichte steckt auch ihre Logik. Du schreibst, dass du an deinen Problemen arbeitest. Das ist ja gut. Allerdings schreibst du nicht so, als bringe dich die Arbeit an deinen Problemen derzeit weiter. Vielleicht bräuchtest du da eine Kursänderung?

Was dich aus meiner Sicht weiterbringt: Statt dein Inneres abzuwerten, entwickle Interesse dafür. So wie du schreibst, ist klar, dass dein Selbstwertgefühl sehr niedrig ist. Das geschieht nicht aus heiterem Himmel. Was ist die Geschichte deines niedrigen Selbstwertgefühls? Was ist die Geschichte deiner Selbstabwertung? In der Regel beginnt das damit, dass uns jemand anderes abwertet – jemand uns nahestehendes, vielleicht ein Elternteil. Du könntest dich mit Interesse und offenen Augen dem zuwenden, was dich so beeinflusst hat. Lies dazu bitte diesen Text.

Es kann sein, dass es dir erstmal schwer fällt, dich mit dir selbst zu beschäftigen. Falls du noch nie fachliche Unterstützung hattest, empfehle ich dir eine psychologischen Beratung oder eine Therapie. Falls du schon Erfahrung hast oder gar derzeit in Therapie bist, könntest du dir überlegen, wie viel dir das derzeit bringt. Möglicherweise wäre ein Wechsel zu einer anderen Fachperson sinnvoll.

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Frage Nr. 35994 von 28.11.2022

Hallo bin M 25 und habe gemerkt, statt ganze Zeit nach Sex zu suchen sollte ich Eigenständig sein, mit mir selbst etwas anfangen können, und mit mir selbst zufrieden und glücklich sein. Durch den Sex versuche ich glaube ich ein Loch in mir zu stopfen, da ich nicht nicht viel mit mir selbst anzufangen weiß.

Wie weiß ich denn, was ich mit mir selbst anfangen könnte? Sollte ich verschiedene Dinge für mich probieren, die mich interessieren?

Ich sollte nicht mein Glück durch viele Sexualpartner definieren, sondern sollte mit mir selbst Glücklich werden, wie ein guter Freund?!

Meint ihr der Ansatz ist gut? Wenn ich daran denke mein Glück und Zufriedenheit nicht durch andere abhängig zu machen, finde ich irgendwie innere Ruhe und bin deutlich gelassener, und stelle mich gleichzeitig an erster Stelle.

Ich habe euren Artikel zur "Eigenständigkeit" gelesen: Habt ihr den Tipps wie ich den Selbstliebe und Selbstpflege praktisch umsetzen könnte? Wie kann ich mir das vorstellen?

Danke schon mal im voraus!

Unsere Antwort

Dein Ansatz klingt sehr sinnvoll. Du hast erkannt, dass Sex dir nicht das geben kann, was du suchst. Ich weiß nicht genau, was du meinst mit „ich kann nicht viel mit mir selbst anfangen“. Aber ich vermute, das heißt im Grunde, dass du dich selbst und deine Bedürfnisse noch nicht so gut kennst. Also geht es darum, dich kennenzulernen und für dich selbst zu sorgen.

Wie genau Selbstfürsorge aussieht, ist für jeden Menschen ein wenig anders. Es gibt aber ein paar grundlegende Sachen, die stimmen sollten: genug Schlaf, eine ausgewogene Ernährung, ausreichend Bewegung, sinnvolle Tätigkeiten, und erfüllende soziale Kontakte. Denn eigenständig sein, heißt nicht, dass du gar keine anderen Menschen mehr brauchst. Wir sind soziale Wesen und brauchen einander. Was „sinnvolle“ Tätigkeiten sind, ist sehr individuell. Manche Menschen finden Sinn in ihrer Arbeit, andere in ihren Beziehungen, wieder andere in ihren Hobbys. Es geht hier nicht um einen großen, philosophischen „Sinn des Lebens“, sondern darum, was für dich ganz persönlich dein Leben lebenswert macht.

Dinge auszuprobieren, die dich interessieren, klingt nach einem guten ersten Schritt. Geh deinen Interessen nach, such dir neue Hobbys. Dadurch lernst du, was dir Spaß und Freude bereitet. Und du triffst dadurch auch auf neue Leute, was wiederum deinem Sozialleben hilft. Ich gebe dir mal noch einige weitere konkrete Tipps, die dir helfen können, dich selbst besser kennenzulernen.

1) Journaling: Schreib deine Gedanken und Gefühle auf. Schreiben ist eine sehr wertvolle Tätigkeit, die uns hilft, Emotionen zu erkennen und zu verarbeiten. Außerdem kannst du so deine Reise nach innen dokumentieren und hast immer vor Augen, wie weit du schon gekommen bist. Nimm dir vielleicht morgens und abends Zeit für einen kurzen Check-in mit dir selbst. Was fühlst du? An was denkst du? Was spürst du körperlich? Vielleicht hilft es dir, dafür jeweils eine kleine Achtsamkeitsmeditation zu machen. Anleitungen dafür findest du im Internet.

Es kann sein, dass dir für den Gefühlsteil momentan noch ein bisschen die Vokabeln fehlen. Dann empfehle ich dir sehr, mal eine Gefühlsliste im Internet zu suchen und sie beim Check-in zu nutzen. Das macht es leichter, passende Worte für deine Gefühle zu finden. Beim abendlichen Check-in kannst du noch hinzufügen, was am heutigen Tag gut war: Was hat dir Freude gemacht? Wann hast du dich kompetent, entspannt oder lebendig gefühlt? So bekommst du nach und nach ein Bild von den Dingen, die wichtig und wohltuend für dich sind.

2) Hör deinen Gefühlen zu: Durch das Journaling bekommst du einen besseren Draht zu deinen Gefühlen. Im nächsten Schritt kannst du schauen, was sie dir sagen wollen. Denn Gefühle sind Wegweiser. Sie zeigen dir, ob deine Bedürfnisse (Werte, Anliegen) erfüllt oder verletzt sind.

3) Mach Gedankenexperimente: Stell dir zum Beispiel vor, es ist dein 100. Geburtstag, und all deine geliebten Menschen sind bei dir. Was möchtest du sehen, wenn du auf dein Leben zurückblickst? Wofür willst du stehen? Was sollen die Menschen an dir schätzen? Solche Fragen führen dich näher ran an deine Werte und Ziele. Du fängst also an herauszufinden, was du brauchst, um glücklich und zufrieden zu sein. Vielleicht sind deine Ideen dazu noch sehr vage. Das ist in Ordnung. Mit der Zeit werden sich Dinge klarer herauskristallisieren, wenn du am Ball bleibst.

4) Probier genussvolle Selbstbefriedigung: Du willst weg von einem sexuellen Verhalten, dass Sex nur nutzt, um kurzfristig ein „Loch zu stopfen“. Da kann es auch sehr helfen, eine Sexualität zu entwickeln, die stattdessen auf Genuss und Lust ausgerichtet ist. Das lässt sich hervorragend in der Selbstbefriedigung üben. Dadurch entwickelst du zudem ein besseres Körpergefühl und mehr Selbstliebe. Tipps für diese Art der genussvollen Selbstbefriedigung findest du in diesem Text.

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Frage Nr. 35980 von 26.11.2022

Liebes Lilli-Team

Meine Mama ist am 13.11.2022 verstorben. Ich verspüre nichts. Keine Trauer, kein Schmerz, rein gar keine Emotion und fühle mich dadurch wie ein Monster. Unsere Beziehung war nicht einfach bis nicht vorhanden. Liebte ich sie nicht wenn ich nicht trauern kann? Was ist mit mir los? Ich bin weiblich und 34 Jahre alt.

Danke für die Antwort. Ich würde mich sehr freuen.

Unsere Antwort

Du bist kein Monster, sondern du machst deinen ganz persönlichen Trauerprozess durch. Ein Trauerprozess heisst nicht einfach, dass du traurig bist. Sondern zum Trauerprozess gehören alle möglichen Gefühle – bis hin zu Gefühlsleere.

Du meinst offenbar, dass du jetzt traurig sein müsstest oder deine Mutter vermissen müsstest. Mich erstaunt überhaupt nicht, dass das jetzt fehlt. Du schreibst ja selbst, dass eure Beziehung nicht einfach war. Auch wenn du schreibst, dass die Beziehung nahezu nicht vorhanden war – irgendeine Form von Beziehung hast du zu ihr, sonst würdest du dir jetzt keine Gedanken machen und uns nicht schreiben. Aber vermutlich war die Beziehung nicht die, die du dir gewünscht hättest zu deiner Mutter.

Du fragst dich, ob du sie nicht liebtest. Was heisst Liebe für dich? Wie kann die Liebe zu einer Person aussehen, wenn die Beziehung nicht einfach war? Was gab es denn in eurer Beziehung, das deine Liebesgefühle gefördert hätte? Was auch immer du heute für Gefühle gegenüber deiner Mutter hast oder nicht: Sie sind eine logische Folge aus 34 Jahren Beziehung. Wir sind nicht dazu verpflichtet, unsere Eltern zu lieben.

Ganz klar ist, vor 34 Jahren hast du mit ganz anderen Gefühlen angefangen. Die Bindung an die Mutter ist eine der frühesten Fähigkeiten des Menschen. Dann kam die Kindheit. Ich weiss nicht, was in der Kindheit passiert ist, aber deine Bindung an die Mutter ist da wahrscheinlich schon nachhaltig erschüttert worden. Und irgendwie bist du als Kind damit klar gekommen. Was du jetzt erlebst, ist eine logische Folge davon. Das macht dich nicht zum Monster, sondern es ist zutiefst menschlich.

Ich schreibe von Trauerprozess. Ein Prozess dauert. Es kann sein, dass die Gedanken rund um deine Mutter langsam verebben, und dass deine Mutter dich nicht mehr beschäftigt. Das wäre normal. Es kann aber auch sein, dass irgendwann intensivere Gefühle und Gedanken hochkommen. Diese deuten dann möglicherweise an, dass du etwas tun solltest, um die Beziehung mit deiner Mutter genauer anzuschauen und zu verarbeiten. Das wäre auch normal.

Schau mal, wie das weiter geht. Du kannst uns auch gern wieder schreiben. Gib dann einfach die Nummer dieser Frage an.

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Frage Nr. 35977 von 25.11.2022

Hallo
Ich habe ein problem, ich wurde mit 17 schwanger und bekam einen Sohn der jetzt inzwischen 1 jahr alt ist, Weil ich eine nicht so gute vergangenheit habe, ist bei mir halt auch die KESB mit einbezogen worden, und mein Sohn hat ein beistand, ich habe keine Lehre gemacht, aber mein schulabschluss in der schwangerschaft.
Ich wünsche mir seid ungefär 3 Monaten wieder ein Baby also Baby nummer 2, ich hab lange drüber nach gedacht und Bin mir sicher das ich will ein zweites Baby, aber das problem ist diese scheiss KESB, die würden mich sofort in ein mutterkindheim stecken, jetzt lebe ich mit meinem sohn bei meiner mutter, und auch finanziel wäre es ein rissen problem ohne lehrabschluss. Aber ich will drozdem ein 2 Baby, ich hab sogar schon ein termin bei meiner frauenärztin um die spirale raus zu nehmen damit ich schwanger werde. Ich Weiss nicht was ich tun soll.

Unsere Antwort

Am besten schiebst du deinen Wunsch auf ein 2. Kind noch ein wenig auf. Es wäre für dich, deinen Sohn, deine Mutter und auch für ein 2. Kind wirklich besser, wenn du eine Ausbildung abschliesst und finanziell etwas besser da stehst. Du weisst das wohl schon selbst. Sonst würdest du uns ja nicht fragen. Und du weisst auch, dass die KESB als Kinder- und Erwachsenenschutzbehörde den Kinderschutz prüfen wird. Dann kann es sein, dass dein 2. Kind auch einen Beistand bekommt. Du möchtest deinen Kindern sicher keine schwierige Kindheit bieten. Möchtest du nicht selbst auch eine gute Gegenwart und eine gute Zukunft haben? Wenn du dir den Ärger mit der KESB ersparst und noch etwas wartest mit der nächsten Schwangerschaft, hast du vielleicht auch mehr Freude an deinen Kindern.

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Frage Nr. 35940 von 19.11.2022

Hallo,
ich bin weiblich und fast 21. Als ich 18 war hab ich mich von meinen damaligen Freund getrennt.
Schon während der Beziehung aber vorallem nach der Beziehung habe ich Angststörungen entwickelt.
Er wollte immer nur mit mir GV, auch wenn ich das gar nicht wollte… vielleicht liegt es daran?

Deswegen möchte ich mich nicht mehr mit Menschen treffen und hab auch eine Hypochondrie entwickelt.

Wenn ich mich mit Freundinnen treffe hab ich schnell keine Energie mehr und ich freu mich auch garnicht auf die Treffen. Ich hab immer Angst mich dann mit Corona anzustecken und dann meine Eltern ausversehen anstecke…

Habt ihr vielleicht noch weitere Tipps um Angst zu lösen? Eure Seite zum Thema Angst habe ich schon öfters durchgelesen und hilft mir auch schon.

Liebe Grüße und Danke für euer Fragefenster!

Unsere Antwort

Das klingt alles sehr anstrengend. Ständig Angst zu haben, ist sehr erschöpfend, was du sicherlich schon gemerkt hast. Es ist also gut, dass du nach Hilfe suchst, und auch, dass du schon unsere Tipps zur Angst kennst. Ich nehme an, du meinst diesen Text zur Selbstberuhigung. Vielleicht helfen dir auch andere Texte aus dem Kapitel Meine Stimmung, meine Gefühle.

Darüber hinaus würde ich dir aber sehr empfehlen, eine Psychotherapie zu beginnen. Du hast Anspruch auf eine Psychotherapie, wenn es dir so geht. Das wird von deiner Versicherung bezahlt. Du nutzt Begriffe wie Angststörung und Hypochondrie – das sind Diagnosen. Ich weiß nicht, wie du auf diese Begriffe gekommen bist, aber für sowas ist die Psychotherapie ja da.

Und ja, es ist gut möglich, dass deine frühere Beziehung etwas mit deiner Angst zu tun hat. Hierzu könntest du mal unseren Text zu Probleme mit mir und anderen nach Gewalterfahrungen lesen. Auch wenn das der Fall ist, ist es sehr sinnvoll, sich psychotherapeutisch unterstützen zu lassen.

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Frage Nr. 35925 von 15.11.2022

Angesichts der Kriege, Stigma, Überfall und Gewaltangriffe an Menschen bin ich sehr vorsichtig geworden. Ich erzähle ungern Infos über mein Vermögen, melde mich am Telefon nicht mit Namen o.ä, weil ich Angst habe vor der bösen Seite der Menschheit.
(Na gut, schaue auch gerne Aktenzeichen XY und so)
Ich frage mich, ob das normal und angemessen ist? Ich mache das nur, um mich keinem Risiko auszusetzen.
Ich mag es, kein Risiko einzugehen.

Unsere Antwort

Du fragst uns. Du fragst dich auch selbst, ob dein Verhalten normal ist. Also hast du Zweifel. Schränkst du dich in deiner Bewegungsfreiheit sehr ein? Leidest du unter deinem Misstrauen? Wenn das so ist, würden wir dir zu einer Psychotherapie raten, um dein konkretes Erleben zu besprechen und Wege zu erarbeiten, die dein Leiden verringern.

Kriege und Gewalt sind für alle Menschen Belastungen. Und sie können misstrauisch machen oder auch zu Rückzug und Hoffnungslosigkeit führen. Wenn du dir etwas mehr Handlungsfähigkeit erarbeitest, fühlst du dich mit grosser Wahrscheinlichkeit wohler. Darum schlagen wir dir psychologische Beratung oder eine Psychotherapie vor. Auf unserer Adress-Seite findest du Adressen, die dir bei der Suche helfen können.

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Frage Nr. 35821 von 31.10.2022

Hallo
Ich habe die Frage 35776 gestellt. Danke für die ausführliche Antwort! Nun, ich bin mir nicht ganz sicher, ob das mit der Angst auch in meinem Fall zutrifft, da meine "psychische Erkrankung" eine Essstörung, genauergesagt Anorexie ist. Und ich kann mir irgendwie nicht so ganz vorstellen, dass man aufgrund dessen von mir Amgst haben könnte. Wahrscheinlich trifft es zu, wenn sich Menschen zB als Schizophren zu bekennen geben, weil viele Leute noch immer ein sehr klischiertes Bild hiervon haben. Aber denkt ihr, bei mir ist es wirklich auch Angst, welche die Leute auf Distanz gehen lässt? Ich wüsste einfach nicht, was sie von einer Anorektikerin fürchten würden? ;D
LG und Dankeschön!

Unsere Antwort

Du hast natürlich recht: Mit manchen psychischen Krankheiten sind mehr negative Vorurteile und Mythen verbunden als mit anderen. Zu ihnen gehören die Psychosen. Aber auch die Anorexie kann Ängste erwecken. Menschen verstehen nicht, warum du nicht „einfach“ normal isst. Das kann auch zu Fremdheitsgefühlen und Distanz führen. Wir wünschen dir alles Gute für deinen Weg.

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Frage Nr. 35776 von 25.10.2022

Hi
Ich bin w20 und leide unter einer psychischen Erkrankung, welche ich momentan aber gut im Griff habe. Das Problem was ich damit habe ist aber, dass viele andere ein Problem damit haben. Lerne ich neue Leute kennen und es kommt irgendwann zum Punkt wo ich mich sozusagen "oute" weil ich nicht gerne Lügen erfinde, finden das die meisten Leute komisch und gehen auf Distanz. Das macht mich unglaublich traurig. Schliesslich hab ich mir diese Krankheit ja auch nicht selbstausgesucht. Ausserdem sind wir alle ganz normale Menschen, ich kenne so viele weitere Betroffene. Ich dachte immer, die Gesellschaft sei schon recht fortgeschritten, was das angeht aber jetzt wo ich selbst betroffen bin, merke ich, dass es noch längst!! nicht so ist, schaade eigentlich.

Wie kommt das, dass Menschen sich ändern, sobald sie das von mir wissen? Schliesslich ändere ICH mich ja nicht, zwischen demZeitpunkt wo sie es noch nicht wissen und dem wo sie es dann wissen. Und was könnte man tun um das Thema Psychische Gesund- beziehungsweise Krankheit zu entthabuisieren?
Liebe Grüsse :)

Unsere Antwort

Deine Wahrnehmung stimmt. Vor psychischen Krankheiten haben viele Menschen Angst. Die meisten haben gar keine Erfahrung und denken dann z.B., das Verhalten von Betroffenen sei unberechenbar. Die eigene Angst und das Unwissen machen misstrauisch. Darum integrieren sie dich nicht als Einen der Ihren, sondern behandeln dich wie fremd.

Dieses ist wirklich erstaunlich. Unsere Gesellschaft ist ja wirklich recht fortgeschritten. Es gibt viele Berichte und Aufklärungsmaterial. Aber: Was Angst macht, wird oft nicht wahrgenommen.

Du möchtest wissen, was du zur Entabuisierung beitragen kannst. Zunächst könntest du versuchen mit den Menschen in Kontakt zu bleiben, die komisch auf dein Leiden reagieren und sich distanziert verhalten. Du könntest ihnen sagen, dass dich ihr Verhalten kränkt und  du dich ausgegrenzt fühlst. Dann könntest du erklären, dass psychische Krankheiten behandelbar sind. Du könntest sie nach ihren Befürchtungen fragen. Du könntest ihnen auch versichern, dass du für sie keine Gefahr bist. Dann könnten sie dich vielleicht zu deinen Erfahrungen befragen. Wichtig ist, dass du dich dabei selbst schützt. Vertraue anderen nur die Erfahrungen an, über die du leicht reden kannst. Beachte auch, dass nicht alle deine Erfahrungen wertschätzen und sorgfältig mit ihnen umgehen.

Darum könnte es auch gut sein, wenn du dich in der Literatur umschaust. Es gibt etliche Betroffene von psychischer Krankheit, die über ihren Krankheitsverlauf berichten. Vielleicht findest du in der Literatur ein positives Vorbild oder ein Beispiel dafür, wie du selbst über dein Leiden berichten kannst. Kurz: wie du dich mit deiner Krankheit nach innen und aussen vertrittst. Du wirst immer wieder Kränkungen verdauen müssen, Unverständnis antreffen und Zentral ist, dass du dein Selbstwertgefühl aufbaust und schützt. Ebenso wichtig ist, dass du dich nicht einschüchtern lässt. 

So ein mutiger Weg ist für einen Menschen oft sehr belastend. Ebenso wie bei der Verarbeitung von Gewalterfahrungen gelingt der Umgang mit einer Krankheit besser mit Hilfe von aussen. Wir raten dir darum zur Suche nach Menschen, die dich bei deiner Selbstvertretung begleiten. Hilfreich ist vielleicht auch diese Broschüre der Psychiatrische Universitätsklinik Basel (UPK).

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Frage Nr. 35730 von 06.10.2022

Liebes Lilli-Team,
im Moment bin ich (weiblich, 20 Jahre alt) oft niedergeschlagen. Ich werde von jetzt auf gleich so wütend, jede Kleinigkeit bringt mich zum Überkochen und mir kommen sofort die Tränen. Ich merke langsam, wie sehr das an der Beziehung mit meinem Partner leidet. Ich liebe ihn sehr, eigentlich ist alles perfekt aber meine berufliche Situation macht mir zu schaffen. Ich habe Angst, mich zu überarbeiten, gehe teilweise 6 Tage Wochen oder 10 Stunden am Tag und habe nur Minusstunden, z.B weil man in der Zeit der Berufsschule nie die volle Stundenzahl eingetragen bekommt. Ich war immer bereit einzuspringen aber mein Körper sagt mir langsam er kann das alles nicht mehr, ich kann das nicht mehr und meine Beziehung wohl auch nicht lange. Ich befinde mich noch in der Ausbildung, weiß jetzt schon, dass ich anschließend dort nicht länger bleiben kann. Ich möchte diese Negativität und plötzlichen Ausbrüche mit Tränen gerne lassen, aber es überkommt mich immer wieder. Ich weiß nicht wie ich mich meinem Partner gegenüber verhalten soll, er weiß dass mich das fertig macht aber das kann auf Dauer nicht so weitergehen. Habt ihr einen Tipp?

Unsere Antwort

Du beschreibst eine Symptomatik, die der eines Burnouts ähnelt: Emotionale Wechselbäder, körperliche Erschöpfung, ablehnende Gefühle dem Arbeitsplatz gegenüber, Leistungseinbrüche. Du scheinst nicht zu 100% arbeitsfähig zu sein. Wir raten dir darum, dich an deinen Hausarzt zu wenden. Der kann dir eine medizinische Behandlung empfehlen. Auch eine kurzzeitige Krankschreibung könnte sinnvoll sein. Möglicherweise kann dein Hausarzt dir auch eine psychotherapeutische Behandlung vermitteln.

Du hast deine Überlastung bemerkt. Es wäre jetzt sehr sinnvoll, wenn du darauf reagieren würdest. Sonst geht es so weiter wie bisher: du fühlst dich überlastet; du sorgst dich, dass du die Leistung nicht bringst; du schwankst zwischen Angst und Wut; deine Sorgen wachsen und bringen auch das Gute und Nährende in deinem Leben in Gefahr. Das kann ein Teufelskreis werden. Deine Beziehung und deine Liebe zu deinem Partner brauchen deinen Schutz. Es kann nicht sein, dass eine unsoziale Berechnung deiner Arbeitszeit zur Gefahr für deine Beziehung wird. Wir raten dir zu einer Unterbrechung:

1. Kurzzeitige Krankschreibung, damit du zur Ruhe kommen kannst.

2. Überleg dir, ob du die Lehrstelle behalten oder wechseln wirst. Es gibt doch sicher Beauftragte für Auszubildende, mit denen du deine Situation besprechen kannst.

3. Bezieh deinen Partner mit ein. Er sollte dein Verhalten verstehen können. Wenn du emotional schwankst, kann er ja denken, du meinst die Beziehung. Und das möchtest du ja auf keinen Fall. Möglicherweise ist er auch nicht so labil. Dann fällt es ihm leichter, deine Situation ruhig und rational zu erfassen.

Setz dich für dich selbst ein. Je früher du das machst, desto mehr Kraft kannst du für deine Erholung einsetzen.

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Frage Nr. 35720 von 06.10.2022

Wieso verhalten sich Erwachsene als Littles?
(Siehe Funk Reportage)
Wieso machen die das?

Unsere Antwort

Du meinst diese Reportage: https://www.youtube.com/watch?v=3HWG-coezqo

Die Reportage gibt dir viele Antworten auf deine Frage: Es hat mit kindlichen Bedürfnissen zu tun, mit kindlichen Anteilen. Sei es, dass dahinter eine Sehnsucht steckt nach etwas, das nicht mehr ist, sei es, dass es die Sehnsucht ist nach etwas, das nie sein durfte, sei es etwas anderes: Bei jeder Person ist das etwas ganz Persönliches, darum fragt man am besten eine Person selbst, warum sie das gern macht.

Manche Menschen verbinden das mit sexueller Erregung, andere nicht. Das ist auch von Mensch zu Mensch verschieden. Beides ist normal. Sowohl emotionale als auch sexuelle Fantasien und Vorlieben haben sehr oft mit intensiven Erlebnissen zu tun in der Kindheit, die mit einer hohen emotionalen "Ladung" verbunden wurden. Diese wandern auf eine andere Weise in unser Gedächtnis als Erlebnisse, die nicht so emotional aufgeladen waren. Wenn diese Erinnerungen dann wachgerufen werden, fühlt sich das an, als würden die Zustände wieder durchlebt werden, sie fühlen sich an wie hier und jetzt. Ich denke, das spielt bei einigen Littles eine Rolle.

Ich denke aber, dass auch viele Erwachsene, die sich nicht als Littles bezeichnen, in ihren Liebesbeziehungen immer mal wieder sehr kindliche Rollen einnehmen, Babysprache und kindliches Verhalten annehmen. Rund um die Geborgeneit und die Nähe mit einem*einer Partner*in ist es naheliegend, dass das auch mit der Geborgenheit als Kind mit einem Elternteil assoziiert wird. Das Kosewort "Baby" zeigt das ja auch. Und es gibt noch viele weitere Koseworte, die eine kindliche Färbung haben. Der Reporter in der Reportage konnte das nicht nachvollziehen – ich denke, dass viele andere Menschen, die das sehen, es besser nachvollziehen können.

Grundsätzlich finde ich es gut, dass wir uns kindlicher Bedürfnisse oder Zustände bewusst werden. Manchmal drängen sie sich nämlich auf, ohne dass wir wissen, warum. Da fühlt man sich zum Beispiel im Stress oder in schwierigen Situationen plötzlich wie ein völlig verängstliches, verlassenes Kind und wird dadurch aus dem Gleichgewicht geworfen. Vielleicht interessiert dich dazu dieser Text.

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Frage Nr. 35699 von 02.10.2022

Liebes Lilli-Team,
Ich, trans M, habe mit starker Gender-Dysphorie zu kämpfen. Manchmal ist es so schlimm, dass ich am Morgen nicht aufstehen möchte. Haben Sie einige Tipps, die ich befolgen kann, damit es mir ein wenig besser geht?
Vielen Dank schon mal im Vorraus für Ihre Antwort.

Unsere Antwort

Das klingt nach einer schwierigen Situation. Die Dysphorie kann für trans Personen sehr belastend sein. Ich weiß nicht, ob du bereits eine professionelle psychologische Begleitung für deine Transition hast. Falls nicht, empfehle ich dir sehr, dir eine zu suchen.

Du könntest zudem verschiedene Dinge ausprobieren, zum Beispiel mit deinem Kleidungsstil zu experimentieren oder einen Binder auszuprobieren. Oder dich mit anderen Menschen aus der LGBT-Community zu vernetzen. Körperliche Bewegung ist ebenfalls eine gute Möglichkeit, die Stimmung aufzubessern. Außerdem hilft dir Bewegung dabei, ein besseres Körpergefühl zu entwickeln. 

Mach dir eine Liste von Aktivitäten, bei denen du dich gut und bestärkt fühlst. Überleg dafür zum Beispiel, wann du dich männlich fühlst, was die Dysphorie lindert, welche Menschen dir guttun und was dir einfach Freude bereitet. Versuch, jeden Tag mindestens eine Sache von der Liste zu machen. Solche Listen sind besonders hilfreich für Momente, in denen man sich mies fühlt. Denn dann haben wir oft keine Kraft für solche Ideen und dann hilft es, auf eine Liste schauen zu können. Lies bitte auch auf jeden Fall mal diesen Text – dort findest du weitere Tipps.

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Frage Nr. 35689 von 29.09.2022

Ist Prostitution Ausbeutung?

Unsere Antwort

Das kann man so allgemein nicht sagen. Es gibt leider in der Tat Sexarbeiter*innen, die ihre Dienste nicht aus freien Stücken anbieten. Sie werden durch Menschenhandel und Gewalt dazu gezwungen. Oft dürfen sie das Geld, was sie verdienen, auch gar nicht selbst behalten. Das ist definitiv Ausbeutung. Das wäre es aber auch in jedem anderen Beruf. Wenn jemand gezwungen und ausgenutzt wird, dann ist es immer Ausbeutung. Andere Menschen werden durch Armut in die Sexarbeit gezwungen, weil sie keinen anderen Job finden und sonst nicht überleben könnten. Auch das sollte nicht passieren. Hier fehlt es an staatlicher Unterstützung, um solche Notlagen zu verhindern. Es gibt auch Menschen, die von Kriminellen in die Sexarbeit gezwungen werden. Mehr dazu erfährst du in diesem Text.

Es gibt aber auch Sexarbeiter*innen, die ihren Job freiwillig und gern tun. Sie entscheiden selbst, wie und mit wem sie arbeiten möchten. Dann ist das auch keine Ausbeutung. Du siehst also, man kann nicht sagen, dass Sexarbeit automatisch Ausbeutung ist.

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Frage Nr. 35665 von 23.09.2022

Hallo, ich bin auf diese Seite gestossen. Ich m. 26 habe sehr viele Probleme. Ich bin ziemlich krank, hatte mehrere Operationen. Trotzdem geht es mir gesundheitlich nicht wirklich besser. Muss immer wieder zu Spitalterminen und war auch schon in der Klinik. Ich habe dauernd Schmerzen und die Medikamente helfen nicht mehr. Die Ärzte sagen, mehr könne man nicht tun und ich müsse eben lernen damit zu leben. Ich habe Cannabis verlangt, aber sie verweigern es mir. Mich behindert das bei der Arbeit, ich bin total unkonzentriert, kann wegen den Schmerzen nicht schlafen und komme manchmal bis zu einer Stunde zu spät. Habe auch schon eine Kündigung bekommen. War schon mehrmals arbeitslos und beim RAV. Zwischendurch habe ich auch minijobs gemacht, um meine Rechnungen zahlen zu können. Ich möchte arbeiten gehen und irgendetwas aus meinem Leben machen, aber ich schaffe es fast nicht mehr, weil es mir so schlecht geht. Zuhause ist es auch ganz schwierig. Ich hab sogar Morddrohungen bekommen von einer bestimmten Person und es gab mehrere Polizeieinsätze. Es gibt auch immer Reklamationen wegen Ruhestörung. Aber niemand in der Familie interessiert das, alle schauen weg. Auch die Polizei kann nicht wirklich etwas tun zur Deeskalation und es gibt immer wieder Vorfälle und Eskalationen. In meiner Familie hassen mich quasi alle und ich werde ignoriert. Vor allem meine Eltern setzen mich enorm unter Druck. Sie können auch nicht so gut damit umgehen, dass ich schwul bin. Ich habe es auch schon mit Psychotherapie versucht, aber geholfen hat es nicht gross. Da wurde mir gesagt, ich müsse versuchen, Stress zu reduzieren. Ja wie denn, wenn zuhause ständig die Polizei kommen muss und die Cheffin mich anschreit, wenn ich zu spät komme? Ich habe fast keine Freunde mehr, die sind sehr auf Abstand gegangen. Am Wochenende weiss ich oft gar nicht, wie ich mich sinnvoll beschäftigen soll, es hat ja niemand Zeit. Ich fühle mich so unglaublich einsam und alleine. Ich hab kaum noch etwas, das mir Freude macht und ich denke oft an Suizid, weil ich nicht mehr so weiterleben will. Ich brauche einfach Hilfe und weiss nicht wo ich sie bekomme. Ich bin von allem so gelangweilt und habe es satt.

Unsere Antwort

Es gibt Lebenssituationen, in denen man eigentlich gar keine Besserung erwarten kann. Das scheint bei dir gerade der Fall zu sein. Wenn du ständig Schmerzen hast, wirst du dich nicht konzentrieren können. Wenn zu Haus der Stress einfach da ist, wirst du allein den Stress nicht reduzieren können. Das ist eigentlich logisch. Wenn deine Chefin deine Lebenssituation nicht erfassen kann, wird sie deine mangelnde Leistung kritisieren. Das ist auch logisch. Grundsätzlich hast du also recht. Nun stellt sich die Frage, wie du an eine Gruppe von Helfer:innen kommst, die dich beim Ausstieg aus deiner jetzigen Lebenssituation, bei der Stressreduktion und der Verbesserung deiner Schmerzzustände unterstützen. Erste Kraft in dieser Gruppe bist natürlich du. Das ist dir sicher klar. Du musst dich auf die Suche nach Helfer:innen begeben. Auch wenn du jetzt denkst: „das mache ich doch schon die ganze Zeit,“ ändert das nichts daran, dass es deinen Einsatz braucht. Bisher versuchst du, mit unmöglichen Bedingungen fertig zu werden. In einem gewalttätigen Umfeld wird es nicht friedlich. Da hilft Wünschen nicht. Du musst da raus. Mit einem gewalttätigen Umfeld wird man allein nicht fertig. Man braucht Alliierte. In dem gewalttätigen Umfeld kann man Stress nicht reduzieren. Da muss man raus. Du merkst: Es braucht dich! Du darfst nicht aufgeben! Du schreibst, dass du in ärztlicher Behandlung bist. Auch stationäre und ambulante psychische Behandlungen kennst du. Bei der RAV kennst du dich aus. Über die erlebten Polizeieinsätze bist du sicher auch schon in Kontakt mit Opferhilfeberatungsstellen gekommen. Alle diese Stellen könnten Teil deines Helfer:innen-Netzes sein. Dazu könnten noch Sozialdienste im Spital, in einer Klinik oder in deiner Firma Hilfsangebote haben. Such mal unter den dir bekannten Professionellen nach einer vertrauenswürdigen Person. Wer hat schon mal für irgendeines deiner Anliegen Verständnis gezeigt? Mit wem könntest du weitere Schritte planen?

Wenn man andere als Helfer:innen motivieren möchte, lohnt es sich, neben dem eigenen Leiden auch die Änderungswünsche zu beschreiben. Helfer:innen werden ebenso ohnmächtig wie du, wenn sie hören: „Ich bin in einer fatalen Situation und habe schon alles probiert. Nichts hilft.“ Erfolgversprechender ist es, wenn du zwar selbst nicht weiter weisst, aber „unbedingt woanders wohnen“ möchtest. Oder wenn dein Schmerzbehandler erfährt, dass du total unter Stress stehst und darum seine Behandlung gar nicht wirken kann. Vielleicht denkt er dann zusammen mit dir darüber nach, wie du deine Situation ändern kannst, damit der Stress sich senken kann. Oder wenn deine Chefin deinen Stress verstehen kann. Vielleicht sucht sie dann zusammen mit dir einen Weg, statt dich mit ihrer Kritik noch mehr unter Stress zu setzen.

Du kennst die Hilfestellen bereits. Es geht mehr darum, dass du sie nutzt. Dein Psychotherapeut z. B. muss verstehen, dass Stress-Reduktions-Übungen nur nützen, wenn die Lebenssituation das zulässt. Wenn nicht, geht es darum, die Lebenssituation und ihre Änderungsmöglichkeiten zu besprechen und gleichzeitig Stress-Reduktion zu üben.

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Frage Nr. 35664 von 23.09.2022

Guten Tag
Also naja, ich hab eine etwas komische Frage. Und zwar wollte ich fragen ob es noch normal ist, dass ich mit 19 Jahren manchmal immer noch sehr kindliche Dinge tu. Zum Beispiel habe ich immer noch Kuscheltiere, höre manchmal Kinderlieder oder Hörbücher und weitere solche Dinge. Ich glaube, diese Dinge geben mir irgendwie ein Gefühl von Sicherheit, ich weiss auch nicht, wie ich das beschreiben soll. Ist das noch ok? Muss ich es mir verbieten? Liebe Grüsse

Unsere Antwort

Du weißt schon gut, wieso du diese Dinge machst: sie geben dir Sicherheit. Sicherheit ist ein menschliches Grundbedürfnis. Dir das alles zu verbieten, würde also nur dazu führen, dass dieses wichtige Bedürfnis nicht befriedigt wird. Du bist in der Phase des Erwachsenwerdens. Da ist es normal, wenn man noch nicht für alles einen neuen Umgang gefunden hat. Außerdem sind kindliche Aktivitäten ja auch gar nicht unbedingt schlecht. Sie können Spiel und Leichtigkeit ins Leben bringen. Trotzdem denke ich, dass es sich lohnt, wenn du dich selbst da noch besser kennenlernst. Denn die Frage ist ja: Wie gut funktionieren diese kindlichen Dinge/Aktivitäten für dich?

Ich empfehle dir, mal zu beobachten, wann du diese Sachen machst. Was passiert vorher? Welche Situationen, Gedanken, Gefühle oder Körperempfindungen finden statt, bevor du etwas „kindliches“ tust. Das kann dir helfen, herauszufinden, wann und wieso du dich unsicher fühlst. Und dann schau mal, wie gut die Aktivitäten dir dabei helfen, dich sicher zu fühlen – sowohl in dem Moment als auch längerfristig. Und schau auch, ob sie vielleicht „Nebenwirkungen“ haben, also negative Auswirkungen. Zusätzlich könntest du überlegen, ob es weitere Dinge gibt, die dir ebenfalls ein Gefühl von Sicherheit geben. Etwas, was zum Beispiel in einigen Situationen gut helfen kann, ist tiefes Atmen.

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Frage Nr. 35648 von 19.09.2022

Ich (m,23) leide darunter, ein People Pleaser zu sein. Dabei habe ich solche Angst, von anderen abgelehnt zu werden, dass ich mich bei geringsten Anzeichen von Ablehnung meistens zurück ziehe und mich miserabel fühle.

Um nicht schwach rüberzukommen, versuche ich meistens eine gute Körperhaltung einzunehmen und wenig Emotion zu zeigen. Das mir Letzteres nicht wirklich hilft ist mir klar, allerdings habe ich extrem Angst davor, Angst oder Scham zu zeigen.

Eine Kernüberzeugung, die ich dabei identifiziert habe ist die, dass ich die Wut, Verachtung und Ablehnung anderer mir gegenüber nicht aushalten kann und daran zerbreche, weil ich die anderen als übermächtig wahrnehme und mich als ganz klein.

Ein zweiter ist, dass sich die Ablehnung mir gegenüber dann bei anderen rumspricht und mich schnell keiner mehr mag und ich ausgeschlossen und lächerlich gemacht werde.

Das ging mir in der Schule so. Obwohl ich meinen Zustand kenne, habe ich bisher keinen Weg hinaus gefunden. Wenn ihr einen Vorschlag hättet, würde ich ihn gerne hören. Danke für eure tolle Arbeit!

Unsere Antwort

Ich schreibe hier Vermutungen auf. Schau mal, in wiefern das auf dich zutreffen könnte:

Du sprichst von Kernüberzeugung. Ich denke, da bist du auf der Fährte zum Kern deines Problems: Du siehst die anderen als dir gegenüber negativ eingestellt, verächtlich, ablehnend, wütend. Vielleicht stimmt das in der einen oder anderen Situation. Aber wahrscheinlich sind dir viele Menschen wesentlich neutraler oder sogar positiv gegenüber eingestellt. Du hingegen unterscheidest die einzelnen Menschen nicht, sondern wirfst sie alle in einen Topf. Du siehst sie als Feinde, und du bist ihnen gegenüber ständig im Flucht-Modus.

So ein Dauerzustand hat immer eine Logik, eine Vorgeschichte. Der Weg hinaus beginnt damit, dass du diese Logik verstehst. Sie steckt sehr oft in der Kindheit, in dem Umfeld, in dem du aufgewachsen bist – genau genommen im Elternhaus.

Wie sind deine Eltern mit den Situationen in der Schule umgegangen? Haben sie dir geholfen und dich unterstützt im Umgang mit anderen Menschen? Und falls sie das gemacht haben, warum ohne Erfolg? Was haben sie dir vorgelebt? Was hast du von ihnen gelernt? Welche Haltungen haben sie gegenüber Menschen? Wie gehen sie mit Menschen um? Wie hat dich das geprägt?

Meine Vermutung: Deine Eltern gaben dir offenbar kein tief verankertes Gefühl von Sicherheit und Selbstvertrauen. Sondern Angst, Ablehnung und Verachtung schwebten in der Luft – deutlich oder versteckt. Wenn du Angst oder Scham gezeigt hast, wurde das nicht adäquat getröstet. Du hast nicht gelernt, mit diesen Emotionen umzugehen.

Wir haben kürzlich ein neues Kapitel geschrieben, das sich unter anderem mit versteckter Gewalt im Elternhaus auseinandersetzt. Damit meine ich Denk- und Verhaltensweisen der Eltern, die schädlich sind für Kinder, aber denen sich die Eltern oft selbst nicht bewusst sind. Ich bitte dich, diesen Text zu lesen. Von dort wirst du auf weitere Texte verlinkt, die ich dir auch empfehle.

Vielleicht möchtest du uns danach wieder schreiben. Gib dann einfach die Nummer dieser Frage an.

Falls du uns nicht wieder schreiben möchtest, würde ich dir sehr empfehlen, dass du dich an eine Jugendberatung wendest oder eine Psychotherapie machst. Ich denke, du brauchst Unterstützung, damit du aus diesem Zustand hinauskommst und in ein Leben findest, in dem du andere Menschen nicht als Gefahr, sondern als Bereicherung erleben kannst.

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Frage Nr. 35632 von 15.09.2022

Hallo liebes Lilli Team, ich habe eine Frage Richtung Psychologie:
Ich (w, 31) bin seit 3 Jahren in einer ganz guten festen Beziehung zu einem Mann, mein Alter. Nun habe ich einige Lebensjahre auf dem Buckel und dennoch merke ich aktuell etwas neues an mir: Ich bin neidisch auf meinen Freund, der viele Freunde und Hobbies hat, wenig daheim ist (wir wohnen in jeweils eigenen Wohnungen), immer Sachen macht und tut. Ich hingegen, will erstmal idR heim nach der Arbeit, mich etwas ausruhen und Essen. Aber danach...ist Leere. ich weiß nicht viel mit mir anzufangen und habe weniger aktive Freundschaften.

Das war immer so, aber seit ich meinen Partner und einen direkten Vergleich habe, fühle ich mich langweilig und habe das Gefühl, ich kenne micht nicht richtig und verschlafe mein Leben. Ich weiß, dass dies kein Problem von meinem Partner ist. Das ist ein Problem in mir. Ohne diesen Vergleich wäre mir das wohl nicht aufgefallen und ich bin richtig richtig unzufrieden und gereizt dadurch. Ich weiß aber einfach nicht...wie ich mich kennenlernen soll. Wie geht das?

Ich war mein Leben lang immer sehr auf Zustimmung von Außen bedacht, weil ich mich selbst so unsicher und wertlos fühlte. Dies wird nun zum GLÜCK mit dem Alter besser, aber.... wer bin ich und vor allen Dingen: wie finde ich das heraus? Ohne das ich mich von Außen beeinflussen lasse. Ich habe das glaube ich nie gelernt. Wie findet man wirklich heraus, wer man selbst ist, was man will, was einem Spaß macht, was die eingenen Werte und Ziele sind etc? Die ganze Umwelt ( Arbeit, Freunde, Freund, Familie und die gesellschaft generell) wirkt ja immer auf einen ein und möchte einen "so oder so" haben. Und ich habe Angst einige Menschen zu verlieren und...biege mich etwas zu sehr mit.

Also: Wie bekommt man es hin, im Alltag (also nicht alleine auf einer schönen , einsamen Insel über Jahre hinweg) sich selbst zu entdecken und wirklich seine eigenen Werte, Ziele, Emotionen zu endecken?

Danke !

Unsere Antwort

Du stellst eine wirklich tiefsinnige Frage. Schon allein darauf, dass du sie dir stellst, kannst du stolz sein, denn zu viele Menschen tun das nie.

Zunächst einmal möchte ich dir ein wenig den Druck nehmen in Bezug auf das Konzept des „wahren Ichs“. Denn es gibt kein Ich, das nicht durch dein bisheriges Leben geprägt ist. Das heißt, die Einflüsse aus deiner Umwelt, die du nennst, musst du nicht rausrechnen oder ausblenden. Wir alle sind geformt durch unsere Umwelt. Ja, einige Dinge sind angeboren, aber Sachen wie Werte, Ziele, Interessen – das formt sich im Laufe des Lebens, und zwar durch unsere Interaktion mit der Umwelt. Kein Mensch existiert in einem Vakuum – zum Glück! Denn wir sind sehr soziale Wesen und brauchen andere, die uns spiegeln und uns inspirieren.

Du hast aber natürlich recht, dass man sich zu stark auf die Zustimmung von anderen fokussieren und dadurch das Gefühl für sich selbst verlieren kann. Und ja, dieses Gespür für sich selbst kann tatsächlich ziemlich leise gedreht werden, wenn man das auf Dauer macht. Es ist aber nicht weg. Du kannst es wieder laut drehen. Dafür musst du nur den Lautstärkeregler finden. Hier sind ein paar Tipps, die dabei helfen können:

1) Journaling: Schreib deine Gedanken und Gefühle auf. Schreiben ist eine sehr wertvolle Tätigkeit, die uns hilft, Emotionen zu erkennen und zu verarbeiten. Außerdem kannst du so deine Reise nach innen dokumentieren und hast immer vor Augen, wie weit du schon gekommen bist. Nimm dir vielleicht morgens und abends Zeit für einen kurzen Check-in mit dir selbst. Was fühlst du? An was denkst du? Was spürst du körperlich? Vielleicht hilft es dir, dafür jeweils eine kleine Achtsamkeitsmeditation zu machen. Anleitungen dafür findest du im Internet.

Es kann sein, dass dir für den Gefühlsteil momentan noch ein bisschen die Vokabeln fehlen. Dann empfehle ich dir sehr, mal eine Gefühlsliste im Internet zu suchen und sie beim Check-in zu nutzen. Das macht es leichter, passende Worte für deine Gefühle zu finden. Beim abendlichen Check-in kannst du noch hinzufügen, was am heutigen Tag gut war: Was hat dir Freude gemacht? Wann hast du dich kompetent, entspannt oder lebendig gefühlt? So bekommst du nach und nach ein Bild von den Dingen, die wichtig und wohltuend für dich sind.

2) Hör deinen Gefühlen zu: Durch das Journaling bekommst du einen besseren Draht zu deinen Gefühlen. Im nächsten Schritt kannst du schauen, was sie dir sagen wollen. Denn Gefühle sind Wegweiser. Sie zeigen dir, ob deine Bedürfnisse (Werte, Anliegen) erfüllt oder verletzt sind. Neid ist dabei oft ein besonders hilfreiches Gefühl, denn es zeigt genau dahin: auf etwas, was wir wollen, aber nicht haben. Folge mal dem Neid auf deinen Partner. Wo genau zeigt er hin? Auf die Freundschaften? Die Hobbys? Den Spaß? Das Lebensgefühl?

3) Mach Gedankenexperimente: Stell dir zum Beispiel vor, es ist dein 100. Geburtstag, und all deine geliebten Menschen sind bei dir. Was möchtest du sehen, wenn du auf dein Leben zurückblickst? Wofür willst du stehen? Was sollen die Menschen an dir schätzen? Solche Fragen führen dich näher ran an deine Werte und Ziele. Vielleicht sind deine Ideen dazu noch sehr vage. Das ist in Ordnung. Mit der Zeit werden sich Dinge klarer herauskristallisieren, wenn du am Ball bleibst.

4) Frag andere: Frag deinen Partner, deine Freund*innen, deine Familie, was sie an dir schätzen. Sprichst du mit deinem Partner über diese Gefühle von Neid? Er könnte eine wichtige Ressource sein für dich. Frag ihn, wie er zu seinen Hobbys gekommen ist. Frag ihn, wie er sich dabei fühlt und was es ihm gibt, so viel unterwegs zu sein. Sei dir dabei bewusst, dass er ein anderer Mensch ist als du. Es geht nicht darum, so zu werden wie er. Du bist vielleicht introvertierter und brauchst andere Aktivitäten als er, um erfüllt zu sein. Dennoch könnten seine Erfahrungen dir helfen, das für dich herauszufinden.

5) Du sagst, du hast Angst, Personen zu verlieren, wenn du aufhörst, dich ständig zu verbiegen. Ja, das kann passieren. Die Frage ist aber, ob du von diesen Menschen momentan wirklich das bekommst, was du brauchst. Dein Bedürfnis nach Freundschaft, Nähe und Wertschätzung ist völlig normal und menschlich. Aber bekommst du das tatsächlich, wenn du dich den Menschen gar nicht wirklich zeigst? Oder sind sie vielleicht mit einem Scheinbild befreundet? Wie nah kann dir jemand wirklich sein, wenn du nicht authentisch bist? Wie echt fühlt sich Wertschätzung an, wenn sie nur vorgespielte Qualitäten wertschätzt? Mach dir klar: Authentische Menschen sind attraktiv. Das heißt, selbst wenn Leute sich im Laufe dieser Reise von dir abwenden, wirst du neue Menschen finden, die dich für das mögen und schätzen, wie du tatsächlich bist.

6) Die innere Reise, vor der du stehst, wäre sehr gut aufgehoben in einer psychologischen Beratung, einem Coaching oder einer Therapie. Denn dort geht es ja genau um Persönlichkeitsentwicklung und darum, sich selbst kennenlernen. Vielleicht schaust du mal nach Beratungsstellen in deiner Umgebung oder nach Möglichkeiten für Therapie und Coaching.

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Frage Nr. 35628 von 14.09.2022

Hallo
Ich bin w/18 und habe gerade Corona. Mein Problem ist, dass ich unglaublich grosse Angst habe, Long COVID zu bekommen. Meine Gedanken drehen sich einfach nur noch um das und ich wollte fragen, was ich gegen diese Angst tun könnte? Ich befürchte nämlich auch, dass ich mir nachher die Symptome selbst einrede obwohl es gar nicht wirklich der Fall ist bei mir. Also, es geht mir viel mehr darum, wie ich mit dieser ,,Hypochondrie(?),, umgehen kann, als dass ich eine Frage zu Long COVID selbst habe. Ich hoffe, man versteht meine Frage :)
Liebe Grüsse

Unsere Antwort

Ich habe deine Frage sehr gut verstanden.

Krankheit ist ja generell erst mal etwas Bedrohliches für die Menschen. Und da können dann bestimmte Regionen im Gehirn auf Alarm gehen, das ist erstmal normal. Diese Regionen sind dafür da, dich zu schützen und für dein Überleben zu sorgen. Auch wenn dein Verstand alles erklärt und es für unsinnig hält, das wird nicht so viel an deiner Angst ändern, wie du ja schon selber gemerkt hast.

Das Beste wäre also, du beruhigst diese Zentren anders. Das geht normalerweise ganz gut mit Entspannungstechniken. Du kannst in den Momenten, in denen du das denkst, mal probieren, was du in deinem Körper spürst. Und wo du das spürst und wie gross es ist, ob es dreidimensional ist oder eher flach etc. Die Gedanken dabei sind in dem Moment nicht wichtig. Auch wenn immer wieder welche auftauchen, konzentriere dich auf das Fühlen in deinem Körper. Du kannst dann versuchen, es grösser werden zu lassen oder kleiner.

Oder du kannst auch tief mit dem Bauch einatmen, das führt zu einer Entspannung. Und konzentriere dich dabei auf den Körper. Du kannst auch Hypnosen oder Meditationen anhören, davon findest du einiges auf youtube. Das sollte eigentlich ein bisschen Ruhe in dein "System" bringen.

Und mach dir bewusst, dass das, was du gerade an Angststress erlebst, normal ist. Und dass es gleichzeitig keine Prophezeihung für die Zukunft ist. Es ist nicht das, was in der Zukunft eintreten wird, sondern es ist das, was deine Angst meint. im Moment möchtest du die Angst loswerden, weil du denkst, sie könnte recht haben. Wenn du die Angst loswerden willst, wird sie stärker. Wenn du sie zulässt, wird sie weniger: Zulassen tust du sie, indem du wie oben schon beschrieben, sie körperlich spürst und ihr sozusagen Platz gibst in deinem Körper.

Verstehst du was ich meine? Sonst schreibe nochmal.

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Frage Nr. 35604 von 08.09.2022

hallo ich bin 14 w
ich habe gerade mehrere unterschiedliche fragen
1. meine eine schamlippe ist sehr viel grösser und juckt schon über eine lange zeit ist das normal?
2. ich habe mit 14 noch keine nippel, also nichts was da raussteht ist das normal?
3. was passier wärend der periode ? mir ist schon klar das dieses zeugs raus kommt mit blut weil die eizellen nicht befruchtet werden aber so die frage : ist es so das sich eine bestimmte menge blut im eierstoch/ der gebärmutter sammelt und wie bei einer infusion nach und nach herausgellasen wird oder wird so viel blut erzeugt, bis alles draussen ist ?
4. ich musste mal wegen einer operation(verbrühung) haut vom oberschenkel auf den ,,Hügel'' meiner scheide transplantieren also dort wo die intim behaarung wächts. dort habe ich jetzt ein grosses loch ohne behharung, da die behaarung dort ja nicht wachsen kann und mich stört das wirklich und ist mier unangenehm kann man was machen ?
5. ab welchem alter ist es genau erlaubt gf zu haben in der schweiz ?
6. meine freundesgruppe ist mega sauer auf mich weil ich mist gemacht habe (nicht so schlim) und mir ist eine person von denen halt echt wichtig und ich weiss nicht wie ich sie wieder als beste freundin zurückgewinnen kann weil ich glaube so briefe schreiben wie leid ea mir tut is nicht so und auch so maiil geschenke what ever brimgt wohl nichts gibt es irgend einen anderen weg, das sie mir verzeit, weil am montag gehen wir ins klassenlager und ich bin mit ihr in einer kochgruppe und im selben zimmer
lg und bitte helft mir

Unsere Antwort

Wir werden deine Fragen der Reihe nach beantworten.

1. Unterschiedlich lange Schamlippen sind normal. Es ist sehr selten, dass beide Schamlippen die gleiche Länge, Grösse und Form haben. Allerdings sollten die Schamlippen nicht jucken. Die häufigsten Gründe dafür sind Trockenheit oder eine Pilzinfektion. Lies bitte unsere Texte zur Intimpflege und zu Pilzinfektionen. So kannst du eventuell noch etwas besser herausfinden, wo bei dir das Problem liegen könnte. Wenn der Juckreiz anhält, empfehle ich dir eine gynäkologische Beurteilung, um eine Infektion auszuschliessen. 

2. Ja, das ist normal. Es gibt Frauen, bei denen die Nippel das ganze Leben lang nicht rausstehen, die also eher eine flache Form haben. Auch eingezogene Nippel, also nach innen gerichtete Nippel können normal sein. In deinem Fall als 14-Jährige kann es aber auch sein, dass die Nippel sich noch nicht zu Ende entwickelt haben. Hier findest du noch mehr Informationen: Brustform und -grösse, Aussehen der Nippel: Was ist normal?

3. Nein, es sammelt sich kein Blut im Eierstock oder in der Gebärmutter. Die Menstruationsblutung entsteht durch den Abbau der Gebärmutterschleimhaut. Du kannst das ganz genau nachlesen in unseren Texten Menstruation (Mens, Periode, Tage, Regel): Wie läuft sie ab? und Menstruationszyklus: Was ist das und wie läuft er ab?

4. Wie du richtig sagst, können auf der transplantierten Haut keine Haare wachsen. Daran lässt sich also nichts ändern. Du könntest aber natürlich die Haare ringsherum abrasieren oder trimmen. Dann fällt das „Loch“ weniger auf. Ich würde dir aber auch empfehlen, mal zu hinterfragen, wieso dir das unangenehm ist. Jeder Körper und auch jede Vulva sieht anders aus. Das macht sie einzigartig und schön. Vielleicht hilft dir dieser Text ja ein bisschen weiter.

5. Es gibt so gesehen kein Mindestalter für Geschlechtsverkehr. Aber solange du unter 16 bist, fällst du in der Schweiz in das sogenannte Schutzalter. Das heißt, dass deine Sexpartner*innen nicht mehr als drei Jahre älter oder jünger sein dürfen als du. Das gilt für alle sexuellen Handlungen, nicht nur für Geschlechtsverkehr. Genau nachlesen kannst du das in diesem Text.

6. Hast du es denn schon mit einer ehrlichen Entschuldigung versucht? Am wirkungsvollsten ist das vermutlich persönlich, aber auch ein Brief oder eine Mail wären eine Möglichkeit. Wieso denkst du, dass ein Brief oder eine Mail nichts bringt? Eine gute Entschuldigung geht so: Übernimm Verantwortung. Das heißt, benenne klar, was genau du falsch gemacht hast und wieso das deine Freundin verletzt oder geschädigt hat. Sag, dass es dir leid tut und wie du dich fühlst, zum Beispiel schuldig oder traurig. Wenn es eine wichtige Erklärung für dein Verhalten gibt, kannst du das auch kurz sagen. Aber sag dazu, dass das keine Rechtfertigung sein soll und dass du weißt, dass das dein Verhalten trotz allem falsch war. Zu einer guten Entschuldigung gehört auch eine Wiedergutmachung in irgendeiner Form. Überleg, wie du den Schaden reparieren kannst oder wie du vermeiden kannst, dass so etwas wieder passiert. Am besten fragst du deine Freundin auch direkt, was du tun kannst, damit sie dir verzeihen kann.

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Frage Nr. 35558 von 01.09.2022

Hallo,

das ist eine Antwort auf die Frage: 35511

Danke für die Hilfreiche Antwort!

Wie kann ich meine Gedanken, beziehungsweise die Wichtigkeit des Aussehens vermeiden (stark verringern), und mich mehr auf die inneren Werte konzentrieren?

Ich lege einen zu großen Stellenwert auf das aussehen, und merke, dass das nicht gut ist, da ich Menschen (und mich selbst) dadurch abwerte, beziehungsweise nicht die Menschen durch ihre Geschichte / inneren Werte Wertschätze, sondern nur vom aussehen.

Unsere Antwort

Du hast schon gut erkannt, dass dein jetziges Verhalten eigentlich nicht deinen Werten entspricht. Das möchtest du ändern. Dazu könntest du üben, deinen Fokus zu verschieben. Zum Beispiel, indem du die Liste schreibst, die wir dir in der letzten Antwort empfohlen haben. Die mit den Gründen, wieso es sich lohnt, dich kennenzulernen. Damit veränderst du schon mal den Blick auf dich selbst. Und es ist eine gute Übung, um dasselbe dann auch bei anderen Leuten zu machen. Wenn du merkst, dass du eine Person beim Kennenlernen zu sehr nach ihrem Aussehen bewertest, dann mach dir innerlich eine Liste: Was kann die Person gut? Wofür interessiert sie sich? Was mag ich an ihr? Falls du davon vieles noch nicht weißt, dann ist das eine tolle Gelegenheit danach zu fragen und die Person besser kennenzulernen.

Wahrscheinlich kommt der Impuls immer wieder bei dir hoch, das Aussehen über alles zu stellen. Denn das ist ein Denkmuster, was du vermutlich schon recht lange hast. Die gute Nachricht: Du musst auf diese Gedanken nicht hören. Du kannst ganz bewusst einen anderen Pfad nehmen als bisher – selbst wenn die alten Gedanken auch noch da sind. Du kannst dich trotzdem mehr so verhalten, wie der Mensch, der du gern sein willst. Das heißt, du kannst dich bewusst dafür entscheiden, die vielen anderen Seiten deines Gegenübers zu erkunden und dich für seine inneren Qualitäten zu interessieren.

Zusätzlich könntest du versuchen, deine Definition von Schönheit auszuweiten. Wenn du zum Beispiel fremde Menschen auf der Straße siehst, kannst du natürlich nichts über ihre inneren Werte wissen. Aber du kannst mal versuchen, etwas Schönes an ihnen zu entdecken. Vielleicht die Augen, das Outfit, die Frisur, die Art sich zu bewegen, ... Das muss gar nichts mit sexueller Attraktivität zu tun haben. Mach diese Übung also ruhig bei Menschen jeden Alters und Geschlechts. Es geht hier darum, deinen Blick zu weiten. Denn jeder Mensch ist schön.

Du könntest auch mal überlegen, ob du dir Unterstützung für diesen Prozess holen willst. Eine psychologische Beratung oder Therapie könnte dich hier gut begleiten und unterstützen.

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