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Fragen & Antworten:
Ich und die anderen

Frage Nr. 38023 von 17.03.2024

Kann man sich keinem Geschlecht zugehörig fühlen?
Geht das?

Unsere Antwort

Ja, das geht auf jeden Fall. Es gibt Menschen, die sich keinem Geschlecht zugehörig fühlen, oder bei denen das Gefühl der Zugehörigkeit sich häufig ändert. Viele bezeichnen sich dann als non-binär, genderqueer oder genderfluid. Schau doch dazu mal in unseren Text Welche Menschen sind genderqueer?

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Frage Nr. 37991 von 11.03.2024

Hallo Ich bin von Frage 37941. Vielen Dank für die Antwort. Meine Eltern streiten viel und mein Vater ist ein Mann, der sich nie entschuldigen kann und viele narzisstische Eigenschaften hat. Er hat mich auch öfters geschlagen als Kind und wenn ich ansprach, dass ich von ihm verletzt wurde, gab es nur mehr Probleme. Ich denke wegen dem bin ich “avoidant”.

Ich hatte viele sehr gute Freundschaften mit Frauen aber da ich öfters umgezogen bin, musste ich oft von vorne anfangen. Mit einigen habe ich auch Kontakt abgebrochen weil ich gemerkt habe, dass wir verschiedene Werte haben. Ich fühle mich einfach von niemandem verstanden und einsam. Mein Perfektionismus und meine Selbstkritik war schon immer da.

Ich habe auch schon in der Therapie daran gearbeitet aber es kommt manchmal immer noch hervor.

Wie kann ich engere Freundschaften haben? Ich habe letzte woche extra fast jeden Tag mit jemandem abgemacht und das war gut. Ich habe nächsten Freitag, Samstag und Sonntag auch mit Freundinnen abgemacht. Wie kann ich diese Freundschaften vertiefen und mich öffnen? Ich hebe mir eigentlich immer mühe gegeben, meine Freundinnen zu sehen auch wenn ich einen Freund hatte. Trotzdem fühle ich mich alleine. An was könnte das liegen?

Unsere Antwort

Du schreibst, dass du "avoidant" bist. Meinst du damit, dass du Beziehungen/Bindung vermeidest? Das geht natürlich mit Einsamkeitsgefühlen einher. Gegen Einsamkeit helfen intime, offene, ehrliche Beziehungen, wo beide aneinander interessiert sind. Wenn das bei dir noch nicht so ganz klappt, dann schlage ich vor, dass das an deiner Beziehung zu dir selbst liegt.

Denn die wichtigste Freundschaft, die uns aus der Einsamkeit befreit, ist die Freundschaft mit uns selbst. Du scheinst schon einiges gemacht zu haben, um sie zu verbessern. Bist du immer noch in Psychotherapie? Kommst du mit der Therapeutin noch weiter?

Es wäre auf jeden Fall gut, wenn du jemand hättest, der dir hilft, die Folgen der Gewalt durch deinen Vater (und, zumindest indirekt, durch deine Mutter) zu überwinden und dich von deinen Eltern zu emanzipieren. Du lebst ja immer noch bei ihnen, und das erschwert die Situation. Wir haben einen Text geschrieben, den ich dir sehr empfehle. Er erklärt, was wir uns selbst antun müssen, um uns an ein Elternhaus anzupassen. Selbstabwertung ist dabei eine zentrale Strategie. Es macht aus dieser Sicht total Sinn, dass du so selbstkritisch bist.

Wie kommst du weiter? Nun, zum einen bist du möglicherweise in der Therapie schon auf einem guten Weg. Dazu interessiert dich vielleicht auch dieser Text.

Zum anderen: Wäre es möglich, dass du ausziehst von zu Hause? In eine WG?

Und dann: Ich finde es sehr gut, was du alles mit Freundinnen unternimmst. Ich schlage vor, dass du das weiterhin machst. Lass dich weniger dadurch beirren, dass du dich trotzdem allein fühlst. Sag dir am besten: "Ich lebe Freundschaften jetzt so gut wie ich das jetzt grad kann, und das ist gut so". Freundschaften bieten dir neue Beziehungserfahrungen und Möglichkeiten, Beziehung zu üben. 

Du kannst uns jederzeit gern wieder schreiben.

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Frage Nr. 37982 von 09.03.2024

37923

Ja, es stimmt schon, dass ich noch nicht richtig im Leben angekommen bin. Ich hatte schon viele verschiedene Arbeitgeber, meistens befristet. Bei einem Catering-Betrieb als Aushilfe, das war mir aber zu stressig. Zivildienst-Einsätze und mehrere Praktika. Dazwischen auch mal Minijobs, zB. als Prüfungsaufsicht und solche Dinge, aber halt noch nie eine "richtige" unbefristete Arbeitsstelle. Ich habe versucht, ein Studium abzuschliessen, aber mit dem ganzen Leistungsdruck und den Leuten an der Uni bin ich nie richtig zurecht gekommen und bei den Prüfungen bin ich grandios gescheitert. Vor allem bei den mündlichen Prüfungen war es ziemlich schlimm und ich habe kaum was gesagt. Dann ist klar, dass es dann halt eine ungenügende Note gibt. Wenn ich nervös bin, fange ich manchmal auch einfach an, zu stottern und mir passieren leider viele Versprecher, ähnlich wie bei Joe Biden. Gespräche mit anderen sind sowieso nicht so meine Stärke. Deshalb weiss ich auch nicht, für was ich mich genau bewerben soll. Viele Jobs haben einfach zu hohe Anforderungen für mich.

Ich lebe noch bei meiner Mutter und manchmal bezahlt sie auch meine Rechnungen. Meinen Vater habe ich schon seit Jahren nicht mehr gesehen. Ich weiss auch nicht sehr viel über ihn und wenn ich ihm schreibe, kommt von ihm keine richtige Antwort. Die Wohnsituation bei mir ist eher schwierig und es gibt auch immer wieder Stress, ich bleibe oft einfach in meinem Zimmer bei meinem Kuscheltier. Da fühle ich mich sicher.

Es ist einfach schwierig, wenn ich irgendwo neue junge Männer kennenlerne und mit ihnen spreche, habe ich rasch Vorurteile über sie. Also wenn jemand eine Freundin hat, denke ich sofort "Oh nein, nicht schon wieder jemand, der ständig mit seiner Freundin zusammen ist, der hat sowieso keine Zeit am Wochenende". Oder bei Studenten denke ich "Oh nein, die reden die ganze Zeit nur über irgendwelche Prüfungen und machen vlt. noch unpassende Bemerkungen zu meinen eigenen ungenügenden Noten". Oft bewahrheiten sich diese "Vorurteile" sogar. Ich hätte halt gerne jemand, der zu mir sagt: "Bro, es ist doch okay, wenn du ein Kuscheltier brauchst, ich muss auch recht oft weinen. Du musst es ja nicht gleich der ganzen Uni erzählen. Es genügt, wenn du es einfach mir sagst. Wenn jemand von uns traurig ist, dann gehen wir zusammen Pommes essen." so ungefähr wäre jedenfalls meine Idealvorstellung, im Moment habe ich jedenfalls keine einzige männliche Bezugsperson. Niemand, der mich wirklich versteht.

Unsere Antwort

Jemand, der Voltaire liest und gleichzeitig schreibt, dass viele Jobs zu hohe Anforderungen haben – ja da stimmt was gehörig nicht mit dem Selbstwertgefühl. Du tönst Familienverhältnisse an, von denen ich mir vorstelle, dass du da nur die Spitze des Eisbergs beschreibst. Wenn du dich in dein Zimmer zu deinem Kuscheltier zurückziehen musst als 26-jähriger Mann, dann sagt mir das etwas über den Jungen, den du mal warst. Der hat von seinen Eltern keine Sicherheit und kein Gefühl von Geborgenheit bekommen. Ich bitte dir, diesen Text über mögliche Folgen einer schwierigen Kindheit zu lesen. Ich fände es überhaupt keinen Luxus, wenn du eine Psychotherapie machen würdest – am besten bei einem Mann.

Ein Psychotherapeut könnte dir auch helfen, aus diesem "noch nicht im Leben angekommen"-Zustand herauszufinden. Das ist aus meiner Sicht unglaublich wichtig: Du brauchst eine Aufgabe, einen Sinn im Leben. Du brauchst etwas, das dir ein Gefühl von Selbstwirksamkeit gibt. Auch ein Coaching könnte da helfen.

Und schliesslich wäre ein Psychotherapeut auch eine männliche Bezugsperson. Möglich wäre da auch ein Coach.

Und nochwas zu Männerfreundschaften: Möglicherweise entspricht der eine oder andere Mann (aus deinem Bekanntenkreis oder deiner Verwandtschaft) nicht deinen Vorurteilen. Wenn du grundsätzlich findest, dass ein Mann eher okay ist, erzähl ihm ein bisschen von dir und schau, wie er reagiert und ob dir das ein gutes Gefühl gibt. Wenn ja, kannst du dich noch etwas mehr öffnen. Du wirst wahrscheinlich auch die Erfahrung machen, dass Männer es durchausschätzen, wenn du dich ihnen gegenüber ein bisschen öffnest. Dann bekommen sie nämlich selbst auch mehr Mut, dir Sachen von sich zu erzählen. Und du erfährst, dass sie sich vielleicht gar nicht so cool und stark fühlen.

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Frage Nr. 37960 von 07.03.2024

Liebes Lilli-Team
Kennt ihr zufällig in der Schweiz eine Klinik, die Trauma und Essstörung gleichzeitig behandelt? Die Einzelbehandlung macht bei mir keinen Sinn, es kommt nur zu einer Symptomverlangerung, daher die Frage… Essen bzw. nicht Essen ist wie eine „Sucht“:
Sucht ist eine genetisch- und stressbedingte Störung der Dopamin-Glutamat-Interaktion. Ein umfassender Suchtbehandlungsplan, einschließlich einer trauma-informierten Therapie, bietet die größte Hoffnung auf einen Behandlungserfolg. Es ist wichtig, sowohl das Trauma als auch die Sucht zu behandeln. Leider fokusieren viele Behandlungszentren nur ein Gebiet, ohne das andere zu berücksichtigen. Doch beide müssen gemeinsam behandelt werden, weil sie so stark miteinander verbunden sind.
Ich finde in der ganzen Schweiz nichts, was eine Grundversicherung tragen würde, dabei wäre dies doch so wichtig. Weisst ihr zufällig weiter? So selten ist doch dies nicht…
herzlichst,
Eine Betroffene, die sehr verzweifelt ist…

Unsere Antwort

Denkbar wäre, dass du in der Privatklinik Aadorf Hilfe finden könntest. 

 

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Frage Nr. 37948 von 05.03.2024

Hallo Lilli Team,
Ich bin 22/w.
Bei mir wurde Zwangsstörung festgestellt und bin seid dem in Therapie. Mein Problem ist das ich immer denke das überall Sperma sein kann und ich mich selber ausversehen befruchte. Ich muss daher oft Sachen reinigen. Seid jetzt einer Woche Versuch ich mein Trockner reinigen, da ich ausversehen mit meiner Jeans an die innen Tür des Trockner kam. Meine Methode ist derzeit den innen Raum mit sagrotan Reiniger einzusprühen und Handtücher die mit 90 grad gewaschen wurden in der Trommel zu trocknen mit dem Programm extra Trocken. Ist meine Methode richtig um dem Trockner zu reinigen ( also das kein Sperma mehr im Trockner ist)? Wie oft muss ich die Handtücher im Trockner laufen lassen, bis der Trockner wieder sauber ist?
Oder gibt es Tipps wie ich sie besser reinigen kann?

Unsere Antwort

Es gibt keine Tipps wie du besser reinigen kannst. Denn es geht nicht um das richtige Reinigen, sondern um deinen Zwang. Du versuchst, durch deine Frage eine Bestätigung oder eine Beruhigung von außen zu bekommen. Das ist ganz nachvollziehbar, denn der Zwang sagt dir immer wieder, dass es vielleicht doch noch sein könnte, das etwas nicht in Ordnung ist.

Wenn du diesen Text liest, verstehst du, dass du dich unmöglich ausversehen befruchten kannst. Aber es hilft dir wahrscheinlich nicht, wenn ich dich jetzt zu deiner Frage beruhige. Denn es wird dann nicht lange dauern, bis der nächste Zwangsgedanke kommt. Deswegen ist es richtig, dass du in Therapie bist. Hier lernst du, wie du mit so einem Zwangsgedanken umgehen kannst. Das ist erstmal nicht so leicht, aber es gibt gute Möglichkeiten.

Wichtig ist, dass du lernst, dem Zwangsgedanken nicht aus dem Weg zu gehen – sonst schränkst du dich immer mehr ein. Genauso wichtig ist es, dass du lernst, wie du dich selbst beruhigen kannst und dir selbst glauben kannst, dass alles in Ordnung ist und du nicht z. B. noch weiter etwas desinfizieren musst – sonst bist du ständig damit beschäftigt. Wenn du dir diese Bestätigung von jemand anderem suchst, bist du immer davon abhängig dass es jemanden gibt, der dir zum richtigen Zeitpunkt das richtige sagt, was du auch glauben kannst. Und dass ist sehr schwierig und aufwändig zu finden.

Bitte nimm also dieses Thema und deine Frage mit in die Therapie. Erzähle dort davon, dass dich das stark beschäftigt. Gemeinsam könnt ihr eine gute Strategie entwickeln, wie du damit umgehen kannst.

 

 

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Frage Nr. 37941 von 03.03.2024

Ich bin weiblich und 18. Ich habe vor 2 wochen mit meinem Freund (jetzt Ex) schluss gemacht und habe viele Gefühle dazu. Ich spreche nicht gerne mit Personen von meiner Umgebung darüber und schreibe deswegen Ihnen:

Ich bin mir sicher, dass das Schlussmachen richtig war und bereue es nicht, aber jetzt fühle ich mich sehr einsam. Ich habe so viel Zeit die ich früher an ihn wendete und weiss nicht was damit tun.

Ich fühle mich auch nicht so unterstützt von meiner Umwelt. Meine Freunde und Freundinnen fragen mich nicht so oft etwas zu unternehmen, ich frage meistens zuerst. Und ich spreche dann sehr ungerne über meine Gefühle und tue so als ob es mir gut gehen würde weil ich möchte nicht zu viel über mich sprechen.

Allgemein frage ich mich was an mir falsch gelaufen ist, dass ich so wenig enge Freunde habe. Ich kann nur mit meiner Schwester ehrlich über meine Gefühle reden doch die ist vor 2 wochen ausgezogen und jetzt wohne ich alleine mit meinen Eltern (zu denen ich nicht so ein enges Verhältnis habe). Das finde ich auch sehr schwer.

Ich denke das Problem liegt vielleicht an meiner Persönlichkeit doch ich weiss nicht an was? ich arbeite viel an mir und habe kein Problem mit mich entschuldigen oder so wenn ich etwas falsch gemacht habe. Mein Aussehen gefällt mir sehr und zieht auch viele Männer an aber ich bin nie zufrieden, öffne mich ungern und hatte deswegen, obwohl ich schon mit 5 Männern geschlafen habe, noch nie eine Beziehung die länger als 10 Monate gehalten hat.

Ich weiss ich bin jung und habe noch Zeit aber ich frage mich ständig was an mir falsch ist. Ich war eigentlich immer sehr zufrieden mit mir einfach jetzt nach der Trennung geht es mir eher schlecht.

Ich habe auch viele Vorurteile gegen meinen Gedanken: z.B ein Junge von früher hat mir geschrieben, dass er gerne nochmal raus mit mir möchte (nur um ins Bett zu gehen) und eigentlich will ich ja jetzt sowieso keine Beziehung und würde schon gerne aber anderseits ist das vielleicht nicht so gesund? was ist Ihre Meinung zu hook ups?

auf jeden fall verurteile ich jeden Gedanken den ich habe und versuche mich ständig zu verbessern und das ganze ist einfach sehr anstrengend. alles fühlt sich sehr anstrengend an.

Unsere Antwort

Das Lesen deiner Frage hat bei mir ganz viele Fragen aufgeworfen:

Möglicherweise hast du bis jetzt immer viel investiert in Männerbeziehungen und weniger in Freundschaften? (10-monatige Beziehungen sind in deinem Alter recht lang). Das heisst, du müsstest jetzt tatsächlich etwas mehr in Freundschaften investieren. Wäre es für dich möglich, da jetzt mal aktiver zu werden? Freundschaften pflegst du, in dem du auf Menschen zugehst und Interesse für sie zeigst. Was spricht dagegen? Mich würde auch interessieren: Warum sprichst du nicht gern über dich? Was passiert, wenn du über dich sprichst? Was befürchtest du?

Was haben dir deine Eltern beigebracht über Beziehungen? Ich frage mich auch, warum du kein enges Verhältnis zu deinen Eltern hast. Was würde denn passieren, wenn du ihnen persönliche Sachen von dir erzählen würdest?

Du bist sehr selbstkritisch und nie zufrieden. Hat das wirklich erst seit der Trennung angefangen? Wenn nein: Was haben deine Eltern dir beigebracht über dich? Lieben sie dich so wie du bist? Ich mache mir wirklich Gedanken darüber, wie es bei euch im Elternhaus aussieht. Vielleicht interessiert dich dazu dieser Text. Spricht dich da etwas an?

Ich finde hook ups völlig okay. Du kannst so Sexualität erforschen, üben und geniessen. Wichtig sind dabei natürlich die Safer-Sex-Regeln. Oder warum meintest du, dass das nicht so gesund ist?

Vielleicht möchtest du uns Antworten auf diese Fragen schreiben. Gib dann einfach diese Fragenummer an.

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Frage Nr. 37934 von 02.03.2024

Ich hab eine Frage zur Schüchternheit:

Ich weiß, dass ich eine schüchterne Person bin, die vorsichtiger im sozialen Kontakt ist als andere. Ich habe meine Schüchternheit auch gut kennengelernt und merke, dass ich nicht in allen Situationen gleich schüchtern bin, sondern beobachte, dass sie ausgeprägter ist, wenn mir etwas wichtig ist. Wenn ich z.B. mit einer Person rede, die mich fasziniert, vor der ich Respekt habe, die mir was bedeutet oder bei Themen, die mir sehr wichtig sind, kann es sein, dass mein Kopf blockiert. Ähnlich beim freien Reden vor größeren Gruppen – das ja den wenigsten ganz leicht fällt. Aber meine Gedankenblockaden führen dazu, dass ich gar nicht immer alles abrufen kann, was ich z.B. an Wissen habe.

Gerade auch im Dating-Kontext finde ich das manchmal schwierig. Eloquenz wirkt attraktiv, ich bin aber in so einem Treffen eher der Zuhörer, nicht unbeteiligt, aber doch zu zurückhaltend vermutlich. Darum bekomme ich bestimmt auch öfters zu hören, dass ich ein interessanter Mensch bin und wirklich sympathisch, aber der Funke nicht übergesprungen sei, also kein Interesse an einem zweiten Treffen mehr besteht. Also tatsächlich ich bin aktiv, eigenständig, tue Dinge die andere Menschen interessant/attraktiv finden, aber schaffe es nicht meine Facetten in den Austausch zu bringen.

Ich weiß, dass ich das grundsätzlich kann: Ich habe einmal eine Lehrveranstaltung gegeben, habe ich mich sehr gut vorbereitet und bin in der in Sitzung einmal in einen Flow Moment gekommen, wo ich vom Skript vollkommen frei abgewichen bin, aber es zwischen Reden und Überlegungen keine Verzögerung gab und ich wirklich auch inhaltliche gute Sachen vermittelt habe.

Was kann ich tun, um die Blockaden zu lockern, sodass ich öfters in so einen Flow komme? Ich vermute, die Blockaden entstehen durch dreierlei: 1) innere Anspannung, Stress, gerade wenn mir etwas wichtig ist. 2) Überlagernde Gedanken, "was kann ich sagen" 3) Erwartungshaltung, gerade wenn mir etwas wichtig ist, dann auch eine gute Performance bieten zu wollen.

Ich wäre sehr dankbar für ein paar Ideen. (m, 30)

Unsere Antwort

Es ist ganz normal, dass du dich in neuen Situationen unsicher fühlst. Je öfter du solche Situationen wiederholst, umso sicherer wirst du dich fühlen. Das hast du ja bereits in der Lehrveranstaltung gemerkt. Es ist toll, dass du dich in dem Moment so sicher und kompetent gefühlt hast. Was war denn in der Situation anders als sonst? Versuch mal, mehr davon zu machen. Und erinnere dich immer wieder an diesen Moment und wie du dich dort gefühlt hast. Das warst auch du. Darauf kannst du stolz sein, und es zeigt dir, dass du wieder so sein kannst. 

Auch beim Dating kannst du mit Übung immer selbstsicherer werden. Lies dazu mal die Texte «Ich bin zu schüchtern zum Daten» und «Wie werde ich beim Verführen selbstsicherer?». Und wenn du wissen möchtest, wie du einer Person Lust auf ein zweites Treffen machen kannst, interessieren dich bestimmt auch die Texte «Wie gewinne ich jemanden für mich?» und «Warum lohnt es sich, Verführen zu üben?».

Wenn du dir bei einem Date oft unsicher bist, was du sagen könntest, kannst du dir auch vor dem Treffen bereits ein Gespräch zurechtlegen. Du kannst dir zum Beispiel überlegen, welche Fragen du deinem Gegenüber stellen kannst und was du über dich erzählen möchtest. Oder du nimmst die andere Person mit zu einer Aktivität, die dir gefällt. Dann liegt der Fokus nicht alleine auf dem Gespräch, sondern auch auf der Aktivität, die ihr zusammen macht. So kann dein Gegenüber auch noch andere Seiten von dir kennenlernen.

Gegen Stress und Anspannung hilft eine tiefe Bauchatmung. Und auch die kannst du üben. Wie das geht, erfährst du in diesem Text.

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Frage Nr. 37923 von 01.03.2024

Liebes Lilli-Team

Ich m. 26 fühle mich sehr einsam und ich habe viele Probleme. Ich habe keine richtigen Freunde, vor allem keine männlichen. Am Wochenende bin ich immer komplett alleine. Unter "Freund" versteh ich jemand, der regelmässig Zeit hat, der sich für ähnliche dinge interessiert und der mich auch mal in den arm nimmt, wenn ich weinen muss, ohne, dass das dann peinlich ist oder als "schwul" gilt. Also jemand, der wie ein Bruder (Bro) ist. Ich habe ein Kuscheltier, das ist sowas wie mein "bester Freund". Es hilft mir einfach beim Einschlafen und ist immer da. Ich hatte eigentlich schon immer Schwierigkeiten mit anderen und in der Schule früher wurde ich gemobbt. Mir fällt es bis heute enorm schwer, anderen zu vertrauen. Ich bin einfach komplett anders als die meisten jungen männer. Ich interessiere mich für Dinge, die sonst fast niemanden interessieren. Ich lese z.B. Bücher mit über 1000 Seiten, über ganz spezifische Themen, also Bücher, die man nicht im Buchladen kriegt, sondern im Internet bestellen muss. Aber die meisten jungen Männer interessieren sich eher für Fussball, Autos, Bier, Sex, Tattoos, Zigaretten und solche Dinge. Ich finde das halt eher langweilig und beim Fussballspielen bin ich ziemlich schlecht. Es nervt mich auch, wenn Männer ständig, mit ihrer Freundin zusammen sein müssen und deshalb kaum zeit haben, um etwas zu unternehmen. Mit solchen Leuten komme ich nicht so gut klar. Ich habe die Fahrprüfung zwar bestanden, bin aber seitdem nie mehr Auto gefahren. Ich habe also auch einfach kaum Themen, um mit anderen ein Gespräch zu beginnen. Wenn ich in der Stadt spazieren gehe, also an den Orten, wo die "angesagten Typen" sind, bin ich immer etwas neidisch, wenn ich ihre Begrüssungs-Rituale sehe ("Hey wie gehts Digger, schön dich zu sehen Bro") und einfach, wie sie zusammen unterwegs sind, meistens in weissen schuhen und schwarzen trainerhosen, was ziemlich cool aussieht. Aber ich kann dann ja nicht einfach hingehen und fragen, ob sie ein Buch von Voltaire gelesen haben oder so, das passt nicht ganz. Ich weiss einfach nicht recht, was machen. Ich hatte auch noch nie eine richtige Arbeitsstelle und weiss überhaupt nicht, auf was für einen Job ich mich genau bewerben soll. Oder soll ich besser irgendeine andere Ausbildung machen? Ich habe unendlich viele fragen, die ich gerne mit einem richtigen kumpel besprechen möchte, jemand der mich auch mal umarmt zur begrüssung und sich einfach freut, dass ich da bin. Und mich würde auch mal echt interessieren, was die anderen männer so beschäftigt und was sie denken. Und es wäre auch okay für mich, wenn mein Kumpel ein paar Jahre jünger wäre, als ich. Weil ich habe immer das Gefühl, dass ich in meiner sozialen Entwicklung ziemlich zurückliege. Andere leute sagen mir manchmal, ich sei ein Dreamer, jemand, der in einer Fantasiewelt lebt, was ja auch ein bisschen stimmt.

Unsere Antwort

Ich finde es gut, dass du so eine genaue Vorstellung davon hast, was dir bei einer Freundschaft wichtig ist. Und dass du daran interessiert bist, andere Männer wirklich kennenzulernen. Trotzdem kann ich verstehen, dass es dir schwerfällt andere Männer besser kennenzulernen. Ich habe das Gefühl, dass du noch nicht so richtig im Leben angekommen bist. Du beschreibst dich selbst als jemanden, der in einer Fantasiewelt lebt. Fantasie ist nicht die Wirklichkeit. Die Frage ist also: Wie kommst du richtig im Leben an?

Ein Beruf kann eine gute Möglichkeit dafür sein. Du schreibst, dass du im Moment nicht weisst, für welchen Job du dich bewerben möchtest, oder ob du lieber eine Ausbildung machen willst. Was machst du denn bisher im Leben? Wie finanzierst du dich? Hast du bereits ein Studium oder eine Ausbildung gemacht?

In einem Beruf hast du die Gelegenheit, andere Menschen kennen zu lernen, die dir ähnlicher sind. Oder vielleicht möchtest du lieber eine Reise machen? Wie wäre es zum Beispiel mit einem freiwilligen sozialen Jahr im Ausland? Auch dort kannst du besser mit Menschen in Kontakt kommen, die ähnliche Interessen haben wie du. Und es hilft dir, richtig im Leben anzukommen.

Noch eine Frage: Lebst du allein? Oder mit wem? Wie ist deine Wohnsituation, wie geht es dir damit?

Wenn du möchtest, schreib uns doch noch einmal und beschreibe deine aktuelle Lebenssituation etwas genauer. Gib dabei bitte die Nummer dieser Frage wieder mit an.

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Frage Nr. 37898 von 26.02.2024

Wie kann ich ein Tagebuch führen?

Habt ihr da ein Paar Tipps?
Sollte man sowas am besten Jeden Abend machen?
Sollte man am Abend immer schauen / überlegen, was einem gut getan hat?

Ich wollte reinschreiben, was mir gut tut und was mir nicht so gut tut. Damit ich mehr auf meine Gefühle eingehe und weiß, was ich tun sollte, da es mir gut tut und was ich eher meiden sollte.

Das habe ich aus euren Texten gelesen, wo es um Gefühle geht. Das Gefühle Wegweiser sind.

Dazu noch eine Frage. Können Gefühle auch falsch sein? Also ich entwickele Gefühle, die beispielsweise nicht "real" sind. Beispielsweise vor dem Präsentieren hat man Angst oder eine neue Sache zu machen. Da würde man sich ja denken, Gefühl sagt: Stopp, hier ist es Gefährlich, hier ist Potenziell Gefahr.

Doch das stimmt ja nicht?

Unsere Antwort

Das Schreiben eines Tagebuchs ist etwas sehr persönliches und deiner Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt. Am besten probierst du verschiedene Methoden aus und schaust, was dir am besten gefällt.

Du könntest zum Beispiel frei aufschreiben, was dir durch den Kopf geht. Oder du könntest dich an bestimmten Fragen orientieren. Google mal «Journaling Fragen», dann findest du viele Anregungen. Du kannst auch etwas malen oder zeichnen, oder Bilder und Fotos einkleben. Oder du schreibst Gedichte. Das ist das tolle an einem Tagebuch. Es kann so sein, wie du es haben möchtest. 

Auch wie oft du dort hineinschreiben möchtest, ist dir überlassen. Manche Leute schreiben gerne jeden Abend ins Tagebuch, während andere nur hin und wieder etwas schreiben. Probier es aus und schau, wie du dich am wohlsten fühlst. 

Vielleicht hast du den Text «Wie entdecke ich, was ich will und was ich fühle?» schon gelesen. Aber falls du ihn noch nicht kennst, findest du dort weitere Anregungen für das Schreiben eines Tagebuchs.

Was deine Frage zu den Gefühlen betrifft. Es ist ganz normal, wenn du in neuen Situationen unangenehme Gefühle hast. Wenn du zum Beispiel noch nicht oft eine Präsentation gehalten hast, ist es ganz normal, dass dir diese Situation Angst macht. Die Angst ist dabei nicht «falsch». Sie sagt dir, dass die Situation unbekannt und neu für dich ist, und du ein bisschen vorsichtig sein solltest. Trotzdem ist es manchmal so, dass die Angst grösser ist, als es nötig wäre. In jedem Fall wirst du immer sicherer und erfahrener, je öfter du die neue Situation wiederholst. Wenn du öfter eine Präsentation hältst, wird die Angst immer weniger und du kannst sie Stück für Stück überwinden.

Falls du sie noch nicht gelesen hast, interessieren dich dazu bestimmt auch die Texte «Gefühle ernst nehmen»  und «Wie lerne ich meine Gefühle verstehen?».

 

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Frage Nr. 37894 von 25.02.2024

Ich habe gerade euren Beitrag zu Gefühlen gelesen.

Ich habe eigentlich immer meine Gefühle unterdrückt. Ich habe einfach im Leben so weiter gemacht. Kann man sich denn wirklich auf seine Gefühle verlassen? Ist das nicht riskant?

Manchmal muss man halt seine Gefühle unterdrücken oder unangenehme Sachen tun. Da spielt doch in den meisten Fällen keine Rolle wie man sich fühlt sondern die Handlung und was man tut ist doch wichtiger um im Leben weiterzukommen Oder?

Über Gefühle oder so kann ich auch nicht reden. Das macht man ja auch nicht wirklich?

Unsere Antwort

Wir haben mehrere Texte über Gefühle, daher weiss ich jetzt gerade nicht, welchen du meinst. Grundsätzlich empfehle ich dir aber das ganze Kapitel über Gefühle.

Was ist riskant daran, wenn du dich auf deine Gefühle verlässt? Gefühle sind ehrlich. Sie sind Wegweiser. Sich auf Gefühle verlassen heisst aber nicht, dass du die Gefühle 100% auslebst. Sondern du nimmst sie ernst und schaust, was sie dir sagen wollen. Und du schaust auch, was du brauchst, um dich in dem Augenblick zu trösten.

Das ist etwas anderes als die Gefühle unterdrücken. Wenn wir sie unterdrücken, kann es sein, dass sie uns plötzlich übermannen. Wir lernen so auch nicht den Umgang damit. Das kannst du in diesem Text nachlesen.

Wenn du deine Gefühle ernstnimmst, können sie immer "mitschwingen", ohne dich zu übermannen. Beispiel: Ich habe Angst davor, vor einer Gruppe von Menschen zu sprechen. Ich nehme diese Angst ernst. Ich überlege mir, ob sie mir irgend etwas konkretes sagen möchte. Richtig, das tut sie: Ich sollte meine Präsentation vorbereiten und auf einen Zettel schreiben, was ich genau sagen möchte vor diesen Menschen. Ich mache das und merke, dass die Angst etwas geringer wird. Aber sie ist immer noch da. Ich frage mich, wovor ich Angst habe. Aha, ich habe Angst davor, dass die Leute mich abwerten werden. Ja, denke ich, das kenne ich von mir. Ich beruhige meine Angst durch Bauchatmung. Ich nehme diese Angst vor Abwertung innerlich in den Arm und tröste sie: "Es wird so kommen, wie es kommt. Sie werden das so finden, wie sie es finden. Ich gebe mein bestes. Und darauf kann ich stolz sein". Die Angst wird dadurch noch etwas kleiner. Sie bleibt, aber ich übe, mit ihr umzugehen. Und beim nächsten Mal, wo ich vor einer Gruppe rede, ist sie vielleicht schon von Beginn an kleiner.

Über Gefühle reden kann helfen, besser zu verstehen, warum du sie hast. Es kann dir dabei helfen, dich selbst ernst zu nehmen. Dabei macht es Sinn, wenn du dir eine Person dafür aussuchst, zu der du Vertrauen fassen kannst.

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Frage Nr. 37883 von 24.02.2024

Hallo lilli, ich bin weiblich und 14 Jahre alt. Immer wenn ich in der Schule bin schwitze ich total dolle unter den Achsel. Mein T-shirts ist dann dort immer nass. Ich trage immer einen Polover. Das schwitzen kann nicht davon kommen, dass mir zu warm ist, weil mir eigentlich oft eher kalt ist als warm ist. Mir ist dann immer am ganzen Körper kalt außer unter den Achseln. Ich fühle mich auch nicht gestresst oder so( weil manche ja wegen so etwas schwitzen). Zuhause schwitze ich nicht, obwohl dort die gleichen Temperaturen sind. Ich schwitze nicht nur in der Schule sondern auch wenn ich mit Freunden unterwegs.
bin. Ich will, dass das aufhört! Bin ich krank? Ich vermute das das von der Pubertät kommt. Aber sicher bin ich mir nicht.
LG
P.S. Früher habe ich nie geschwitzt. Auch nicht bei Sport oder anderen Aktivitäten.

Unsere Antwort

Genau, du sagst es, es kommt vor in der Pubertät und es kann sich später auch wieder ändern. Es kann sich verschlimmern, wenn man sich stresst, dass man auf gar keinen Fall schwitzen will. Und das ist dein Stress, denn wahrscheinlich registrierst du schon direkt auf das kleinste bisschen Schweiss und willst das es aufhört. Also ist ein Teil deiner (ängstlichen) Aufmerksamkeit darauf gerichtet.

Du kannst lernen, dich mehr zu entspannen in Bezug auf das Thema und damit kann es auch gut möglich sein, dass es weniger wird und/oder dass du damit besser umgehen kannst. Du kannst also Entspannungstechniken erlernen. Das sind zum Beispiel: Selbsthypnose, progressive Muskelentspannung nach Jacobson, autogenes Training, Meditation. Du kannst auch erstmal anfangen mit deiner Atmung zu experimentieren, dazu haben wir auch einen Text geschrieben.

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Frage Nr. 37882 von 23.02.2024

Ich (w) werde bald 30 und habe die letzten vier Jahre meines Lebens verpasst. Ich habe keine wirkliche Freundinnen, weiß nicht wohin mit meinem Leben und habe vom vielen einsam sein und Sorgen haben wirklich (nicht eingebildet) auf einmal richtig viele Falten auf der Stirn bekommen seit Herbst.

Ich hatte mal viele Träume für mein Leben. Jetzt ist es für die alle zu spät. Das waren so Sachen für wenn man in den zwanzigern ist. Ich hab keine Perspektive für die dreissiger.

Ich bin auch noch unreif, soziale kompetenz fehlt mir immer wieder, habe wie gesagt meine Freundesgruppe, von der ich schon vor 9 Jahren geträumt hab, immer noch nicht gefunden.

Jetzt sind/werden alle erwachsen/reif, und ich kann nicht mehr nachholen/machen, was ich machen müsste/wo ich stehe. Es ist als wäre ich in der Zeit stehen geblieben. Aber es ist fast forward viele Jahre später. Ich bin hinterher. Ich weiß nicht was ich machen soll.

Unsere Antwort

Zunächst mal: Du kannst immer nachholen. Es gibt Leute, die holen ihre Jugend mit 70 nach – oder noch später. Mein Tipp: Lass dich nicht beirren von Dingen die du liest oder hörst darüber, was in den 20-ern oder 30-ern zu laufen hat. Das macht dich nur unglücklich. Jede*r von uns hat seine*ihre ganz persönliche Lebens- und Entwicklungsgeschichte.

Und dann: Es gibt in unserer Gesellschaft das Phänomen der Postadoleszenz. Das ist ein Lebensabschnitt, wo die Menschen eigentlich erwachsen sind, aber sie sind gefühlt noch nicht im Leben angekommen. Das hängt mit den immer längeren Ausbildungen zusammen, mit der immer längeren Abhängigkeit vom Elternhaus. Das ist ein äusserst unbefriedigender Zustand, der sich aber locker bis 30 oder noch länger hinziehen kann.

Früher wurde man viel schneller "ins Leben geworfen" und konnte sich gar keine Gedanken darüber machen, was man wohl will. Man hatte deshalb auch keine Probleme mit Perspektivlosigkeit: Das wurde einem einfach vorgegeben. Wir sind in diesem Sinne verwöhnt. Aber mit dieser Verwöhnung kann auch eine Überforderung kommen. Es kann sehr schwierig sein, in diesem Leben einen Sinn, eine Aufgabe, eine persönliche Bedeutung zu finden.

Vielleicht willst du uns noch etwas genauer schreiben: Hast du einen Beruf? Hast du irgendwelche Aufgaben? Wo stehst du denn ganz konkret in deinem Leben? Was spricht dagegen, dass du den einen oder anderen Traum jetzt angehen kannst? Möglicherweise begeistern dich die Dinge derzeit ganz grundsätzlich nicht so. Meine Empfehlung wäre, dass du trotzdem etwas unternimmst. Denn alles was du tust, bringt dich einen Schritt weiter aus diesem Schwebezustand, und jede Erfahrung hilft dir, herauszufinden, was du willst.

Falls du uns wieder schreiben möchtest, gib bitte diese Fragenummer an.

 

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Frage Nr. 37877 von 22.02.2024

Hallo liebes Lilli-Team,
Ich bin der Fragesteller aus Frage Nummer 37822 und meine Frage schließt sich auch (teilweise) an diese Frage an. Vielen Dank dafür, dass ihr meine erste Frage beantwortet habt.

Ich glaube inzwischen, dass mein Grundproblem folgendes ist: Ich bin depressiv, weswegen ich wenig Hoffnung habe, dass ich bestimmte Ziele erreichen kann, bzw. dass sie sich tatsächlich lohnen. Deswegen gehe ich kaum Dinge an und bleibe an den meisten Tagen einfach im Bett liegen. Dadurch baue ich aber natürlich auch keine Ressourcen auf bzw. mache kaum positive Erfahrungen, wodurch ich wiederum keine Motivation aufbaue, Dinge zu tun und auszuprobieren. Quasi ein Teufelskreis von mangelnder Hoffnung und mangelnder Initiative.

Ich bin bereits in Therapie (meine zweite, seit ca. einem Jahr) und nehme Citalopram (seit 2015, habe die Dosis letzten Herbst auf 40mg erhöht). Leider habe ich den Eindruck, dass beides wenig bringt. Meine Therapeutin ermahnt mich zwar jedes Mal, ich solle pünktlich ins Bett, pünktlich aufstehen, mich um meine Aufgaben kümmern (Jobsuche bspw.), aber ganz im Ernst: Das das sinnvoll wäre wusste ich auch vor der Therapie. Und das Medikament hat die Wirkung, die es Anfang 2015 hatte inzwischen auch weitgehend eingebüßt.

Was kann ich jetzt noch tun? Meine Therapeutin hat angesprochen, dass mir evtl. ein stationärer Aufenthalt helfen könnte, weil es dort eine äußere Struktur gibt, die mir Halt geben könnte, allerdings würde ich das nach Möglichkeit gerne vermeiden.

Vielen Dank für eure Antwort im Voraus.

P.S.: Hier noch ein paar Antworten auf eure Fragen die ihr in eurer Antwort gestellt habt:

1. "Warum möchtest du das eigentlich? Wenn du keine Lust hast zu malen oder zu zeichnen, warum möchtest du es dann können?"

Ich denke mir, dass es Spaß machen könnte, wenn man es gut kann. Wenn die Ergebnisse aber nicht zufriedenstellend sind, dann kann ich mir vorstellen, dass ich eher frustriert sein werde, da das Bild auf dem Blatt nicht meiner Vorstellung im Kopf entspricht. Ich habe mal Bass gespielt, da war das ähnlich. Im Allgemeinen geht es mir darum, Dinge zu können, um mich cool und selbstbewusst fühlen zu können. Ihr habt geschrieben, ich hätte hohe Erwartungen an mich selbst; das stimmt wahrscheinlich. Wie kann ich diese senken?


2. " Was machst du gerne? Was tut dir gut? Und dann mach das."

Ich habe den Eindruck, dass die Dinge, die ich gerne tue und die Dinge, die mir gut tun, verschieden voneinander sind. Ich liege gerne daheim in meinem Bett, spiele Videospiele oder surfe durch's Internet. Das läuft aber immer auf (passives) Konsumieren hinaus. Etwas Produktives kommt dabei nicht herum, also auch keine "Ressourcen". Und meine Wohnung muss ich dafür auch nicht verlassen, sodass ich auch keinen Kontakt mit anderen Leuten habe, wenn ich das tue.


3. "In dem Text [...] geht es ja vor allem um die Dinge, die dir Spass machen und die dich interessieren. Was sind diese Dinge für dich? Und gibt es vielleicht etwas, was du gerne einmal ausprobieren möchtest, einfach weil es dir Spass machen könnte? Und bei dem es ganz egal wäre, ob du es irgendwann mal so richtig gut kannst oder nicht?"

Siehe 2. Dazu: Mir fällt es sehr schwierig, Dinge einfach nur so zum Spaß zu machen. Wenn ich Andere sehe, die das Gleiche tun, dann vergliche ich mich schnell mal mit diesen Leuten. Meist fällt so ein Vergleich nicht gut aus. Kurz: Mir fällt da wirklich kaum was ein.


4. "Was magst du jetzt schon an dir? Was hast du in deinem Leben schon geschafft, worauf du so richtig stolz bist? "

Wenig. Ich habe mal auf den Rat einer Freundin hin so eine Liste angefertigt und sie an meine Zimmertür gehängt. Ich schaue sie mir allerdings selten an. Und viele Punkte darauf lassen sich leicht entwerten. Kurz: Die "Ressourcenwirkung" hier ist leider klein.


5. "[...] Vielleicht findest du es langweilig ins Fitness-Studio zu gehen, aber es gibt eine andere Sportart, die dir Spass macht?"

Gutes Beispiel: Klettern ist ganz nett. Allerdings habe ich aktuell weder das Geld, regelmäßig Klettern zu gehen, noch die Disziplin, das auch regelmäßig zu tun. Ich war letztes Jahr genau ein einziges Mal Klettern. Das war mit zwei Bekannten zusammen. Das war auch schön und wir haben uns gesagt, dass wir gerne bald mal wieder Klettern gehen würden, aber das ist jetzt mehrere Monate her. Soooo viel Spaß macht's dann anscheinend auch nicht.

(Tut mir leid für die lange Nachricht und den negativen Ton. Mir geht's in letzter Zeit halt psychisch leider nicht so gut.)

Unsere Antwort

Bei Depression wissen wir, dass Aktivität hilft. Aktivität und ein klarer Plan, was du am Tag zu tun hast. Insofern hat deine Therapeutin recht, wenn sie findet, ein stationärer Therapieaufenthalt könnte sinnvoll sein. Noch besser wäre, wenn du etwas hättest, in dem du einen Sinn sehen würdest. Eine Aufgabe, eine Arbeit, die dir einen Sinn und das Gefühl von Selbstwirksamkeit gibt.

Wenn du den ganzen Tag im Bett bist – wer finanziert das? Lebst du bei deinen Eltern? Vielleicht möchtest du uns deine Lebenssituation etwas genauer schildern. Was mich auch interessieren würde: Gabs mal eine Zeit bei dir, wo du schon richtig im Leben gestanden bist? Wenn ja, was hat dich da rausgeworfen?

Jede Depression hat ihren Sinn. Frag dich was der Sinn deiner Depression wäre, wenn es einen gäbe. Wovon würde sie dich abhalten? Wovor würde sie dich schützen? 

Du schreibst, du hast hohe Erwartungen an dich. Hohe Erwartungen sind ein gutes Rezept für Frust. Wenn du sie aus dem Weg räumen willst, frag dich zuerst, woher kommen sie? Seit wann hast du sie? Wer hat sie dir vermittelt?

Du wertest dich ab. Du kannst das freilich auf die Depression schieben. Die Frage ist aber, wo das Huhn ist und wo das Ei? Gab es mal eine Phase in deinem Leben, wo du dich in dir selbst gut gefühlt hast? Wenn nicht: Wann fing das mit der Selbstabwertung an?

Möglicherweise musst du bis in die Kindheit schauen. Dann interessiert dich vielleicht dieser Text.

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Frage Nr. 37860 von 20.02.2024

Liebes Lilli-Team
Ich bin die damalige Fragestellerin von Frage Nr. 37218.
Meine Frage begründet eine lange Leidensgeschichte und soll aber gerodet zur Erlösung zu Ende gehen. Ich möchte Suizidbeihilfe in Anspruch nehmen. Jedoch habe ich keine Kraft diesen langwierigen Weg, den man psychisch Kranken auferlegt, durchzustehen. Haben psychisch Kranke nicht dieselben Rechte wie körperlich Erkrankte? Mein Entscheid kommt nicht aus einer „Phase“ raus. Habt ihr Erfahrungen mit dem Ausland?
Danke.

Unsere Antwort

Wir haben keine Erfahrung mit aktiver und passiver Sterbehilfe. Darum können wir dir nur die Websites angeben, die du wahrscheinlich schon kennst. In Europa ist in vier Ländern Sterbehilfe erlaubt. Jedes Land hat gesetzliche Grundlagen und genau beschriebene Protokolle, nach denen Sterbehilfe erlaubt ist. In der Schweiz gibt es z.B. die Organisation Exit für  professionelle und legale Suizidhilfe. Der «langwierige Weg» wird dir in keinem Land erspart bleiben. Darum fügen wir doch noch an: Such dir auch für einen solchen Weg eine verlässliche (professionelle) Begleitung und lass dir den Weg zum Weiterleben offen. Hier findest du Notfall-Adressen.

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Frage Nr. 37846 von 19.02.2024

Hallo.Ich brauche Hilfe.Mein Analberrich juckt schon seit ein paar Monaten.Ich habe früher ca.2-3 Jahre jeden Tag Feuchttücher nach jedem Stuhlgang benutzt.Seit einem halben Jahr mache ist das nicht mehr,weil ich dachte das der Juckreiz davon kommt.Ich war bei meiner Frauenärztin und Hausärztin und sie meinten ich habe keine Hämorrhoiden.Sie meinten es ist nur ein bisschen rot und vermuteten,dass meine Haut dort nur ein wenig gereizt ist.Ich habe Deumavan und Bepanthen plus benutzt ,aber es hat nicht wirklich was gebracht.Manchmal ist der Juckreiz stärker und manchmal weniger.In einem Monat habe ich ein Termin beim Dermatologen.Welche Creme soll ich bis dann benutzen? Können Sie mir was vorschlagen? Und juckt es? Kann es ein Pilz sein? Danke

Unsere Antwort

Ich kann aus der Ferne nicht genau beurteilen, was du genau hast. Es ist aber gar nicht soo selten. Daher haben wir dazu auch einen Text geschrieben. Ich empfehle dir, dass du die Tipps darin befolgst.

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Frage Nr. 37844 von 19.02.2024

Liebes Lilli-Team
Beim Dating haben ich und ein Mann uns dazu ausgetauscht, was uns wichtig ist. Da hat er mir gesagt, dass er aus religiösen Gründen seine allfälligen, zukünftigen männlichen Kinder beschneiden lassen wollen würde und wie ich dazu stehe. Ich habe mir bislang dazu noch nie Gedanken gemacht. Ich kenne aber selber einen Mann, der als Kind aus religiösen Gründen beschnitten wurde und das heute seinen Eltern vorwirft (er hat das Gefühl, das sein Sexualempfinden schlechter ist). Ich denke, man auch sehr guten Sex mit beschnittenem Penis haben (gemäss beschnittenen Exfreunden...), aber ich finde es trotzdem irgendwie kritisch, diese Entscheidung für ein Kind zu treffen, ohne medizinische Indikation. Ich würde meinem Kind z.B. auch keine Ohrlöcher stechen wollen, bevor es selber sich dazu entscheiden kann. Eine Beschneidung scheint mir hier noch ein grösserer Eingriff zu sein. Was meint ihr dazu?

Unsere Antwort

Lilli setzt sich für die Rechte der Kinder ein. Darum vertreten wir die Haltung, mit der Beschneidungs-Entscheidung zu warten, bis der Junge urteilsfähig ist. Als Beitrag für die Entscheidung klären wir über medizinische Beschneidung auf.

Es gibt Menschen wie der Mann mit dem du dich austauschst, für die die frühe Beschneidung von Jungen ein wichtiger Teil ihrer Religion ist. Das Verbot dieser Beschneidung wäre für sie eine Einschränkung der durch die Verfassung garantierten Religionsfreiheit. Und auch die späte Beschneidung widerspräche ihren Glaubensregeln. Sie berufen sich dabei auf eine 2000 Jahre alte Tradition. Hier spielt das Gefühl der Zugehörigkeit eine wichtige Rolle. Ein unbeschnittener Junge könnte sich in einer jüdischen oder muslimischen Gemeinschaft als Aussenseiter fühlen - ebenso wie eine Familie, die sich gegen eine frühe Beschneidung ihres Jungen entscheidet.

Während die Beschneidung von Mädchen in vielen europäischen Ländern verboten ist, bleibt die Beschneidung von Jungen weitgehend erlaubt. Nur Schweden hat eine gesetzliche Regelung: «Nach dem Gesetz dürfen Beschneidungen nur von Ärzten und unter Betäubung vorgenommen werden, bei Jungen unter zwei Monaten auch von dazu von der schwedischen Gesundheitsbehörde speziell legitimierten Personen» (TAZ, 12.7.2012)

Wir würden immer für eine Beschneidung unter medizinisch einwandfreien Bedingungen plädieren. Im Internet findest du sehr viele informative Beiträge zu dieser komplizierten Debatte. Als Beispiele zum Weiterdenken empfehlen wir dir Beiträge in «Blätter» und «Sozialinfo».

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Frage Nr. 37826 von 02.02.2024

Antwort auf Frage 37780:

Ich versuche mal statt auf das Aussehen zu achten, mehr an meiner Ausstrahlung und Einstellung zu arbeiten.

Eventuell muss man nicht extrem viel Muskeln haben, doch wenn man halbwegs Fit aussieht, sollte das eigentlich reichen. Wie ihr das auch geschrieben habt.

Ich versuche mal Schritt für Schritt die Inhalte der Texte mal umzusetzen.

Ein Problem von mir ist, dass ich nie Frauen kennlerne. In meinem Beruf sind leider nur Männer und in meinem Freundeskreis auch nur Männer. Die meisten haben halt auch Probleme mit Frauen, weshalb ich keine Frauen über mein Freundeskreis kennlerne.

Könnte mit einem neuen Hobby Frauen kennlernen, doch meistens waren da auch immer nur Männer. Und ein extra ein Hobby auszusuchen wo nur Frauen sind, ist irgendwie auch kacke. Dann gehe ich da nur hin für Frauen und nicht wegen dem Hobby. Dann komme ich mir vor wie ein schmieriger Typ.

Wie kann ich denn Frauen kennlernen?

Frauen auf der Straße ansprechen könnte ich auch machen, doch da ist die Wahrscheinlichkeit gering, dass man relativ ähnlich ist, beziehungsweise hat man keine gemeinsamen Interessen. Also ist unwahrscheinlich, dass man gemeinsame Interessen hat, oder?

Feiern gehen, sowas wie in Clubs gehen mag ich nicht so und Alkohol trinke ich auch nicht. Klar könnte ich auch was nicht alkoholisches Trinken, doch wenn ich kein Alkohol trinke und die meisten anderen schon, dann ist man nicht wirklich auf einer Wellenlänge mit der Zielgruppe von Menschen, die gerne in Bars gehen.

Irgendwie super schwierig, was kann ich machen?

Unsere Antwort

Toll, dass du unseren Text gelesen hast und schon etwas für dich mitnehmen konntest. 

Ich kann verstehen, dass es in deinem Umfeld momentan schwierig ist, Frauen kennen zu lernen. Ich finde, es ist eine gute Idee, dir ein Hobby zu suchen, bei dem du auch auf Frauen triffst. Natürlich solltest du das Hobby nicht nur der Frauen wegen machen. Such dir am besten etwas, was dir Spass mach und wo du, auch unabhängig von den Frauen, gerne hingehst. Überleg mal: Was interessiert dich? Was macht dir Spaß? Was wolltest du schon immer mal ausprobieren? Und dann werde kreativ. Vielleicht hast du Lust, eine bestimmte Sportart zu machen, einen Sprachkurs zu besuchen, dich einer politischen Gruppe anzuschliessen oder einen Tanzkurs zu besuchen. Vielleicht hast du auch noch ganz andere Ideen.

Wenn du Frauen auf der Strasse oder im Club ansprechen möchtest, empfehle ich dir, vorher mit ihnen zu flirten. Wie das geht, erfährst du in diesem Text. Flirten macht Spass und hilft dir zu erkennen, ob auch die Frau Interesse an dir hat. Und wenn du dich fragst, wie du eine Frau dann am besten ansprechen kannst, interessiert dich bestimmt dieser Text.

Ob auf der Strasse oder im Club — natürlich kann es dir passieren, dass es zwischen dir und der Frau, die du angesprochen hast, einfach nicht richtig passt. Das ist ganz normal und gehört beim Dating dazu. Das ist ein bisschen, wie in einem Champions-League-Spiel ein Tor zu schiessen: Es braucht viele Versuche, es steht einem viel im Weg, es kann vieles schiefgehen – auch wenn man selbst das beste macht, was man kann, und auch noch gut dabei ist. Daher rate ich dir, die Haltung eines Profifussballers anzunehmen: "Wenns schief geht, bin ich nicht frustriert, sondern es feuert mich an, mehr zu versuchen". Mehr dazu findest du auch in diesem Text.

Ich empfehle dir ganz grundsätzlich, dass du versuchst, neugierig auf neue Menschen zu sein. Auch wenn du nicht direkt eine Frau kennenlernst, die dir gefällt, vielleicht lernst du andere Leute kennen, über die du dann wieder jemanden kennenlernst und so weiter.

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Frage Nr. 37822 von 02.02.2024

Hallo liebes Lilli-Team,
Ich (m, 33) habe ein Problem: Ich würde gerne eure Tipps aus dem Text "Wie mach ich mich interessant, attraktiv, sexy und liebenswert?" umsetzen. Allerdings habe ich bemerkt, dass ich viele Dinge gern tun oder können würde, aber zu "ergebnisorientiert" bin. Das heißt, ich würde z.B. gerne gut zeichnen / malen können, habe aber keine Motivation zu üben. Ich würde gerne fit sein, habe aber keine Lust zu trainieren. Ich denke, ihr versteht, was ich meine. Meine Frage also ist: Wie kann ich lernen, den Prozess an sich zu mögen / genießen, anstatt ihn nur als notwendiges Übel zu sehen? (Quasi ein bisschen nach dem Motto "der Weg ist das Ziel".) Wenn ich meine Haltung in dieser Hinsicht nicht ändere werde ich wohl nie anfangen, etwas an mir zu verändern. Ich merke dann, dass ich mir oft Dinge denke wie "Ach, so sehr lohnt sich der Aufwand auch wieder nicht" oder "Ach, das schaffst du wahrscheinlich eh nicht", was mich dann natürlich runterzieht. Wie komme ich gegen solche Gedanken an? Ich habe mir im Internet schon ein paar Tipps diesbezüglich durchgelesen [...], habe aber wenig Hoffnung, dass ich sie umsetzen kann. Könnt ihr mir da helfen? Vielen lieben Dank euch!

Unsere Antwort

Toll, dass du unseren Text gelesen hast und unsere Tipps gerne umsetzen möchtest. Ich kann verstehen, dass sich der Gedanke daran für dich momentan frustrierend anfühlt. Dein Fokus scheint tatsächlich vor allem darauf zu liegen, irgendwo angekommen zu sein. Du möchtest etwas können oder etwas sein. Und ich frage mich: Warum möchtest du das eigentlich? Wenn du keine Lust hast zu malen oder zu zeichnen, warum möchtest du es dann können?

Du scheinst hohe Erwartungen an dich selbst zu haben, und daran, was du glaubst können oder sein zu müssen. Und dann ist es total verständlich, wenn du schnell die Motivation verlierst. Dann siehst du nur all die Dinge vor dir, die du noch nicht kannst. Und du verlierst den Mut, überhaupt mit etwas anzufangen. 

Stattdessen könntest du dich auf die Dinge konzentrieren, die du gerne machst und die dir Spass machen. Und ich bin mir sicher, dass es solche Dinge gibt. Was machst du gerne? Was tut dir gut? Und dann mach das. Einfach weil es an sich Spass macht. Und ohne damit ein Ziel erreichen zu wollen. In dem Text «Wie mach ich mich interessant, attraktiv, sexy und liebenswert?» geht es ja vor allem um die Dinge, die dir Spass machen und die dich interessieren. Was sind diese Dinge für dich? Und gibt es vielleicht etwas, was du gerne einmal ausprobieren möchtest, einfach weil es dir Spass machen könnte? Und bei dem es ganz egal wäre, ob du es irgendwann mal so richtig gut kannst oder nicht?

Und statt dich darauf zu konzentrieren, wie du gerne sein möchtest, kannst du dich fragen: Was magst du jetzt schon an dir? Was hast du in deinem Leben schon geschafft, worauf du so richtig stolz bist? 

Aber vielleicht gibt es trotzdem etwas, das du gerne an dir verändern möchtest. Dann kannst versuchen herauszufinden, wie es dir Spass machen würde, dahin zu kommen. Wenn du zum Beispiel gerne fit sein möchtest, aber dir die Motivation fehlt, überleg mal, wie dir das Trainieren Spass machen könnte. Vielleicht findest du es langweilig ins Fitness-Studio zu gehen, aber es gibt eine andere Sportart, die dir Spass macht? Werde kreativ und sei dabei nicht so streng mit dir. 

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Frage Nr. 37760 von 25.01.2024

Hallo lilli

Ist der feministische Ausspruch:"die zukunft ist weiblich" nicht auch sexistisch. Mich ärgert es wenn er und ähnliche Aussagen so unreflektiert herausgesagt werden. Neulich fand ich ein Buch mit diesem Titel im Buchladen. Wieso tut man sowas. Schadet das nicht dem Ruf des Feminismus, der gegen Sexismus und Diskriminierung stehen soll.
Ist das am Ende nicht auch Wasser auf den Mühlen von gewissen Influencern mit sehr zweifelhaften Ansichten und Dünger auf den Boden der incelcommunity und rechter Parteien. Ich glaube wir hätten viel weniger Gewalt gegen Frauen und Männer bzw Gewalt im Allgemeinen wenn unsere Gesellschaft gleichzeitig auch auf männliche Probleme und Anliegen eingeht und das genauso staatlich gefördert wird wie es bei Frauen der Fall ist. Die Ignoranz der Gleichstellungspolitik gegenüber Männern kann einfach nicht zur gewünschten compliance vieler Männer führen sich für Frauenrechte einzusetzen. Man kann die Gleichung nicht lösen wenn man nur einseitig ansetzt.
W46

Unsere Antwort

Das kommt darauf an, wie man Sexismus und Diskriminierung definiert. Es gibt die Ansicht, dass Sexismus jegliche Form von Ungleichbehandlung aufgrund des Geschlechts ist. Es gibt aber auch die Ansicht, dass Sexismus  - so wie zum Beispiel auch Rassismus - nur dann vorliegt, wenn zu den Vorurteilen auch Macht dazukommt. Wenn also eine strukturelle, systematische Benachteiligung in der Gesellschaft vorliegt. Das trifft auf Männer als Gruppe nicht zu, denn Männer füllen in unserer Gesellschaft immer noch einen Großteil der machtvollen Positionen aus. Für individuelle Männer kann das natürlich ganz anders aussehen.

Klar ist aber, dass Sexismus auch Männern schadet. Zum Beispiel werden Männer oft dafür bestraft, wenn sie "zu feminin" sind oder wenn sie traditionell weibliche Aufgaben übernehmen wollen. Oder sie fühlen sich durch ihre Geschlechterrolle unter Druck gesetzt, besonders stark, aggressiv oder erfolgreich sein zu müssen. Auch sie werden also in einer sexistischen Gesellschaft stark über ihr Geschlecht definiert und das kann ganz schön einschränkend sein.

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Frage Nr. 37731 von 19.01.2024

Hallo,
ich hatte die Frage 37664 gestellt.
Ja, es ist die Angst, eine Frau ungewollt zu schwängern. Ihr schreibt gut trockenwischen langt, doch bin ich mir meiner nie sicher, ob es wirklich trocken genug war. Wenn ich im Schlaf eine Ejakulation hatte, habe ich immer das Bedürfnis mich danach ausgiebig duschen zu müssen. Was mache ich, wenn Sie gerne nackt neben mir liegt und genau solch eine Situation passiert? Und auch nach der Dusche scheint tagsüber immer wieder etwas nachzufließen, sodass es sich stets nass und kalt anfühlt. Sofern es sich hierbei immer um Sperma handeln sollte, wie gefährlich ist es, damit tagsüber bei Familie, Freunden oder auf der Arbeit herumzulaufen und nicht direkt duschen zu können? Was wäre, wenn ich durch einen Toilettengang, auch Sperma auf meine Hände gerät, welches über das Händewaschen nicht weggewischt wurde? Was wäre, wenn ich das Händewaschen nicht gut genug oder gar nicht vorgenommen hätte? Inwiefern gefährde ich dadurch meine Mitmenschen?

Unsere Antwort

Du hast eine falsche Vorstellung von deinen Spermien. Um eine Schwangerschaft auszulösen müssen Spermien IN der Vagina sein und das auch noch mit ihrer umgebenden Flüssigkeit. Vom Bauch schafft es ein Spermium unmöglich in die Vagina. Du hast  unsere Texte gelesen und wir haben dir bereits auf deine Frage geantwortet. Du schreibst selber was dein Problem ist: Angst.

Man hat im Leben immer wieder vor etwas Angst, das ist normal und menschlich. Wenn man versucht, diese Angst immer wieder loszuwerden, weil man sie nicht fühlen will, dann wird sie sich auf irgendein Thema stürzen. Meist sucht die Angst sich Themen mit (vermeintlich) grosser Verantwortung. Verantwortung ist das Gleiche wie Macht. Bei dir ist das das Thema Potenz. Achtung ich übertreibe jetzt absichtlich: Du denkst also, du hättest soviel Macht, dass schon vom blossen "Anblick" eines deiner Spermien jemand schwanger werden könnte. Du solltest dich dringend mit dem Thema Angst, Macht und Verantwortung auseinandersetzen und darüber nachdenken.  Wenn du alleine nicht weiterkommst, würde ich dir empfehlen dich an einen Psychotherapeuten/eine Psychotherapeutin zu wenden, damit dein Denken und somit auch Leben in Zukunft weniger eingeschränkt ist.  

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